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Die Zugtaufe des ersten offiziell durch den Koralmtunnel brausenden Railjets übernahm kurz vor der Abfahrt von Graz Bundespräsident Van der Bellen. Beim offiziellen Opening am Hauptbahnhof der steirischen Landeshauptstadt sagte Van der Bellen unter anderem: "Ein 6-Milliarden-Euro-Projekt findet einen guten Abschluss. Die Eisenbahn hat im 19. Jahrhundert Europa revolutioniert, brachte und bringt Regionen zusammen. Jetzt sind die beiden Städte verbunden wie Bezirke in Wien. Mit der Koralmbahn setzen wir diese Erfolgsgeschichte fort."
Bundeskanzler Stocker sprach von einem schönen Tag für die beiden Zentralräume, die beiden Bundesländer und die Republik. "Man ist nun doppelt so schnell wie mit dem Pkw. Von der Koralmbahn werden viele Impulse ausgehen", so der Kanzler. SPÖ-Vizekanzler Andreas Babler betonte die Beschäftigungseffekte und die Verbesserungen für Pendler und den Arbeitsmarkt. Es sei auch ein guter Tag für die Bahnindustrie, nicht nur für die Länder.
Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ): "Ein Jahrhundertprojekt. Und ein Zeichen, wie gut wir funktionieren von der Bundesebene bis zu den Gemeinden." Er wolle sich bei den zehntausenden Arbeitern bedanken, die das geschafft haben. Eric von Breska, Direktor in der Generaldirektion Mobilität und Verkehr der EU-Kommission, zeigte sich "sehr, sehr stolz". Denn die Koralmbahn sei ein zentraler Baustein des Trans-Europäischen Verkehrsnetzes, von Polen bis an die Adria.
ÖBB-CEO Andreas Matthä sprach von einem eisenbahnhistorischen Moment, zwischen zwei Städten, die noch nie eine direkte Verbindung hatten. "Da verspürt man ein gewisses Kribbeln. Wie cool kann das denn sein", sagte der ÖBB-Chef, bevor er sich bei der Politik und den beteiligten Arbeitern, Technikern und Planern bedankte.
"Heute ist ein riesengroßer historischer Tag für die Steiermark und Kärnten. Wir wachsen enger zusammen - nicht nur geografisch, sondern auch menschlich", betonte FPÖ-Landeshauptmann Mario Kunasek. Für Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) beginnt mit der Koralmbahn der "Stern des Südens zu leuchten. Eine am Donnerstag eröffnete Ausstellung in Klagenfurt trägt den Titel "Aufbruch'". Das sei es tatsächlich, mit neuen Chancen für beide Länder. Die Grazer KPÖ-Bürgermeisterin Elke Kahr sprach ihren "Riesenrespekt" für die Ingenieurs- und die Arbeitsleistung aus. Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider hatte eine "Riesenfreude". Diese Verbindung bringe nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern auch neue Impulse für Kultur und Gesellschaft.
"Zug fährt ein", hieß es um 11.38 Uhr am Klagenfurter Hauptbahnhof. Einige Schaulustige hatten sich schon zuvor am Bahnhof und am Vorplatz der nebelverhangenen Kärntner Landeshauptstadt eingefunden. ÖBB-Mitarbeiterinnen verteilten gebrandete Trinkflaschen und ein kleines "Koralmbahn-Wörterbuch Kärntnerisch-Steirisch". Die Passagiere der Premierenfahrt wurden von einer Trachtengruppe, der Villacher Bauerngman, empfangen und zum Tänzchen am Bahnsteig aufgefordert.
Mit den ausgestiegenen Passagieren füllte sich dann auch der Bahnhofsvorplatz in Klagenfurt für die Feierlichkeiten. Die Moderatorin fragte den Bundespräsidenten, wie die Fahrt denn war. Van der Bellen hatte offenbar auf die Uhr gesehen: "Zu kurz!" Avisiert wäre die Fahrt mit 41 Minuten Fahrtzeit ab 11.00 Uhr gewesen. Bundeskanzler Stocker lobte die neue Bahnstrecke als technische Meisterleistung. Die neue Verbindung lasse die Menschen näher zusammenrücken, gut für Österreich und die beiden Bundesländer. Vizekanzler Babler: "Das ist ein richtiger Meilenstein." Landeshauptmann Kaiser bat um Applaus für Planer und Arbeiter und Amtskollege Kunasek dankte den "Vätern und Müttern" des Projekts, namentlich den Amtsvorgängern Waltraud Klasnik und Jörg Haider.
Aufregung gab es am Nachmittag, nachdem ein Sonderzug wieder zurück in Graz angekommen war. Am Ostportal des Koralmtunnels wurde eine Art Rauchentwicklung beobachtet. Ein Radiosender berichtete von einem Brand im Tunnel. Eine ÖBB-Sprecherin gab rasch Entwarnung: Es handle sich um Staub, der noch im Tunnel sei und aufgewirbelt werde. Laut Polizei befand sich kein Zug zu dem Zeitpunkt im Tunnel.
Die Hochleistungsstrecke ermöglicht Höchstgeschwindigkeiten zwischen Graz und Klagenfurt durch den 33 Kilometer langen Koralmtunnel mit bis zu 250 km/h, im Betrieb wird die Geschwindigkeit um die 230 km/h liegen. Der Tunnel wurde von 2008 bis 2024 errichtet und seither ausgiebig getestet. Die kürzeste Fahrzeit zwischen den Landeshauptstädten beträgt nun 41 Minuten für knapp 140 Kilometer. Die ÖBB sprachen deshalb in einer Aussendung davon, dass man sich in 41 Minuten "rüberbeamen" könne. Die Fahrzeit Klagenfurt-Wien beträgt nun knapp über drei Stunden. Das wird sich mit der Inbetriebnahme des Semmeringbasistunnels 2030 weiter um eine halbe Stunde verkürzen - auf knapp über zweieinhalb Stunden. Zwischen Graz und Wien fährt man dann mit dem Railjet eine Stunde und 50 Minuten.