
Der Schauspieler, Musiker und Regisseur wird gerade als Popstar des Theaters gefeiert – demnächst hat sein neuestes Projekt Premiere. In Sachen Finanzvorsorge ist er nicht so virtuos.
Neben den Erfolgen Ihrer genreübergreifenden Neubearbeitungen „Zauberflöte“, „Schachnovelle“ oder demnächst „Carmen“ an der VOP wurden Sie heuer auch in der ZDF- Serie „Die Affäre Cum-Ex“ über den Cum-Ex-Steuerbetrug gefeiert. Was hat die intensive Beschäftigung mit diesen wirtschaftlichen Winkelzügen bei Ihnen ausgelöst?
Natürlich war mir schon vorher einiges an Ungerechtigkeiten im Wirtschaftssystem bewusst. Das Ausmaß der Skrupellosigkeit, mit der die Täter da vorgegangen sind, mit dem Gefühl, dass es in Ordnung ist, die Gesellschaft zu bestehlen, das hat mich aber noch um einiges wütender gemacht. Ich war dann allerdings erstaunt über den schlechten Sendetermin der Serie im linearen Fernsehen. Es gibt sichtlich auch Interessen, dass man nicht zu viel darüber redet. Ich verstehe auch nicht, warum man auf Steuerhinterzieher weniger wütend ist als auf Bürgergeld-Empfänger.
Was hat Sie denn familiär im Umgang mit Geld geprägt?
Die Tatsache, dass mir dieser Umgang gar nicht beigebracht wurde. Ich kann sehr schlecht mit Geld umgehen. Meine Eltern haben mich tolle Sachen gelehrt, aber über Geld wurde nicht gesprochen, ich wusste auch nie, wie viel meine Eltern verdienen. Das war topsecret. Ich versuche, das bei meinem Sohn anders zu machen.
Sehen Sie generell Nachholbedarf bei der Finanzbildung?
Absolut. Da sollte man schon in der Schule damit anfangen. Ich würde sagen, sexuelle Aufklärung und Finanzaufklärung sind die zwei großen fehlenden Felder, wo man ganz real unterrichten sollte. Also etwa nicht ökonomische Formeln lehren, sondern wie man seine Steuererklärung macht.
Auf welches finanzielle Vorsorgekonzept haben Sie als Künstler gesetzt?
Ich weiß, dass es genauso schnell bergab gehen kann, wie es bergauf ging. Aber ich bin irgendwie zu faul, kalkuliert an morgen zu denken und etwa in ETFs zu investieren. Ich hab’s versucht, aber mir ist das auch nicht geheuer. Was bringen mir 500 Euro Gewinn im Jahr? Da arbeite ich lieber einen Tag mehr.
Hat Sie der Erfolg bzw. das bessere Einkommen verändert?
Ich bin noch nicht reich geworden, aber aus meinen Schulden raus, die ich noch aus Coronazeiten hatte. Das hat mich glücklich gemacht. Was ich aber schon schätze, ist, dass ich nun nicht mehr bei allen Ausgaben so genau nachdenken muss. Ich kann öfter mal eine Runde schmeißen und muss nicht dreimal überlegen, ob ich einen teuren Käse kaufe.
Was halten Sie denn für Ihren ganz persönlichen Reichtum? Also was macht Ihr Leben besser?
Mein Sohn, meine Familie und meine Freunde. Auch was ich gelernt habe und anwenden kann, macht mich reich, dass ich das Glück hatte, Musik und Theater zu studieren. Und auch mein Bühnenkompagnon Lukas Schrenk, mit dem ich alle meine Projekte gemeinsam umsetze, macht mich sehr, sehr reich.
Wofür geben Sie leichten Herzens viel Geld aus?
Fürs Essengehen – ich gehe gerne in gute Restaurants, das müssen aber keine Nobelrestaurants sein – und hin und wieder auch für einen guten Anzug und Musikinstrumente. Und natürlich, wenn ich mit meinem sechsjährigen Sohn in den Wurstelprater gehe. Da habe ich schon viel Geld gelassen.
Keine Guilty Pleasures?
Ich habe die Lust am Sammeln von Autografen entdeckt und habe die eine oder andere Originalhandschrift.
Was war das Verrückteste, das Sie sich bisher geleistet haben?
Eine original handgeschriebene Postkarte von Stefan Zweig.
Was würden Sie auch für viel Geld nicht machen?
Ich würde keine Werbung für bestimmte Konzerne machen. Ich wundere mich oft, wie viele Kolleg:innen auf Social Media ergriffene Videos über aussterbende Schildkröten posten und am nächsten Tag umweltgefährdenden Unternehmen für ihre Ausstattung danken.
Karte oder Bargeld?
Da ist die volle Bigotterie bei mir am Start: Ich liebe das Bargeld, benutze aber eigentlich nur noch Karte. Ich habe auch zu Hause unterm Kopfkissen noch ein bisschen Bargeld für den Ernstfall, da bin ich ganz altmodisch.
Und wofür würden Sie Ihren letzten Cent ausgeben?
Für meinen Sohn.
Zur Person
In Lübeck aufgewachsen, gehört der an der Ernst-Busch-Schule Berlin ausgebildete Schauspieler, Regisseur und Musiker nach Stationen in Berlin und München seit der Saison 2021/22 zum Ensemble der Burg. Mit seinen gemeinsam mit Lukas Schrenk entstandenen genreübergreifenden Adaptionen der „Zauberflöte“ oder der „Schachnovelle“ gilt Strunk als Publikumsmagnet. Am 1. 10. hat mit „Killing Carmen“ ein weiteres musikalisches Projekt des kongenialen Duos an der Volksoper Premiere. Am 16. 11. folgt die Neubearbeitung des Klassikers „Gullivers Reisen“ am Burgtheater.
Dieser Artikel ist erstmals im trend.PREMIUM vom 26. September 2025 erschienen.