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Josef Donhauser: Schweiz-Coup und neue Bahn-Pläne

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 © FOTO: WOLFGANG WOLAK

Der Caterer Josef Donhauser, Eigentümer der Don-Gruppe.

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Josef Donhauser, Chef der Don-Gruppe, gehört zu den agilsten Köpfen in der Gastrobranche: Nach einem Coup in der Schweiz expandiert er mit seinen Systemrestaurants und will im europäischen Bahn-Catering wachsen – trotz ÖBB-Sparkurs.

So groß die Freude über den jüngsten Coup in der Schweiz auch ist, es schwingt eine gehörige Portion Respekt mit, wenn Josef Donhauser davon erzählt. „Das ist schon ein ordentlicher Vertrauensvorschuss der Lufthansa-Gruppe“, sagt der Chef der Don-Gruppe. In einem intensiven Bestbieterwettbewerb habe sich das von ihm gegründete Wiener Unternehmen durchgesetzt und den ersten Auftrag als Lounge-Caterer im Ausland an Land gezogen. Don ist nun dafür ­zuständig, die 1,7 Millionen Kunden der Swiss, die pro Jahr die zwölf gehobenen Lounges in Zürich und Genf besuchen, kulinarisch zu beeindrucken.

Das kostet allerdings mehr als gedacht, die ursprüngliche Kalkulation sei längst über den Haufen geworfen. „Weil wir bei der Qualität keine Kompromisse machen, sind die Startkosten wesentlich höher ausgefallen als geplant“, sagt er. Die Lufthansa-Gruppe soll ihre Entscheidung schließlich nicht bereuen, der Auftrag möglichst lange laufen. Vereinbart sind drei Jahre und eine dreijährige Verlängerungsoption. Der Gesamtwert: rund 200 Millionen Euro. Das entspricht dem Umsatz der Gruppe in diesem Jahr.

Josef Donhauser, 55, gehört zu den umtriebigsten Köpfen in der Gastroszene des Landes. Mitten in der Coronakrise hat er die insolvente Pasta-Kette Vapiano in Österreich übernommen und erfolgreich wiederbelebt, mit dem Bowl-An­bieter Fat Monk ein eigenes Franchise­konzept entwickelt, das er gerade nach Deutschland bringt. Und nun will er in seinem Stammgeschäft, dem Catering, in eine neue Größenordnung vorstoßen. Dabei geht es ihm nicht so sehr um den Ausbau der Businessverpflegung, wie er sie in Österreich für Kulturbetriebe, Messen, Kongresse, Sportstadien und Erlebniswelten erfolgreich organisiert. Vielmehr hat er sich ein Thema vorgenommen, wo er vor allem im Ausland wachsen kann: Mit der Don-Gruppe will er im europäischen Travel-Catering – gemeint ist alles, was Reisende im Zug, im Flugzeug, in der Lounge verzehren – zur Nummer eins aufsteigen. „Mit dem kontinuierlichen Wachstum von Flug- und Bahnverkehr steigen auch die Erwartungen der Reisenden an Qualität, Regionalität und Service. Hochwertige Gastronomie wird dabei zum entscheidenden Faktor für ein besonderes Reiseerlebnis. Die Don-Gruppe hat dieses Bedürfnis früh erkannt – die Expansionsstrategie ist ein logischer Schritt auf diesem Weg“, sagt Don-Aufsichtsratschef und RLB-NÖ-Wien-Generaldirektor Michael Höllerer.

Maßgeschneiderte Angebote fürs Travel-Catering

Das Travel-Catering – Domäne von Österreichs Paradegastronom, Do-&-Co-Gründer Attila Dogudan – ist ein attraktiver, aber zugleich anspruchsvoller Markt. Hohe Eintrittsbarrieren und spezielles Fachwissen sorgen dafür, dass derzeit nur wenige Global Player ihn ­bedienen. Hier will die Don-Gruppe nun als Manufaktur punkten: „Wir beherrschen die komplexen Aufgaben, liefern aber keine Schubladensysteme wie die großen Mitbewerber, sondern bieten maßgeschneiderte Konzepte“, so Donhauser. In der Schweiz konnte man mit diesem Ansatz die Schweizer Gategroup, den welt­größten Airline-Caterer, bei den Swiss-Lounges ausstechen. Geplant ist, den ­D-A-CH-Markt im Bereich der Flug­hafenverpflegung weiter zu beobachten, „wobei uns auch opportunistische Gelegenheiten außerhalb Europas nicht abschrecken“, sagt er.

Dabei kann man auf Erfahrungen in Österreich aufbauen. Während Don am Flughafen in Wien alle Lounges betreibt, agiert man in Linz als Allrounder, verantwortet Restaurants, Lounges und sogar die Duty-free-Shops.

