
Johannes Ortner, Ex-Chef der Raiffeisenlandesbank Tirol, ist einer der Gründer des neuen Alia Bank und fungiert auch als ihr CEO.
Investoren rund um den Ex-Chef der RLB Tirol Johannes Ortner wollen die erste österreichische Impact Bank für Unternehmen aus der Taufe heben. Das Projekt „Alia“ gestaltet sich nicht ganz einfach.
„Geben wir Geld eine neue Richtung“, lautet der Slogan von Alia, einem österreichischen Bankprojekt, das sich gerade in Gründung befindet. Beziehungsweise sich schon seit vier Jahren in Gründung befindet, wie Johannes Ortner, Chef der Alia AG, erzählt. „Eigentlich ist es verrückt, so ein Projekt in einer Zeit zu beginnen, wo der Schwenk weg von Grün zu Sicherheitsthemen stattfindet“, sagt der Ex-Raiffeisenbanker. Das, so Ortner, habe die Investorensuche nicht gerade erleichtert. „Aber wir wollen eine Bank errichten, die dem Zeitgeist entspricht, die man versteht und die für die Umwelt und die Gesellschaft eine positive Wirkung erzielt“, erklärt der Banker. Kurz: Er und sein Team, darunter der bekannte Impact Investor Charly Kleissner und die Schweizer Mäzenin Monique Bär, wollen die erste Impact-Bank Österreichs aufbauen, allerdings ausschließlich für Firmenkunden.
Das Befolgen von ESG-Kriterien, wie sie die EU den Banken auferlegt, reiche nicht aus, so Ortner. „Dabei geht es nicht in erster Linie um den Impact auf Umwelt und Gesellschaft, das ist ein rein risikobasierter Ansatz“, weiß der Banker. Was die Bank mit dem Geld ihrer Kunden dann tatsächlich mache, sei aber meist ein Geheimnis. Bei Alia, die ins Kredit- und Einlagengeschäft einsteigen will, soll das anders werden, weil sich das Unternehmen einem strengen ethischen Kodex unterwirft. Mit Unternehmen aus den Bereichen Glücksspiel, Waffen, Tabak oder Atomkraft wolle man anders als viele andere Banken strikt nicht zusammenarbeiten. Die Vergabe von Krediten werde zudem einer ständigen Wirkungsmessung unterzogen, so Ortner. Kredite mit positiver Wirkung sollen bonifiziert, sprich günstiger vergeben werden. Auch wenn andere grüne Banken aktuell etwas unter Wasser sind, ist der Alia-Chef überzeugt: „Man kann eine positive Wirkung mit einer schönen Rendite verbinden.“ Manche Großbanken würden zwar auch erste Schritte in dem Bereich tätigen, aber Ortner vergleicht die von ihm geplante Bank mit einem Bioladen: „Wenn ich Bio-Gemüse kaufen will, gehe ich in den Bioladen und nicht ins Bioeck in den Supermarkt.“
Investorensuche
Ortner und sein Team kalkulieren mit jährlichen Kosten von 6,8 Millionen Euro, im dritten Jahr des Betriebs wollen sie mit rund 35 Mitarbeitern bereits ein positives Betriebsergebnis erzielen. Bislang hat Alia bei Investoren Absichtserklärungen im Ausmaß von 35 Millionen Euro auf die Beine gestellt. Zu diesen Investoren zählen laut Ortner „namhafte Familienbetriebe aus Österreich, aus Deutschland, aus der Schweiz und aus Südtirol“. Doch das Geld reiche noch nicht aus, die Suche nach Investoren geht weiter, 50 Millionen Euro sollen es jedenfalls werden. Aktuell arbeitet das Alia-Team noch an ein paar letzten Vorbereitungshandlungen, bevor im Sommer die Bankkonzession bei der Finanzmarktaufsicht FMA beantragt werden soll.
Auch wenn aus den USA verstärkt Gegenwind zu Nachhaltigkeitsthemen kommt, ist Ortner überzeugt: „Wenn wir der Wissenschaft Glauben schenken, brauchen wir die Veränderung der Umwelt und damit auch der Finanzierung dringend.“ Nachsatz: „Dahingehend ist das Regierungsprogramm leider sehr bescheiden und setzt die falschen Impulse.“
Impact Banken in der Krise
Die deutsche Umweltbank und die niederländische Triodos Bank haben finanziell schon einmal bessere Zeiten gesehen. Ihre Kundenzahlen wachsen dennoch stetig.
„Eine positive Wirkung für die Umwelt und eine schöne Rendite schließen einander nicht aus“, ist Johannes Ortner überzeugt. Und doch: Wenn man sich die jüngsten Ergebnisse der bekanntesten Impact-Banken genauer ansieht, lassen diese weitgehend zu wünschen übrig. So hat die in Nürnberg ansässige börsennotierte Umweltbank mit dem Slogan „Deutschlands grüne Bank“, zuletzt einen Vorsteuerverlust von 8,5 Millionen Euro eingefahren. Dies sei Folge von nicht erfolgten Immobilientransaktionen, so die Bank. Nach dem Transformationsjahr soll es aber heuer wieder bergauf gehen, geplant ist ein Gewinn zwischen fünf und zehn Millionen Euro, die Kundenanzahl soll auf 500.000 verdreifacht werden. Allerdings muss zuerst noch eine Geldbuße der Finanzaufsicht BaFin wegen Compliancemängeln in Höhe von 520.000 Euro verdaut werden. Nicht viel besser läuft es bei der niederländischen Triodos Bank, deren Nettogewinn letztes Jahr von 77,2 auf nur drei Millionen Euro zurückgegangen ist. Die Bank, die auch in Belgien, in Deutschland, in Spanien und in UK aktiv ist, musste Rückstellungen in Höhe von 101 Millionen Euro vornehmen.
Etwas besser läuft es für die deutsche GLS Bank, die sich 2024 über ein Betriebsergebnis von 87,9 Millionen Euro und einen Zuwachs bei den Kunden um 2,9 Prozent auf 377.800 freuen konnte. Die GLS Bank schüttet an Investoren auch zwei Prozent des Gewinns aus. Allerdings wäre auch ihre Gewinn höher ausgefallen, besäße sie nicht 15 Prozent an der Umweltbank.
Der Artikel ist im trend.PREMIUM vom 23. Mai 2025 erschienen.