Krise löst Boom bei Vorsorgewohnungen aus
In Wien reißen sich die Anleger neuerdings um Vorsorgewohnungen. Die Steuerersparnis steht jedoch als Kaufgrund nicht mehr im Vordergrund. Welche Wohnungen und wo derzeit gefragt sind. Wie die Prognosen für 2021 sind.
Wohnungen bis 55 Quadratmeter sind am Vorsorgemarkt bliebt. Ohne Freiflächen geht bei den Käufern aber nichts mehr.
Der Markt für Vorsorgewohnungen erlebt mitten in der Wirtschaftskrise einen Boom. Wie aus dem heute veröffentlichten Vorsorgewohnungsmarktbericht von EHL Immobilien hervorgeht, wird die Zahl der Vorsorgewohnungen, die heuer von Privatanlegern in Wien erworben werden, um rund 30 Prozent auf 900 Einheiten steigen.
Preise ziehen um fünf Prozent an
Die Preise pro Quadratmeter steigen um rund fünf Prozent, da aber gleichzeitig die Durchschnittsgröße etwas sinkt, bleibt der durchschnittliche Kaufpreis pro Wohnung mit 220.000 Euro weitgehend unverändert. In diesen Zahlen sind nur jene Wohnungen enthalten für die ein Vorsteuerabzug geltend gemacht wurde. Zusätzlich werden jährlich mehrere Hundert Wohnungen formal als Eigentumswohnungen, wirtschaftlich aber als Geldanlage zur Vermietung erworben.
Drei Prozent Rendite pro Jahr realistisch
„Die starke Nachfrage nach Vorsorgewohnungen ist eindeutig auf die zunehmende wirtschaftliche Verunsicherung zu sehen“, erklärt Sandra Bauernfeind, Geschäftsführerin von EHL Wohnen. „Vorsorgewohnungen bieten hohe Wertstabilität, und eine Verzinsung von aktuell realistischen Renditen von rund drei Prozent attraktiv.“
35 bis 55 Quadratmeter am häufigsten
Größe und Ausstattung der Wohnungen haben sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren wenig verändert. Der Großteil der Vorsorgewohnungen befindet sich in einer Bandbreite zwischen 35 m2 und 55 m2 und Freiflächen sind fast obligatorisch. Geändert haben sich hingegen die typischen Lagen in denen sich Vorsorgewohnungen befinden:
Transdanubien und Favoriten als Vorsorgehit
Mittlerweile liegen laut dem EHL-Bericht die Wiener Außenbezirke Donaustadt und Favoriten mit großem Abstand an der Spitze, mit Abstand folgt wegen einiger großer Stadtentwicklungsprojekte der 3. Bezirk. Bauernfeind: „Die zentrumsnahen Lagen innerhalb des Gürtels spielen hingegen kaum mehr eine Rolle.“ Dort sind die Preis so hoch, dass eine Rendite kaum noch möglich ist.
Steuerersparnis nicht mehr entscheidendes Kaufmotiv
Ebenfalls deutlich verändert haben sich die Veranlagungsmotive: „Steuerersparnis ist allenfalls ein kleiner, angenehmer Nebeneffekt“, so Bauernfeind, „aber praktisch nie mehr das entscheidende Kaufmotiv. Weitaus höheren Stellenwert haben die Werterhaltung des Vermögens, Flexibilität im Hinblick auf die Dauer der Veranlagung und auch eine mögliche spätere Eigennutzung durch den Käufer oder seine Familienangehörigen. Vor allen Dingen aus diesen Gründen verzichten Anleger immer öfter auf den Vorsteuerabzug und auch der Eigenkapitalanteil ist in der Regel deutlich höher als es unter steuerlichen Gesichtspunkten optimal wäre.“
2021 weniger Angebote am Markt
Trotz des starken Anlegerinteresses erwartet Bauernfeind für 2021 einen Rückgang des Transaktionsvolumens, da wegen einer rückläufigen Zahl von Fertigstellungen weniger Angebot auf den Markt kommen wird.
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