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Sprechen Sie Wirtschaft, Simon Schwarz?

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Simon Schwarz
 © Ricardo Herrgott

Simon Schwarz

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Der Schauspieler Simon Schwarz hat gerade sein Buch „Geht's noch“ präsentiert, mit „Betrachtungen eines Überforderten“. Was ihn in Sachen Wirtschaft ärgert.

trend: In den Podcasts mit Schauspielkollege Manuel Rubey wird definitiv alles besprochen. Wie gut sprechen Sie denn persönlich Wirtschaft?

Simon Schwarz: Ich wusste nicht, dass man Wirtschaft spricht, wobei ich viele Menschen kenne, die gerne über Geld sprechen. Ob sie deshalb Wirtschaft verstehen, würde ich aber bezweifeln. Wirtschaft ist mehr, als über seine eigenen Sparanlagen zu sprechen. Wirtschaft ist das, was im besten Fall eine Gesellschaft zusammenhalten kann – sofern sie homogen ist und nicht auf Kosten der Allgemeinheit geht.

trend: Wofür geben Sie denn leichten Herzens viel Geld aus?

Ich gebe nie leichten Herzens viel Geld aus.

trend: In Ihrem neuen Buch geben Sie sehr persönliche Einblicke in Ihre Kindheit. Was hat Sie familiär im Umgang mit Geld geprägt?

Meine Mutter und mein Vater waren und sind sehr sparsame Menschen. Es wurde jedoch nie groß über Geld gesprochen – aber natürlich war Geld ein Thema. Mein Vater musste allein dafür sorgen, dass wir genügend Geld hatten. Meine Mutter hat all ihre beruflichen Vorstellungen und Pläne aufgegeben, um für ihre beiden Söhne eine bessere Zukunft zu gestalten, und ist Aktivistin geworden. Natürlich ist so eine Entscheidung auch wirtschaftlich eine Art Belastung.

trend: Und was geben Sie diesbezüglich Ihren Kindern weiter?

Genau aus genanntem Grund habe ich meinen Kindern mitgegeben, das zu machen, woran sie glauben, und vor allem zu verstehen, warum sie etwas machen wollen – unabhängig von wirtschaftlichen Entscheidungen. Mir ist natürlich klar, dass ich aus einer privilegierten Position heraus spreche. Ich würde mir gerade in der Wirtschaft und vor allem im Bankenwesen mehr Menschen wünschen, die verstehen, was sie tun, und die großen Zusammenhänge begreifen. Meine Kinder sind mit einem Vater aufgewachsen, der nie wusste, ob es nach dem nächsten Projekt noch ein weiteres Projekt gibt – der irgendwie an sich selbst glauben musste, um nicht aufzugeben.

trend: Was ärgert Sie am aktuellen Wirtschaftssystem?

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Mit Anfang 20 bin ich nach Berlin gezogen – ich bin Vater geworden –, weil meine damalige Partnerin Berlinerin war. Es waren die Neunziger, der große Aufbruch in Berlin, und mir war klar: Wenn man hier jetzt Immobilien kauft, kann man für seine Zukunft einen großen Schritt machen, zumindest finanziell. In unserer Gesellschaft gibt es die Erzählung, dass man, wenn man fleißig ist und gute Ideen hat, alles schaffen kann, egal woher man kommt. Ich bin zu Banken gegangen und habe versucht, für Immobilien, die ich nach der Renovierung vermieten wollte, einen Kredit zu bekommen. Ich wollte damals für 400.000 D-Mark ein Wassergrundstück mit einer Villa kaufen, in die locker drei Wohnungen hinein­gepasst hätten. Ich hatte alles vorbereitet.

trend: Und was sagte die Bank dazu?

Die Bank sagte: „Sie sind Anfang 20, haben einen Beruf, der nicht vorhersehbar ist. Ich kenne Sie nicht. Auch wenn Sie in den letzten zwei Jahren gut verdient haben – von uns bekommen Sie keinen Kredit. Außerdem: Wer will dort hinziehen?“ Fünf Jahre später hat Günther Jauch dort das erste Haus gekauft. Danach Wolfgang Joop und viele mehr. Das gleiche Haus würde heute mehrere Millionen Euro kosten. Was ich damit sagen möchte: Anders als in der Erzählung, ist es nicht für jeden möglich, in diesem Wirtschaftssystem reich zu werden. Wenn man keine Eltern hat, die bürgen können, weil sie genügend Kapital besitzen, oder wenn man keinen fixen Job hat, hat man nicht einmal die Möglichkeit, überhaupt Kapital anzuhäufen. Ich glaube, unser Wirtschaftssystem fährt in eine falsche Richtung – in eine sehr egoistische. Es denkt nur für Einzelne und nimmt den Großteil der Gesellschaft nicht mehr mit. Wenn die Mieten so teuer werden, gibt es immer weniger Familien, die Kapital anlegen können. Die Kaufkraft wird einbrechen, und nur noch einige wenige werden sich Luxusartikel leisten können. Das kann in einer marktwirtschaftlich orientierten Gesellschaft nicht das Ziel sein, weil es zwangsläufig zum Zusammenbruch eines Systems führt. Ich möchte noch hinzufügen: Ewiges Wachstum ist kein Naturgesetz. Auf dieser Erde gibt es nur eines, das ewig wächst – und das ist eine Krebszelle. Und die vernichtet am Schluss den Wirt.

trend: Was halten Sie denn abseits von Immobilien noch für ein sinnvolles Investment? Gold, Aktien, Bitcoin, Kunst?

Fast jedes der genannten. Bei Bitcoin steige ich allerdings aus – aus politischen Gründen. Ich kann diese Romantisierung von Bitcoin nicht verstehen. Dadurch wird keine bessere Welt geschaffen, ganz im Gegenteil.

trend: Was empfinden Sie als Luxus?

Dass ich in diesem Teil der Welt geboren bin.

trend: Und was halten Sie für Ihren ganz persönlichen kleinen Reichtum?

Definitiv meine Kinder.

Zur Person

Das Interview ist im trend.PREMIUM vom 21. November 2025 erschienen.

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