
OeNB-Gouverneur Kocher: Verhaltene Aussichten.
©Lukas IlgnerNationalbank spricht von „Gefährdung des exportorientierten Wachstumsmodells" durch wachsende Konkurrenz aus Fernost. 2024 und 2025 gab es hohe Export-Marktanteilsverluste.
Während der neue OeNB-Gouverneur Martin Kocher die Wachstumsaussichten für den Euroraum etwas positiver beurteilt als zuletzt und Entspannung an der Inflationsfront ortet, macht die Verschiebung der weltwirtschaftlichen Gewichte Kopfzerbrechen.
Der Aufschwung fällt in Österreich „schwächer aus als nach Rezessionen in der Vergangenheit", sagte Gerhard Fenz, Leiter der Abteilung Konjunktur in der OeNB, bei der Vorstellung der vorweihnachtlichen Konjunkturprognose, die 2026 und 2027 ein Wirtschaftswachstum von 0,8 bzw. 1,1 Prozent erwartet. Neben der Wachstumsschwäche des Haupthandelspartners Deutschland ist dabei vor allem der Verlust der preislichen Wettbewerbsfähigkeit ein Faktor.
Insbesondere auf den Exportmärkten machen sich die hohen Standortkosten bei Löhnen und Energie bemerkbar. „Ein Viertel der Exporte ist inzwischen starker chinesischer Konkurrenz ausgesetzt", sagt Fenz. Und es sind eben immer weniger Billigwaren, sondern hoch technologische Produkte, die aus Fernost in die Welt strömen. Besonders stark sei die Maschinenbau- und Metallindustrie betroffen.
Auch auf den heimischen Straßen und Schienen ist der Wettkampf längst sichtbar. Immer mehr Autos des chinesischen E-Auto-Pioniers BYD sind in Österreich zu sehen. Dass die private Westbahn Züge aus China kaufen will, führt zwar zu einem reflexhaften politischen Aufschrei, ist aber auch ein Indikator für dramatisch gewachsene Wettbewerbsfähigikeit von Produkten aus der Volksrepublik.
Man solle die China-Situation zwar „nicht überdramatisieren", beeilte sich Kocher hinzuzufügen. Gleichwohl schätzt er die Lage der exportorientierten Industrie kritisch ein. 2024 und 2025 gab es deutlich höhere Export-Marktanteilsverluste als in den Jahren davor. Den Effekt der Trump'schen Zölle auf die heimische Wirtschaft bezeichnet Kocher elf Monate nach Amtsantritt des US-Präsidenten dagegen als beherrschbar. Insgesamt versuchte der frühere Wirtschaftsminister wie auch schon im trend-Interview Anfang Dezember optimistisch zu bleiben.
Im Euroraum soll die Wirtschaft 2026 um 1,2 Prozent und 2027 um 1,4 Prozent wachsen. Bei den seit 11. Juni unveränderten Leitzinsen gab Kocher für künftige Schritte keine Orientierung. Er schließt weder Zinsschritte nach oben noch nach unten fürs kommende Jahr aus: „Es gibt keine Vorfestlegung."
