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„Glaube an Innovationskraft und Resilienz“

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ZUR PERSON: Martin Butollo ist seit 2013 Country-CEO der Commerzbank in Österreich. Nach seinem Studium an der Wiener Wirtschaftsuniversität und der Pariser HEC trat Butollo bei PricewaterhouseCoopers ein und wechselte dann nach Frankfurt, wo er bei der Dresdner Bank und der Commerzbank Bankerfahrung sammelte.
ZUR PERSON: Martin Butollo ist seit 2013 Country-CEO der Commerzbank in Österreich. Nach seinem Studium an der Wiener Wirtschaftsuniversität und der Pariser HEC trat Butollo bei PricewaterhouseCoopers ein und wechselte dann nach Frankfurt, wo er bei der Dresdner Bank und der Commerzbank Bankerfahrung sammelte.©Michael Rausch-Schott
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Die EU wird strenge Nachhaltigkeitsregeln für die Kreditvergabe einführen. MARTIN BUTOLLO, Commerzbank-Austria-Chef, über die Rolle der Banken in diesem Transformationsprozess.

TREND: In Deutschland wurde vor Kurzem „Zeitenwende“ zum Wort des Jahres gewählt. Für die Unternehmen hat diese massive Auswirkungen: Exorbitante Energiepreise, Inflation, unterbrochene Lieferketten und dazu der Klimawandel – die Geschäftsmodelle geraten derzeit von mehreren Seiten unter Druck. Welche Rolle spielen die Banken?
MARTIN BUTOLLO: Banken sind wichtige Begleiter in dem aktuellen Transformationsprozess, sowohl was die Finanzierung der Energiewende betrifft als auch in der Begleitung der Unternehmen im Aufbau neuer Handelskorridore. Diese folgen im Wesentlichen auch den neuen Energieflüssen. Da werden Nordamerika, Asien, Nordafrika und der Mittlere Osten weiter an Bedeutung gewinnen.

Auf welche Weise können die Banken diesen Prozess unterstützen?
Wir als Commerzbank wickeln rund 30 Prozent des deutschen Außenhandels ab und haben Niederlassungen und Repräsentanzen in allen genannten Regionen, um den Außenhandel zu begleiten – etwa mittels Exportakkreditiven.

Probleme bereiten ja nicht nur die unterbrochenen Lieferketten. Geht nicht auch von der Inflation und den steigenden Zinsen eine Gefahr aus?
Man muss da schon festhalten, dass wir von historisch niedrigen Zinsen ausgehen. Unsere Volkswirte erwarten außerdem nur mehr moderate Zinsschritte. In Europa erwarten wir als Zielwert etwa drei Prozent Mitte 2023. Die Inflation und der generelle Preisauftrieb sind aber in der Tat weiterhin eine Gefahr für die weitere Konjunkturentwicklung.

Die Kreditschutzverbände warnen immer wieder vor einer Insolvenzwelle. Ist eine solche bei Ihnen angekommen?
Viele Unternehmen sind mittlerweile „krisenerprobt“, gut aufgestellt und haben ausreichend Eigenkapital und Liquidität. Sicher gibt es Branchen, die stärker unter Druck sind – Gastronomie, stationärer Einzelhandel, kleinere Betriebe. Aber in der Breite sehe ich derzeit keine Anzeichen für eine Insolvenzwelle. 2023 wird mit Sicherheit weiterhin herausfordernd bleiben, doch ich glaube an die Innovationskraft und Resilienz der österreichischen Unternehmen.

Zurück zur Energiewende, die ja inzwischen nicht nur einen Umweltaspekt hat, sondern auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit geworden ist. Hier werden aber wohl beachtliche Investitionen notwendig sein …
Stimmt, die Finanzierung der Energiewende stellt eine große Herausforderung für die Zukunft dar. Hier können und müssen die Banken helfen. Zukunftsthemen wie Energieeffizienz, Reduktion von CO2, Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energien werden von den Banken bevorzugt finanziert. Es ist die Aufgabe der Banken, die Unternehmen bei der Transformation zur Nachhaltigkeit zu unterstützen. Wir als Commerzbank sind einer der führenden Finanzierer von erneuerbaren Energien in Europa.

Bereiten sich alle Unternehmen ausreichend auf die Energiewende vor?
Die großen, international aufgestellten Unternehmen, die sich aktiv am Kapitalmarkt bewegen, haben sich schon frühzeitig mit dem Thema beschäftigt. Sie veröffentlichen ja auch regelmäßig Nachhaltigkeitsberichte. Da besteht auch mehr Druck vom Kapitalmarkt.

Und was ist mit den kleineren Unternehmen, die meist ja nicht an der Börse notieren?
Viele Klein- und Mittelbetriebe sind noch nicht so weit bei der Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie. Aber ich kenne keinen Firmenkunden, der nicht erkannt hat, dass Nachhaltigkeit für ihn ein Thema sein muss.

Aber die EU wird da ja in absehbarer Zeit strengere Richtlinien erlassen … Welche Konsequenzen wird das haben?
Es wird in der Tat immer mehr regulatorisch vorgeschrieben, zu überprüfen, wie ein Unternehmen die ökologische Transformation schafft. Tatsächlich wird unsere Kreditvergabe auch davon abhängen, ob ein Kunde Fortschritte auf seinem Pfad zur Klimaneutralität macht.

Was geschieht mit Unternehmen, die in CO2-intensiven Bereichen tätig sind?
Für diese Unternehmen besteht ja erst recht ein Bedarf an Finanzierung für die kostenintensive Refokussierung. Aber auch da muss es klare Meilensteine in Richtung Klimaneutralität geben. In jedem Fall kann die Transformation zur Nachhaltigkeit nur gemeinsam gelingen, das heißt Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Banken, Politik und Gesellschaft.

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