
Florian Schwarzl (r.) hat den Familienbetrieb im Lavanttal von seinem Vater Heinz Schwarzl übernommen. Dieser hat die HOS-Technik im Jahr 1988 gegründet.
©Rene KnablKMU-Spezial: Die HOS-Technik stellt weltweit gefragte Spezialkunststoffe her, etwa für Reifen von Boeing-Flugzeugen. Von den US-Zöllen werden sie profitieren.
Ein bisschen Sankt Stefan im Lavanttal steckt in jedem Reifen eines Boeing-Fliegers. Das Geschäft von HOS-Technik, auf Spezialkunststoffe spezialisiert, geht nicht nur deshalb durch die Decke. Die Kärntner Mischung, Hochleistungskunststoffe und spezielle Polymervernetzer, ist derart einzigartig, dass das Unternehmen die internationale Reifen- und Gummindustrie sowie die Luft- und die Raumfahrtindustrie beliefert. Der Exportanteil in die USA ist in den vergangenen drei Jahren von 20 auf fast 40 Prozent gestiegen. Ein US-Großkunde aus der Flugzeugindustrie ist zu ihnen gewechselt, hinzu kommt der Boom in der Rüstungsindustrie, die von den Lavanttalern indirekt beliefert wird.
Trotz des hohen US-Exportanteils – besorgt ist Geschäftsführer Florian Schwarzl, der das Unternehmen von seinem Vater übernommen hat, nicht: „Wir zahlen die Zölle ja nicht, und wir sind der einzige Zulieferer aus Europa. Unsere US-Kunden können nicht auf den asiatischen Mitbewerb ausweichen.“ China in die Lieferkette aufzunehmen, ist für US-Unternehmen ein großes Risiko. Bisher hat Schwarzl kaum Reaktionen von seinen Kunden zu den Zöllen erhalten. Vorzieheffekte gab es ebenfalls wenige, denn die Lieferverträge sind langfristig geplant. Lediglich ein Kunde aus Deutschland, der die Kunststoffe weiterverarbeitet und dann in die USA liefert, hat in den vergangenen Wochen deutlich mehr eingekauft: „Dieser Kunde hat gebunkert und das auch so kommuniziert.“
Die derzeit gültigen Zölle von zehn Prozent sind für die HOS-Technik, ein familiengeführtes Unternehmen mit 26 Mitarbeiter:innen im Lavanttal, vernachlässigbar. Das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von zehn Millionen Euro ist auf seinem Gebiet derart spezialisiert, dass es mehrmals pro Jahr Kaufangebote bekommt. In Frage kommt ein Verkauf für Geschäftsführer Schwarzl jedoch nicht.
Nach dem Amtsantritt Donald Trumps kamen Anfragen von US-Großkunden an die Kärntner, ob sie sich vorstellen könnten, in den USA ein weiteres Werk zu eröffnen. Auch dem erteilte Schwarzl eine Absage. Die Produktion wird weiterhin ausschließlich in Sankt Stefan bleiben. Die Errichtung eines eigenen Lagers in den USA sei jedoch „eine Option“.
Der US-Fokus des Kunstoff-Experten könnte in Zukunft – unabhängig von Zöllen – also zu einem Plus führen. Ein US-Kunde, der bisher Mustermengen bestellt hat, will demnächst große Mengen einkaufen. „Wir werden deutlich vom US-Markt profitieren.“
Wie es anderen exportierenden österreichischen KMU im aktuellen Zoll-Chaos ergeht, lesen sie in der trend.PREMIUM-Ausgabe von Ende Mai 2025.