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Philoro-Gründer Brenner: "China wird für den Goldhandel bedeutender als der Westen werden"

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RUDOLF BRENNER - Co-Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des in der D-A-CH-Region führenden Edelmetallhändlers philoro.

©beigestellt / Matt Observe
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Philoro-Gründer RUDOLF BRENNER über das neue Goldwerk, den langfristigen Ausblick für das Edelmetall und den Kampf der großen Handelsplätze um die Vorherrschaft am Goldmarkt.

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Das Goldwerk in Korneuburg wurde eben eröffnet. Ab wann haben Sie bei philoro eigentlich eine eigene Goldproduktion ins Auge gefasst?

Rudolf Brenner, Gründer und Chef des Edelmetallhändlers philoro

Das haben wir schon bei der Gründung von philoro geplant, weil wir immer schon die ganze Wertschöpfungskette abbilden wollten. Handel, Lagerung, Verarbeitung und Produktion. Als sich René Brückler und ich aus der Bankenbranche verabschiedet und 2011 philoro gegründet haben, war das von allem Anfang an unser Ziel. Wir haben auch alle Businesspläne darauf aufgebaut. Aber die Möglichkeit, das zu realisieren, hat sich erst in den vergangenen Jahren ergeben.

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Hängt das mit dem Einstieg der Industriellenfamilie Turnauer bei philoro zusammen?

Rudolf Brenner, Gründer und Chef des Edelmetallhändlers philoro

Ja, der Plan ist dort auf großen Anklang gestoßen, und man ist dann bei uns eingestiegen, damit wir dieses Projekt umsetzen können.

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Jetzt haben Sie diesen Meilenstein erreicht, auch die philoro-Filiale in New York wurde eröffnet. Was sind Ihre nächsten Pläne?

Rudolf Brenner, Gründer und Chef des Edelmetallhändlers philoro

Wir streben eine Zertifizierung unserer Goldproduktion durch die London Bullion Market Association an. Dazu müssen wir nachweisen, dass wir drei Jahre hindurch die hohen Qualitätsstandards der LBMA erfüllen. Und das werden wir.

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Wie hat sich der Goldhandel bei philoro zuletzt entwickelt?

Rudolf Brenner, Gründer und Chef des Edelmetallhändlers philoro

Er ist leicht zurückgegangen, aber befindet sich nach wie vor auf einem hohen Niveau, weil die Menschen sehen, dass Gold eine sichere Wertanlage ist.

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Worauf ist der jüngste starke Anstieg des Goldpreises zurückzuführen?

Rudolf Brenner, Gründer und Chef des Edelmetallhändlers philoro

Natürlich reagiert der Goldpreis stark auf die geopolitische Situation, die Terroranschläge in Israel, den anhaltenden Krieg gegen die Ukraine. Das hat meist rasche, kurzfristige Ausschläge zur Folge. Für die langfristige Entwicklung sind die globalen Wirtschaftsdaten, vor allem die in Amerika ausschlaggebend. Wenn die Konjunkturdaten wie jetzt enttäuschen, interpretiert das der Markt so, dass auch die Zinsen nicht mehr angehoben werden.

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Niemand weiß, wie lange die Krise im Nahen Osten, geschweige denn der Krieg in der Ukraine noch dauern wird. Hat der Goldpreis diese Ereignisse so rasch verarbeitet?

Rudolf Brenner, Gründer und Chef des Edelmetallhändlers philoro

Man hat bei Beginn des Kriegs gegen die Ukraine und genauso bei den Attentaten auf Israel eine starke Reaktion gesehen. Wenn es Zeichen im Nahen Osten einer weiteren Verschärfung gibt, wird der Golfpreis entsprechend reagieren. Aber für die dauerhafte Entwicklung ist die Wirtschaftslage ausschlaggebend.

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Der Goldpreis ist seit seinem Rekordhoch Ende November wieder leicht zurückgekommen.

Rudolf Brenner, Gründer und Chef des Edelmetallhändlers philoro

Ja, das hängt mit den positiven Arbeitslosendaten in den USA zusammen. Dann geht es gleich in die andere Richtung, und der Goldpreis fällt wieder. Der ausschlaggebende Faktor für den Goldpreis ist aber, ob sich die Zinslandschaft verändern wird.

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Die Mehrzahl der Analysten geht von einer doch deutlichen Abschwächung der Wirtschaft in den USA aus und dass es dadurch zu einer früheren Rücknahme der Zinsen durch die Fed kommen wird. Ist diese Situation im aktuellen Goldpreisanstieg schon eingepreist?

