
Das Auseinanderlaufen von Staatskonsum und realer Wirtschaftsentwicklung ist auf Dauer nicht aufrecht zu erhalten. Eine einzelne Grafik hat Deutschlands Misere 2025 auf den Punkt gebracht – für Österreich sieht sie ganz ähnlich aus.
Nähern sich die Kurven nicht wieder an, dann müsse man sagen: „Diese Regierung ist gescheitert.“ Das soll der deutsche Kanzler Friedrich Merz Im November in einer Sitzung seiner Fraktion geäußert haben. Er bezog sich auf eine Grafik, die der Chef des Münchner ifo-Instituts, Clemens Fuest, kurz davor präsentiert hatte. Die Kurven, von denen Merz sprach, zeigen das Auseinanderlaufen von Staatsausgaben und allgemeiner Wirtschaftsentwicklung sowie eine Stagnation bei den Investitionen. Sie bringen die wirtschaftliche Misere Deutschlands auf den Punkt.
Ein Problem der maroden Nachbarn? Mitnichten. Die österreichische Variante der Grafik sieht ähnlich aus: Die heimische Wirtschaft ist seit 2019, dem Jahr vor Beginn der Coronapandemie, real um magere drei Prozent gewachsen. Die Ausgaben des Staates, etwa für Beamte, Pensionen, Gesundheit oder Forschung, sind in diesem Zeitraum hingegen um 15,7 Prozent nach oben geschossen. Wer diese Entwicklung linear fortschreibt, kann nur zu dem Schluss kommen: Das geht sich irgendwann nicht mehr aus.
Vor den Gefahren eines „aufgeblähten Staats“ hat Ökonom Fuest eindringlich gewarnt. Wirtschaftswachstum, klagte im November der neue Chef des Leiterplattenherstellers AT&S, Michael Mertin, findet kaum noch in der Realwirtschaft, sondern fast ausschließlich in der Verwaltung statt. Von Problembewusstsein oder gar einer damit verknüpften politischen Schicksalsfrage à la Merz ist in Österreich innerhalb der ÖVP-SPÖ-Neos-Koalition jedoch nichts zu merken. Es wird allenfalls registriert, selten reagiert und noch seltener regiert.
Die Grafik ist eine von zehn Grafiken zum ökonomischen Zustand der Republik in der Titelgeschichte „Der explosive Staat", erschienen im trend.PREMIUM vom 21. November 2025.
