
Die Familie Dichand, Erwin und Hanno Soravia sowie der Unternehmer Michael Tojner halten in Summe rund 75 Prozent des Auktionshauses.
©APA/Roland SchlagerDie Immobilienunternehmer Erwin und Hanno Soravia wollen ihre Beteiligung an dem profitablen Unternehmen verkaufen. Es herrscht aber ein Gerangel um den Preis.
Das altehrwürdige, 1707 gegründete Pfandleihe- und Auktionshaus Dorotheum hat sich im letzten Jahrzehnt höchst erfolgreich entwickelt. Auch der Gesellschafterkreis ist ein Illustrer. Die Familie Dichand, die beiden Immobilien-Zampanos Erwin und Hanno Soravia sowie der Unternehmer Michael Tojner halten in Summe rund 75 Prozent. Den beiden Dorotheum-Geschäftsführern gehört der Rest. Die Expansion der Geschäfte erfolgte weitgehend unbemerkt, jetzt allerdings kommt Bewegung rein.
Denn die Soravias wollen ihre Anteile – knapp 30 Prozent – verkaufen, wie der trend in Erfahrung bringen konnte. Die anderen Eigentümer möchten das Paket unter Federführung von Tojner übernehmen und haben bereits die Finanzierung organisiert. Doch das Brüderpaar dürfte sich mit Verweis auf mehrere andere Interessenten zieren. Der Prozess läuft seit einem Jahr. Der Kaufpreis, kolportiert gut 100 Millionen Euro, wurde seither bereits deutlich nach oben getrieben.
Profitieren von den Goldenen Zeiten
Und die Soravias hoffen auf noch mehr. „Mit jedem Tag, an dem der Goldpreis steigt, wird das Unternehmen mehr wert“, erklärt ein Insider. Denn Golduhren und Schmuck sind beliebte Pfandeinsätze. Je höher deren Wert, umso höher auch die Zinsen, die das Dorotheum dafür kassiert. Die Brüder gehen dem Vernehmen nach von einer bis zu einem Drittel höheren Unternehmensbewertung aus als die Mitgesellschafter, die zwischen 350 und 400 Millionen Euro ansetzen.
Ein Haupttreiber des Dorotheum-Höhenflugs ist die 2018 erfolgte Übernahme der italienischen Pfandleihe-Gruppe Affide von der UniCredit. Tojner nutzte damals seine guten Kontakte in der Zentrale das Mailänder Großbank, die er aufgebaut hatte, als er versuchte, die auf die UniCredit-Tochter Bank Austria zurückgehende B&C Stiftung in Wien zu knacken. Was zwar misslang, sich aber später positiv für das Dorotheum auswirkte. Zwei Drittel der rund 400 Umsatzmillionen stammen mittlerweile aus Italien.
Übrigens führen Erwin und Hanno Soravia parallel zu den Verhandlungen rund ums Dorotheum laut Informationen aus Finanzkreisen auch weit gediehene Gespräche mit der Invest AG, einer Tochter der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, über deren Einstieg in die Hausverwaltungsgruppe Adomo der Soravia Group. Letztere hatte wie alle Immobilienentwickler in den vergangenen drei Krisenjahren einen sehr hohen Geldbedarf, der auch mit der Insolvenz der deutschen Tochter SC Finance Four einherging. Jetzt ist sie bemüht, wieder liquide Mittel aufzubauen.