Rudolf Brenner, Gründer und Chef des Edelmetallhändlers philoro

Der Konjunkturrückgang ist beim aktuellen Goldpreis auf dem 2.000er-Level schon eingepreist. Was in diesem Preisbereich noch nicht enthalten ist, sind mögliche Aussagen der Fed, dass die Zinsen zurückgenommen werden. Wenn das einmal der Fall ist, gibt es den nächsten Schub für den Goldpreis.

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Überraschend ist, dass sich derzeit alle Assetklassen gut entwickeln. Aktien steigen, Anleihen sind gefragt. Gold, aber auch Bitcoin sind im Höhenflug.

Rudolf Brenner, Gründer und Chef des Edelmetallhändlers philoro

Wir haben ja immer noch die inflationären Kräfte. In den vergangenen zwei Jahren hat es starke Inflationsschübe gegeben. Das hat die Nachfrage nach Sachanlagen, und dazu zählen ja auch bestimmte Aktien, stark steigen lassen.

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Im Herbst 2024 gibt es wieder Wahlen in den USA. Könnten die einen Einfluss auf den Goldpreis haben?

Rudolf Brenner, Gründer und Chef des Edelmetallhändlers philoro

Wenn Donald Trump antritt und er Chancen hat, zu gewinnen, dann wird das den Goldpreis antreiben. Das Verhältnis zwischen den USA und China wird sich wieder deutlich abkühlen. Die emotional geführte, nicht kalkulierbare Politik Trumps schafft Unsicherheiten. Und die führen wiederum zu einem Anstieg des Goldpreises.

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Stichwort China. Im vergangenen Jahr haben Notenbanken, allen voran jene Chinas, Gold in großen Mengen aufgekauft. Welche Auswirkungen hat das auf den Goldpreis?

Rudolf Brenner, Gründer und Chef des Edelmetallhändlers philoro

China möchte sich schon lange vom US-Dollar abkoppeln. Und dazu nutzt es seinen riesigen Berg von US-Staatsanleihen. China hat aufgrund der geopolitischen Spannungen US-Anleihen im Ausmaß von mehr als 20 Milliarden US-Dollar verkauft. Amerikanische Staatsanleihen werden verkauft, und Gold wird gekauft. China sitzt auf einer enormen Menge von US-Staatsanleihen. Und die wird das Land weiter nutzen, um damit Gold zu kaufen.

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Dient die Anhäufung von Gold nur zur Währungsabsicherung, oder könnten noch andere Ziele damit zusammenhängen?

Rudolf Brenner, Gründer und Chef des Edelmetallhändlers philoro

Es gibt ja schon länger den Plan von China, gemeinsam mit anderen BRIC-Staaten einen eigenen Goldstandard einzuführen. Dass China mit dem Panda eine eigene Münze und Maßeinheit für Gold im Gegenzug zur Feinunze eingeführt hat, bestätigt diese Annahme.

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China hat ja auch in Shanghai eine eigene Goldbörse etabliert, die vor allem im asiatischen Raum immer bedeutender wird. Die Preise, um die Gold dort gehandelt wird, lagen im Schnitt um 0,6 Prozent über jenen in London oder New York. Woher kommt das?

Rudolf Brenner, Gründer und Chef des Edelmetallhändlers philoro

Der Goldmarkt in Shanghai ist sehr stark vom physischen Goldhandel geprägt, während die Märkte in London und New York von Derivaten geprägt sind. Die Nachfrage nach realem Gold führt an der Börse in Shanghai zu einem höheren Preis als der Handel von Derivaten, deren theoretischer Wert das Hundertfache des Handels mit physischem Gold ausmacht. Der Gap zwischen dem physischem und dem Papiergoldmarkt wird immer weiter auseinander klaffen.

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Wie wird sich diese Situation weiter entwickeln?

Rudolf Brenner, Gründer und Chef des Edelmetallhändlers philoro

Aktuell sind es China und Brasilien und eine Reihe weiterer Emerging-Markets-Länder, die den Goldhandel an der Börse in Shanghai ausmachen. Das sind auch von der Bevölkerung her gigantische Länder. Sollte das Wachstum dieses Markts so weitergehen, wird sich der Goldmarkt sicherlich einmal an Shanghai orientieren, nicht mehr am Derivatemarkt der westlichen Börsen in London oder New York.

Zur Person

RUDOLF BRENNER ist geschäftsführender Gesellschafter des in der D-A-CH-Region führenden Edelmetallhändlers philoro. Er gründete das Unternehmen 2011 gemeinsam mit René Brückler.

Zuvor war Brenner im Investmentbanking mehrerer internationaler Großbanken tätig.

Das Interview ist aus trend. edition+ vom Dezember 2023.
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