Größter Kunde im Bereich Travel sind aber die ÖBB. Für die Bundesbahnen ist Don seit vielen Jahren als Essensanbieter im Fernverkehr tätig. Der im Vorjahr im Rahmen einer europäischen Ausschreibung erneut gewonnene Vertrag läuft drei Jahre mit Verlängerungsmöglichkeiten bis zu acht Jahren.

Expansion im Bahn-Catering in Europa

Mit dem „Vorzeigeprodukt“, das man in der Heimat geschaffen habe, will sich Donhauser nun auch bei anderen Bahnen in Europa ins Rennen werfen. Aber wo genau eröffnet sich das Potenzial? „Für uns ist wichtig: Bahnbetreiber müssen ein Bekenntnis zu einem liberalisierten Markt und ein Premiumprodukt im Bereich Catering haben. Das sind im wesentlichen westliche Organisationen. Osteuropa liegt hier im Verständnis noch weit zurück“, sagt Donhauser. Die großen liberalisierten Märkte, wo die Gruppe an Ausschreibungen teilnimmt, sind England, Frankreich, Spanien, Italien und Skandinavien. Dass Deutschland in dieser Aufzählung nicht vorkommt, erklärt der Caterer wie folgt: „Die Deutsche Bahn gehört meiner Wahrnehmung nach noch nicht zu den Bahnen, die Wettbewerb und Topqualität in den Vordergrund stellen.“

Wie schnell sich das mit der Ex-ÖBB-Managerin Evelyn Palla an der DB-Spitze ändert, bleibt abzuwarten. Angekündigt hat sie bereits, den Konzern komplett umbauen und die Qualität des bundeseigenen Unternehmens so deutlich verbessern zu wollen. Angesichts der Größe der Herausforderungen kann da aber ein bisschen Selbstironie nicht schaden. In einer neuen Webserie mit dem Titel „Boah, Bahn!“ widmet sich Anke Engelke den Grotesken des Bahnalltags in Deutschland – einschließlich der dauerdefekten Bordbistros.

Von solchen Zuständen ist man in ­Österreich weit entfernt, aber auch hier beginnt man, bei der Verpflegung den Rotstift anzusetzen: „Die ÖBB haben ein Sparprogramm aufgesetzt, die Kosten sollen um rund zehn Prozent reduziert werden. Derzeit sind wir dabei, zu evaluieren, welche Leistungsstreichungen am wenigsten weh tun“, sagt der Caterer. Zu den konkreten Maßnahmen könne er sich noch nicht äußern, diese seien mit den ÖBB noch nicht final abgestimmt.

Von Vapiano bis Fat Monk

Neben dem Cateringthema ist Don mittlerweile auch eine Größe in der Systemgastronomie. Mitten in der Coronapandemie erwarb man die Franchiserechte für die in die Pleite geschlitterte Pasta-Kette Vapiano in Österreich und belebte sie wieder. „Wir wären sehr happy, wenn alle unsere Partner so erfolgreich wären wie Josef Donhauser, der darüber hinaus ein Vorreiter ist im Austesten digitaler Kundenreisen“, sagt Mario C. Bauer, Board-Mitglied der Love & Food Holding mit Sitz in Prag, die die globalen Franchiserechte an Vapiano hält.

Neben der Pasta-Marke hat Don mit Fat Monk auch ein eigenes Franchisekonzept entwickelt, unter dem man gesunde Bowls in Österreich und seit Kurzem auch in München anbietet. Ziel sei es, die Präsenz der Kette innerhalb von zwei Jahren zu verdoppeln. Dass die eigene Marke rote Zahlen schreibt, führt ­Donhauser auf die Expansion zurück.

Diese und andere Themen kontrolliert seit einem Jahr ein Aufsichtsrat in der Don-Gruppe. Ein solches Gremium in einer GmbH-Struktur mit ihm als Alleineigentümer zu installieren, hielt Donhauser zwar für Paradox. Doch er kam der Aufforderung seines Wirtschaftsprüfers im Vorjahr schließlich nach. Den Vorsitz hat mit RLB-NÖ-Wien-Generaldirektor Michael Höllerer ein renommierter Banker und erfahrener Kontrolleur: „Der Erfolg der Don-Gruppe ist untrennbar mit der Persönlichkeit von Josef Donhauser verbunden, einem Vollblutunternehmer, der Höhen und Tiefen erlebt hat und dabei stets bewiesen hat, dass Leidenschaft, Gespür und Durchhaltevermögen zum Erfolg führen“, sagt Höllerer.

Das gilt auch für die neue Expansionsstrategie des Servierkünstlers.

Der Artikel ist im trend.PREMIUM vom vom 24. Oktober 2025 erschienen.

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