
Romeo Kaltenbrunner
©Isabelle AustMit seinen pointierten Verhaltensstudien ist der Kabarettist Romeo Kaltenbrunner auf der Bühne wie im Netz erfolgreich. Aber eigentlich hat er Wirtschaftsrecht studiert.
trend: Für Ihre erfolgreichen TikTok-Beiträge schlüpfen Sie in Rollenbilder vom schnöseligen Jungjuristen bis zum Finance-Bro. Wie gut haben Sie denn Ihr eigenes Konto im Blick?
Romeo Kaltenbrunner: Eigentlich recht gut. Ich bin eher sparsam und gebe mittlerweile ungern Geld für Dinge aus, die ich nicht wirklich brauche. Das sieht man meinen Rollen nicht unbedingt an, aber privat bin ich ziemlich bewusst im Umgang mit Geld.
trend: Was ärgert Sie am aktuellen Wirtschaftssystem?
Das ist ja fast eine Fangfrage, denn das eine aktuelle Wirtschaftssystem gibt es nicht. Wir leben – hoffentlich noch lange – in einer sozialen Marktwirtschaft, im Unterschied zu den USA zum Beispiel. Steuern zu zahlen und das Eingreifen der Sozialpartner ist essenziell für eine funktionierende Demokratie. Was mich stört: wie besteuert wird. Vereinfacht gesagt werden auch in Österreich bestimmte Einkünfte wohlhabender Menschen effektiv oft niedriger besteuert als Arbeitseinkommen. Die Schere zwischen Arm und Reich wird größer. Und das darf man weder ignorieren noch schönreden.
trend: Was hat Sie familiär in Sachen Geld geprägt?
Dass alles schwieriger ist, wenn man keines hat.
trend: In Ihrem Programm „Heimweh“ nennen Sie Gmundner Keramik das Bitcoin der Senioren. Auf welche Form der Vorsorge setzen Sie? Was empfinden Sie als sinnvolles Investment?
Ehrlich gesagt würde ich mich am liebsten gar nicht damit beschäftigen. Ich habe Wirtschaftsrecht und später Management berufsbegleitend studiert und traue mich, zu sagen, dass ich nicht völlig ahnungslos bin. Natürlich ist es wichtig, Geld zu sparen und anzulegen, damit man später einmal etwas hat. Aber gerade wirkt es ein bisschen wie ein neuer Goldrausch. Da mischt sich Gier mit der Angst, irgendwann zu wenig zu haben, und oft werden dabei ethische Werte ignoriert. Interessanterweise jammern diejenigen am lautesten, die ohnehin erben, ein Haus am See haben oder deren Miete von den Eltern bezahlt wird. Menschen ohne Erbe und niedrigem Einkommen haben oft nicht einmal die Möglichkeit, über Investitionen nachzudenken. Ich persönlich würde lieber in Menschen investieren, die ich kenne, und nicht in Fonds großer Konzerne, deren Werte ich nicht teilen kann.
trend: Was ist Ihr persönlicher kleiner Reichtum?
Menschen um mich zu haben, die mir guttun.
trend: Was bedeutet Wohlstand für Sie?
Frieden und Sicherheit. Und beides ist nur gewährleistet, wenn es allen gut geht, nicht nur einer kleinen superreichen Elite.
trend: Reisen, Mode, Technikgadgets, Guilty Pleasures? Wofür geben Sie gerne Geld aus?
Als Teenager wollte ich das ganze Bling-Bling: schnelle Autos, teure Marken. Zum Glück hat sich das geändert. Heute gebe ich am liebsten Geld für gutes Essen und Kleidung aus, die ich auch in fünf Jahren noch trage.
trend: Was war das Verrückteste, das Sie sich je geleistet haben?
Ich bin mit 19 über einen Freund in die Tuning-Szene geraten und habe mir einen alten Mazda MX-6 gekauft. Das Auto hat 900 Euro gekostet, aber die Umbauten und Reparaturen haben den Preis locker verzehnfacht. Ich war öfter in der Werkstatt als auf der Straße.
trend: Was würden Sie als Künstler auch für viel Geld nicht machen?
Influencer für fragwürdige Unternehmen sein.
trend: Was haben Sie sich von Ihrem ersten selbst verdienten Geld gegönnt?
Ich arbeite seit meinem 16. Lebensjahr, deshalb weiß ich gar nicht mehr genau, wofür ich mein erstes Geld ausgegeben habe. Ich glaube, es war eine Jeans einer teuren Marke. Die habe ich vor einem Jahr reparieren lassen und trage sie seitdem wieder.
trend: Was empfinden Sie als Luxus?
Essen zu gehen oder Lebensmittel einkaufen zu können, ohne Angst zu haben, dass man sich am nächsten Tag die Gasrechnung nicht leisten kann.
trend: Haben Frauen ein anderes Verhältnis zu Geld als Männer?
Ich glaube nicht, dass das Geschlecht den größten Unterschied macht. Es werden einfach andere Dinge gekauft. Der wirklich entscheidende Faktor ist die familiäre Herkunft. Wer in einer wohlhabenderen/ akademischen Familie aufwächst, macht viele Dinge anders als jemand, der das nicht hatte.
trend: Was würden Sie mit Ihrem letzten Cent machen?
Jemandem einreden, dass dieser Cent esoterisch ist und ihn dann für mindestens fünf Euro verkaufen.
Zur Person
Romeo Kaltenbrunner, 37. Der geborene Linzer ist im Mühlviertel aufgewachsen und studierte Wirtschaftsrecht und Kommunikationsmanagement. Erste Gehversuche in Richtung Stand-up-Comedy gab es erst 2019. Im September 2022 erschien das Debütprogramm „Selbstliebe", aktuell ist er mit seinem zweiten Solo, „Heimweh", on tour, Darin setzt er sich mit seiner Kindheit am Land auseinander, und „wie es ist, wenn man fremder aussieht, als es der Familienname vermuten lässt". Er ist auch mit seinen TikTok-Videos erfolgreich. Alle Termine: romeokaltenbrunner.com
Der Artikel ist im trend.PREMIUM vom 5. Dezember erschienen.
