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„An grünen Finanzierungen führt kein Weg mehr vorbei“

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ZUR PERSON. ROMAN ERMANTRAUT war ab 2018 Leiter des Wholesale-Geschäfts der ING. Nun ist er County Head der ING Österreich.
ZUR PERSON. ROMAN ERMANTRAUT war ab 2018 Leiter des Wholesale-Geschäfts der ING. Nun ist er County Head der ING Österreich.©OTS/ING/STEFAN JOHAM
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Roman Ermantraut, Country Head der ING Österreich, über Vorteile nachhaltiger Finanzierungsformen und das breite Angebot seines Instituts.

TREND: Die ING hat turbulente Zeiten hinter sich. Was bedeutet der Verlust des Privatkundengeschäfts?
ROMAN ERMANTRAUT: Ich würde an sich nicht von einem Verlust sprechen. Wir haben uns ja selbst dafür entschieden, unseren Fokus auf das B2B-Geschäft zu legen. Dabei darf nicht vergessen werden, dass wir in diesem Kundensegment hierzulande schon lange tätig sind – und zwar seit unserem Markteinstieg in Österreich Anfang der 1990er-Jahre. Im Firmenkundenbereich können wir zudem mit unserer weltweiten Vernetzung auftrumpfen: Die ING-Gruppe ist in mehr als 40 Ländern von Europa über Asien bis Amerika vertreten und für große international tätige Unternehmen ein großes Asset, weil wir die lokalen Gegebenheiten der unterschiedlichsten Märkte kennen.

Wie positionieren Sie die Marke ING jetzt in Österreich?
Im Mittelpunkt stehen bei uns Projekt- und strukturierte Finanzierungen, nachdem wir uns in Österreich auf Wholesale-Banking spezialisiert haben. Genauer gesagt liegt unser Schwerpunkt auf Unternehmen mit Börsennotierung oder mehr als 500 Millionen Euro Umsatz und starker internationaler Ausrichtung, die wir bei der Finanzierung am Kapitalmarkt beraten. Ein Thema liegt uns dabei besonders am Herzen: Gerade die letzten Monate haben verdeutlicht, wie wichtig das Thema Nachhaltigkeit für unsere Gesellschaft ist. Die ING nimmt sich hier selbst in die Pflicht, möglichst viel für den Planeten zu tun und gleichzeitig den Kreditnehmern zu zeigen, welche Schritte sie dabei setzen können. Denn grüne Finanzierungen sind heute schon sehr gefragt und werden zukünftig noch an Bedeutung gewinnen, um die Ausstattung mit genügend betrieblichen Geldmitteln und somit Liquidität zu garantieren. Wir wollen Unternehmen beim Transformationsprozess zu einem nachhaltigeren Geschäftsmodell begleiten und unterstützen.

Die ING sieht sich als Nachhaltigkeitspionier. Was umfasst das Spektrum an nachhaltigen Finanzierungen alles?
Das ist nicht so leicht zu beantworten, da es heute im Grunde bei fast allen Investitionen darum geht, wie nachhaltig diese sind. Wir setzen uns beispielsweise für „Sustainability-linked Loans“ ein, also Kredite, bei denen die Nachhaltigkeit der Investition Einfluss auf den Kreditzins nimmt: Je nachhaltiger ein Unternehmen ausgerichtet ist, desto geringer ist der Zinssatz! Dabei beachten wir nicht nur umweltrelevante Aspekte, sondern ebenso, wie sich das Unternehmen bei sozialen und Governance-Themen verhält.

Die Bank hat sich verpflichtet, ihr Kreditportfolio auf das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens auszurichten. Wie geht der Umbau vonstatten?
Der Europäische Grüne Deal ist ein Meilenstein in Richtung Klimaneutralität bis 2050 – wir wollen als Bank unseren Beitrag dazu leisten, indem wir den Kunden unser Fachwissen zur Verfügung stellen und bei der Kreditvergabe bestimmte Nachhaltigkeitsfaktoren miteinbeziehen. Die kundenseitigen Rückmeldungen dazu sind durchwegs gut gewesen, und bei der Nachfrage nach Green-Finance-Lösungen ist ein deutliches Plus bemerkbar.

In welcher Form werden Sie auch in der klassischen Finanzierung aktiv sein?
Natürlich geht so ein Wandel nicht von heute auf morgen, weswegen wir unsere Kunden auch bei klassischen Finanzierungen unterstützen. Ganz klar aber ist: An grünen Finanzierungen führt kein Weg mehr vorbei, denn die ESG-Anforderungen an Unternehmen in sämtlichen Bereichen sind deutlich gestiegen. Wer sich am Kapitalmarkt refinanzieren will, muss entsprechend agieren.

Sie kommen ursprünglich von der KPMG. Welche Rolle wird die Beratung bei der ING künftig spielen?
Gerade im Zuge der Nachhaltigkeit und des grünen Wandels spielt Beratung eine sehr große Rolle. Wir sehen uns in dieser Thematik sozusagen als „Green Advisor“, der dabei berät, welcher Schritt der nächste und der zielführendste ist – für das Unternehmen, aber auch für die Gesellschaft und die Umwelt. In diesem Zuge analysieren wir gemeinsam mit dem Kunden die momentane Ausgangslage und schauen dann, an welchen Hebeln angesetzt werden muss, um für alle ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen. Klares Ziel ist es naturgemäß, mit einem nachhaltigen Finanzierungsansatz die Liquidität unserer Kunden sicherzustellen.

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