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Neues vom Scheich: Wiener Grand Hotel sucht Käufer

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 © Herrgott Ricardo / VGN Medien Holding / picturedesk.com

Eigentümer Scheich al Jaber möchte das Grand Hotel trotz wirtschaftlicher Erfolglosigkeit weiterführen und ist dabei, Geld aufzutreiben. 

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Das Grand Hotel und die Ringstraßen-Galerien sollen in Kürze verkauft werden. Interessenten stehen Schlange, obwohl in den Immobilien etliche Tretminen warten.

Wer sich dieser Tage in die einst mondänen Ringstraßen-Galerien am Wiener Kärntner Ring verirrt, dem ist eher mulmig als zum entspannten Shoppen zumute. Etliche Geschäfte stehen leer, einige der Boutiquebesitzer sollen bereits in Konkurs gegangen sein. Lediglich den Billa Corso im Untergeschoss frequentieren noch gelegentlich hungrige Kunden. Auch im benachbarten Grand Hotel lief es schon einmal besser.

Seit dem Frühjahr dieses Jahres sind die zwei Gesellschaften, die Erste Wiener Hotel AG und die Grand Hotel GmbH, die diese beiden Luxusimmobilien besitzen, in Insolvenz. Beide werden dem saudisch-österreichischen Geschäftsmann Mohamed Bin Issa Al Jaber, in Wien auch bekannt als „der Scheich“, zugerechnet. Er hat die beiden Luxusobjekte in den 2000er-Jahren gekauft, dürfte seither aber nicht viel investiert haben und es mit der Rückzahlung der Schulden nicht so genau genommen haben. „Über Jahre hindurch wurde nichts repariert, die Aufzüge haben nicht funktioniert, es gab Wasserschäden und keinen Ansprechpartner“, berichtet eine Boutiquebesitzerin, die aus den Galerien ausgezogen ist. Das Hotel konnte in den letzten Jahren zwar die Umsätze von 16 auf 20,6 Millionen Euro steigern, die Kosten blieben aber stets zu hoch, was unter dem Strich ein dickes Minus bedeutete, wie aus einem aktuellen Gutachten der ÖRAG ersichtlich, das dem trend vorliegt. Auch die Auslastung war mit knapp 70 Prozent unterdurchschnittlich. Größter Gläubiger beider Gesellschaften ist die Raiffeisenbank International, die angeblich auch die Insolvenzanträge eingebracht hat und insgesamt Verbindlichkeiten im Ausmaß von rund 100 Millionen Euro hypothekarisch besichert hat.

78 Millionen Verkehrswert

Nun könnte sich die Situation für die zwei Immobilien aber erheblich ändern, denn beide wurden von den Masseverwaltern Ulla Reisch und Stephan Riel zum Verkauf angeboten. Interessenten können bis 24. Oktober ihre verbindlichen Angebote abgeben. Und davon gibt es angeblich jede Menge. Rund 50 Interessenten aus dem In- und Ausland sollen sich bereits gemeldet haben, ist zu hören. Einige davon wären sogar bereit, beide Objekte im Paket zu erwerben. Das ÖRAG-Gutachten legt den Verkehrswert alleine für das Hotel mit aktuell 77,8 Millionen Euro fest, das Hotelinventar wird auf weitere 1,4 Millionen Euro geschätzt, der Weinkeller des Hauses mit knapp 100.000 Euro taxiert. Ein entsprechendes Gutachten für das Palais Corso liegt bislang noch nicht vor. Aber beide Immobilien zusammen werden wohl weit über 100 Millionen Euro zu liegen kommen. Weitere 90 bis 100 Millionen Euro werden vermutlich dafür nötig sein, die Technik der Häuser wieder auf Vordermann zu bringen, ist ein Interessent, der anonym bleiben möchte, überzeugt.

Kampfbereiter Scheich

Und dann ist da auch noch der Scheich, der wild entschlossen scheint, das Hotel und die Galerien selber weiterführen zu wollen. Er ist gerade dabei, Geld aufzutreiben, um die Gesellschaften noch vor Ende der Angebotsfrist schuldenfrei zu stellen. Angeblich, so ist aus seinem Umfeld zu hören, hat er bereits einen Investor aufgestellt, der ihm 220 Millionen Euro dafür zur Verfügung stellen will. Ein entsprechender Vorstoß, den Al Jaber bei Gericht vorgebracht hat, wurde allerdings abgelehnt. Die verbindliche Finanzierung konnte nicht nachgewiesen werden, hört man aus dem Handelsgericht Wien. Auch ein Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens wurde vor wenigen Tagen zurückgewiesen.

Doch das ist nicht die einzige Front, an der der Scheich vor Gericht zu kämpfen hat. Denn bereits im Jahr 2011 gab es den Versuch, einen Käufer für die Ringstraßen-Galerien zu finden. Dom Immobilien Leasing GmbH, eine Gesellschaft im russischen Eigentum, sei damals bereit gewesen, 80 Millionen Euro dafür zu zahlen. Doch bis heute streitet Al Jaber bei Gericht, ob der Kaufvertrag überhaupt gültig zustande gekommen sei oder nicht. Inzwischen ist auch Dom Immobilien Leasing insolvent. Wie die Causa weitergeht, ist höchst ungewiss. Sicher ist jedenfalls: Ein neuer Käufer muss leidensfähig und geduldig sein, denn bislang endete noch fast jedes größere Geschäft, an dem Al Jaber in irgendeiner Form involviert war, vor Gericht.

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