
Die Kabarettistin und Schauspielerin Caroline Athanasiadis hat gelernt, sich als Frau in der Branche nicht „zu billig“ zu verkaufen und sich einen finanziellen Puffer zu schaffen.
Haben Sie eine gute Hand fürs Geld? Haben Sie aktuell Ihren Kontostand parat?
Ich weiß immer, wie viel Geld ich am Konto habe. Ich habe auch noch nie überzogen! Mein Vater war selbstständig und hat mir schon von klein auf beigebracht, nicht über meine Verhältnisse zu leben und immer Rücklagen zu haben. Es gab Zeiten, da konnte ich am Ende des Monats kein Essen mehr kaufen. Gerade -deshalb achte ich sehr darauf, nicht ins Minus zu rutschen. Zugegebenermaßen beschäftige ich mich zu wenig mit nachhaltigen Geldanlagen, aber dazu fehlt mir die Zeit.
Ist die „Kernölamazone“ auch eine harte Verhandlerin in eigener Sache?
Was sich geändert hat in den letzten Jahren, ist, dass ich mittlerweile weiß, was meine Arbeit und ich für einen Wert haben. Ich bin es leid, mich „zu billig“ zu verkaufen. In meiner Branche, aber auch beim Theater war es immer so, dass Frauen weniger bekommen als Männer. Auch wenn sich das langsam bessert, ist noch viel Aufholbedarf.
Was ärgert Sie am aktuellen Wirtschaftssystem?
Dass fleißige Menschen regelrecht bestraft werden. Ich bin das beste Beispiel dafür. Ich bin selbstständig. Ich zahle seit über einem Vierteljahrhundert brav meine Steuern und tue das auch gerne, weil ich weiß, welche Privilegien ich in meinem Land dafür genieße. Aber ich zahle mehr, weil ich dazwischen auch angestellt bin. Ich zahle also doppelt. Oft muss ich mir überlegen, ob ich die Anstellung überhaupt annehmen soll, also den Job mache, weil ich eigentlich draufzahle.
Sie sind als Solokabarettistin unterwegs, feiern als Teil der Kernölamazonen Ihr 20-Jahre-Bühnenjubiläum, sind ORF-Moderatorin wie Autorin – es läuft, wie man so schön sagt. Bleibt die Angst, dass es auch wieder anders sein kann?
Ich habe keine Angst vor Jobverlust. Weil ich mir für nichts zu schade bin. Arbeiten zu können und zu dürfen, ist ein Privileg. Mein Vater hat immer gesagt: „Wenn du arbeiten kannst, dann tu es.“ So -halte ich es auch. Ich bin in der Gastronomiebranche aufgewachsen, ich habe im Supermarkt gearbeitet und kann auch im Büro sitzen, wenn es sein muss. Veränderung ist nichts Schlimmes, es kommt nur darauf an, was man daraus macht. Stillstand ist das, wovor ich eher Angst habe, deshalb versuche ich auch, mich breit aufzustellen. Neben meinen Bühnentätigkeiten führe ich Regie, schreibe Texte für andere, choreografiere oder beginne wieder, den Weg in die reine Schauspielerei zu gehen, da, wo ich ursprünglich herkomme.
Was vermitteln Sie Ihren Kindern in Sachen Umgang mit Geld?
Meine Kinder haben alles, was sie brauchen, bestimmt zu viel, aber sie müssen sich gewisse Dinge auch verdienen bzw. selbst zahlen. Je früher sie lernen, dass Geld nicht automatisch aus dem Bankomaten kommt, desto eher lernen sie, damit umzugehen.
Und Ihre Anlagestrategie? Gold, Betongold, Bitcoins?
Für Bitcoins ist es bei mir leider zu spät, befürchte ich. Ich habe Fonds und Anleihen, ein bisschen Gold und eine geerbte Immobilie, die ich mit meinem Bruder teile. Trotzdem würde ich mich nicht als wohlhabend bezeichnen. Ich habe einen finanziellen Puffer, der mich gut schlafen lässt, so würde ich es beschreiben.
Wofür geben Sie denn leichten Herzens viel Geld aus? Gibt’s Guilty Pleasures?
Ich liebe Mode, aber ich bin kein Marken-Addict. Wenn mir etwas gefällt, kaufe ich es. Wofür ich leidenschaftlich gerne und viel Geld ausgebe, ist Urlaub. Ich reise für mein Leben gerne. Das habe ich wohl meiner Mutter zu verdanken, die immer meinte, das Geld sei nichts wert, es kann ganz schnell weg sein, aber Erinnerungen kann dir keiner nehmen. Ich würde mir aber nie ein Boot kaufen oder ein sündhaft teures Auto. Auch ein Haus am Meer kommt für mich nicht infrage. Ich bin gerne flexibel und frei, ich möchte mich nicht aufgrund von Besitz einschränken müssen.
Was war das Verrückteste, das Sie sich bisher geleistet haben?
Ich habe mir einen lila Plüschmantel um 4.500 Schilling gekauft. Das war eine ganze Wochengage, und nachher habe ich mich gefragt, ob ich vollkommen verrückt bin. Ich habe ihn allerdings immer noch!
Zur Person
Caroline Athanasiadis, 45, eine in Wien geborene Halbgriechin, studierte am Wiener Konservatorium und arbeitet als Kabarettistin, Autorin und Schauspielerin. Einem breiten Publikum wurde sie 2021 durch den Sieg bei „Dancing Stars“ bekannt. Als Kabarettistin steht die zweifache Mutter solo wie gemeinsam mit Gudrun Nikodem-Eichenhardt auf der Bühne, mit der sie seit 20 Jahren das Duo Kernölamazonen bildet und aktuell auf der „20 Jahre Liebe & Kernöl“-Tour ist (Termine: kernoelamazonen.at).
Das Interview ist im trend.PREMIUM vom 10. 10. 2025 erschienen.
