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Sprechen Sie Wirtschaft, Roman Gregory?

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Der Sänger und Musiker erklärt, warum er lieber Zeit in sein Gemüsefeld investiert als in das Studieren von Aktienkursen.

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Trend: Sie waren Jugendboxmeister, wurden als Rock ’n’ Roller mit dem „Hard & Heavy“-Amadeus ausgezeichnet. Wie hard und heavy ist denn Ihr Umgang mit Geld?

Roman Gregory: Im Prinzip bin ich ein sehr sparsamer Mensch und hab meine Ausgaben auch halbwegs im Blick. Wenn allerdings das Finanzamt oder die Sozialversicherung mit Nachforderungen überraschend aus dem Gebüsch springt, kann es auch schon manchmal eng werden.

Was ärgert Sie am aktuellen Wirtschaftssystem?

Ich verstehe einfach nicht, warum man Politik hauptsächlich zum Wohle der Wirtschaft macht. Das Grundübel der Menschheit, das früher oder später auch ihr Untergang sein wird, ist der Kapitalismus.

Was halten Sie als freiberuflicher Künstler für ein gutes finanzielles Vorsorgekonzept?

Ich habe mir im Laufe der Jahre einige Lebensversicherungen mit irgendwelchen Fondsanteilen aufschwatzen lassen, hab aber ehrlich gesagt keine Ahnung, ob ich dabei wirklich gut aussteige. Ich bin eher der Typ „sorglos“, was Geldangelegenheiten betrifft. Wenn mal Geld mehr da ist, investiere ich das in die Produktion von neuer Musik und Merchandising. Damit halte ich das Rad am Laufen, das mich in Bewegung hält. Ich habe auch kein großes Interesse daran, mir ein Vermögen anzuhäufen. Wenn sich alle Grundbedürfnisse ausgehen, bin ich schon mehr als zufrieden. ­

Was hat Sie familiär in Sachen Geld geprägt?

Meine Eltern waren mir eher kein gutes Vorbild im Umgang mit Geld. Mein Vater schlitterte mit seiner Firma zweimal in den Konkurs, und oft war der Gerichtsvollzieher bei uns zu Besuch, um auf sämtlichen Gegenständen von Wert den Kuckuck anzubringen.

Was halten Sie denn für Ihren persönlichen Reichtum?

Ich bewirtschafte ganz in der Nähe meines Wohnortes ein recht großes Gemüsefeld. Heuer habe ich sogar in eine kleine Photovoltaikanlage investiert und liebe es. Obwohl ich da nur einen Vertrag für ein Prekarium besitze, es also nur so lange bewirtschaften kann, bis sie mir das Grünland unterm Arsch zubetonieren, bin ich da jeden Tag für ein paar Stunden. Das ist pures Glück. Wenn ich diese Zeit in das Studieren von Aktienkursen investiert hätte, hätte das vielleicht mein Bankkonto, aber mit Sicherheit mein Leben nicht halb so bereichert.

Erinnern Sie sich noch ans erste selbst verdiente Geld und wofür Sie es ausgegeben haben?

Meine Eltern haben mich als Kind oft ins Wirtshaus mitgenommen. Dort bin ich unter die Sitzbänke gekrochen und hab das Kleingeld aufgesammelt, das den B’soffenen runtergefallen ist, welches ich dann wieder umgehend in Bensdorp-Schokoladetafeln und Manner-Schnitten reinvestiert hab. Im Prinzip hat sich meine Taktik über die Jahre gesehen auch nicht großartig verändert.

Was ist denn „von Wert“ für Sie?

Gesundheit, Familie, Freunde und natürlich mein Publikum, ohne das sich mein ganzes Leben nicht verwirklichen ließe.

Wofür würden Sie Ihren letzten Cent ausgeben?

Für meine Tochter natürlich. Sie wird den Laden hier ohnehin irgendwann mal übernehmen müssen, also halte ich es auch für klug, in sie zu investieren.

Alles ist teurer geworden. Wo sparen Sie derzeit?

Ich bin in meiner Familie als Sparmeister wohlbekannt. Bei mir wird jede Zahnpastatube aufgeschnitten, bevor sie entsorgt wird, um ja auch noch den letzten Rest rauszukratzen.

Und wofür geben Sie leichten Herzens viel Geld aus?

Mich darf man im Baumarkt nicht lange allein lassen.

Was war das Verrückteste, das Sie sich je geleistet haben?

Als 2002 mein Vater nach dem Angeln verstarb, holte ich mir einen Hund. Als dieser 2013 verstarb, fand ich zufällig das Anglerzeug meines Vaters im Keller. Ich wertete das – noch dazu als im Sternzeichen der Fische Geborener – als göttliches Zeichen, dass jetzt meine große Anglerzeit gekommen war, und legte mir dafür Lizenzen, Equipment inklusive Boot mit Elektromotor zu, mit dem ich ein Jahr lang drei- bis viermal in der Woche an den abgelegensten Gewässern den Fischen nachstellte. Die Erfolgsquote und die daraus resultierende Kosten-NutzenRechnung war sehr ernüchternd. Um die Kohle hätte ich jeden Tag am Naschmarkt gediegen Fisch essen gehen können.

Was empfinden Sie denn als Luxus?

Ich mach das, was mir am meisten Spaß macht, muss selten zeitig aufstehen und keinem Chef Rechenschaft dafür ablegen.

Vom Fußballer George Best gibt es das schöne Zitat: „Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst.“ Wie würde ein Zitat von Roman Gregory lauten?

„Wir g’winnen eich den Schas“ ist das wohl berühmteste Zitat von mir. Wenn ich dafür Tantiemen bekommen würde, hätte ich finanziell wohl ausgesorgt.

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