Trend Logo

Sprechen Sie Wirtschaft, Parov Stelar?

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
6 min
Parov Stelar in schwarzer Lederjacke
 © FOTO: TANJA SCHALLING

Parov Stelar

©FOTO: TANJA SCHALLING
  1. home
  2. Lifestyle
  3. Kunst & Kultur

Der Pionier des Electroswing Parov Stelar hat ein Buch über seine Karriere geschrieben. Im trend-Interview erklärt er, was er in Sachen Finanzen gelernt hat.

trend: Sie sind im Bereich Electroswing ein internationaler Superstar und haben gerade ein Buch über die „milliardenschwere Traumfabrik Musik“ geschrieben. Was bedeutet Wohlstand für Sie?

Parov Stelar: Ich glaube, Wohlstand ist in erster Linie ein Gefühl der Sicherheit. Meistens bedeutet das, dass man ein bisschen mehr Geld verdient, als man ausgibt.

Apropos ausgeben: Haben Sie eine gute Hand fürs Geld?

Zu Beginn meiner Karriere habe ich nur Augenmerk auf meine künstlerische Arbeit gelegt und den finanziellen Aspekt beiseite gelassen, weil er mir nicht wichtig war. Ich bin dann aber durch eine sehr einschneidende Erfahrung ziemlich in die Bredouille gekommen und habe verstanden, dass der finanzielle Aspekt auch in einem künstlerischen Beruf sehr wichtig ist. Finanzielle Freiheit bedeutet nämlich auch Zeit und Raum für Kreativität, weil die meisten Dinge nur ohne Druck entstehen. Und finanzielle Schwierigkeiten bedeuten immensen Druck. Seitdem habe ich meine Finanzen sehr gut im Griff. Die Kon­trolle über die Finanzen bedeutet für mich einfach Freiheit.

Was ärgert Sie am aktuellen Wirtschaftssystem?

Ich bin da kein Experte, aber man merkt, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht. Der Mittelstand beginnt zu bröckeln, und das beobachte ich mit großer Sorge. Genauso wie die Digitalisierung – wenn man sich die ganze Kryptowelt anschaut, die zwar viele Chancen bietet, aber im Kern reine Spekulation ist. Da passieren so viele unvorhersehbare Dinge. Ich glaube, Fleiß und Arbeit allein sind heutzutage kein Garant mehr dafür, dass man erfolgreich wird.

Was hat Sie familiär im Umgang mit Geld geprägt?

Meine Kindheit hat in den 1970er-Jahren begonnen, da war eine Flasche Coca-Cola noch etwas Besonderes und hat plötzlich einen riesigen Wert bekommen. Vieles war nicht sofort verfügbar, und genau das hat mich motiviert, darauf hinzuarbeiten, mir im Leben etwas leisten zu können. Mein Vater hat mir beigebracht, dass der Weg dorthin wichtig ist – und auch der Weg, wie man sich etwas verdient.

Was haben Sie sich denn von Ihrem ersten selbstverdienten Geld gegönnt?

Ich kann mich gut erinnern: Das erste selbstverdiente Geld aus einem Ferialjob ist in eine Vespa geflossen, eine Vespa 50 Special, einen Oldtimer, den ich restaurieren wollte.

Und was war das Verrückteste, das Sie sich bisher geleistet haben?

Ganz ehrlich? Zu heiraten.

Was bedeutet Luxus für Sie?

Zeit für sich selbst zu haben. Mein ganz persönlicher Luxus war aber immer Wohnen und Architektur, also das eigene Haus zu gestalten.

Sie arbeiten ja auch als bildender Künstler und Designer. Wofür geben Sie leichten Herzens viel Geld aus?

Ich gebe sehr gerne Geld für gutes Essen aus, weil mir Qualität wichtig ist. Und natürlich für Wohnen und Kunst, also die schönen Dinge, die das Leben in den eigenen vier Wänden angenehm machen. Autos sind für mich eher Gebrauchsgegenstände, auch wenn es natürlich toll ist, ein schönes Auto zu fahren, besonders, wenn man sich mit Design beschäftigt. Zum Beispiel einen Porsche 911 aus den 70er-Jahren – das ist nicht nur ein Auto, das ist ein Kunstwerk.

Belastet Besitz?

Ich denke, dass Besitz ab einem gewissen Punkt zur Belastung wird. Wenn man Multimillionär ist und irgendwo ein großes Anwesen baut, dafür aber Sicherheitszäune, Schranken und Kameras braucht, dann wird das Beschützen und Erhalten des Besitzes selbst zur Last. Und am Ende fordert Besitz immer etwas von einem – darum sagt man ja: Alles, was du hast, hat irgendwann auch dich.

Wofür würden Sie denn Ihren letzten Cent ausgeben?

Meinen letzten Cent würde ich ganz klar in meinen Sohn investieren, weil er das absolut Wichtigste in meinem Leben ist. Sein Wohl und sein Glück sind mir wichtiger als mein eigenes.

Zur Person

Das Interview ist im trend.PREMIUM vom 24. 10. 2025 erschienen.

Zur Magazin-Vorschau: Die aktuelle trend. Ausgabe

Zum trend. Abo-Shop

Sprechen Sie Wirtschaft?

Über die Autoren

Logo