
Der bayerische Agrarriese hielt nach seiner Beinahe-Pleite im Vorjahr seine erste Hauptversammlung ab. Unter skeptischer Beobachtung von Raiffeisen Österreich - schließlich ist man zweitgrößter Aktionär.
©BayWaDer krisengeschüttelte bayerische Lagerhauskonzern BayWa, mit massiver Beteiligung aus dem österreichischen Raiffeisen-Sektor, absolvierte seine bittere Hauptversammlung. Die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat wurde verschoben.
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Mit Spannung hat auch Österreich die heutige Hauptversammlung (HV) des krisengeschüttelten deutschen Agrarkonzerns BayWA verfolgt. Der heimische Raiffeisensektor ist nämlich mit fast 38 Prozent Anteil nach bayerischen Genossenschaften der zweitgrößte Aktionär bei den Bayern. Man muss daher die nach einem vorab bekanntgegebenen Jahresverlust von 1,6 Milliarden Euro für das Jahr 2024 die angekündigten harten Sanierungsschritte wohl oder übel mittragen.
Bei der HV des börsenotierten Unternehmens in München freilich dominierte vor rund 900 empörten Kleinaktionären vorerst jedoch die Vergangenheitsbewältigung, berichteten Teilnehmer. Nach Angaben des BayWa-Aufsichtsrats hat nämlich die Münchner Staatsanwaltschaft mittlerweile Ermittlungen eingeleitet, ob die Vorstände schon im Jahresabschluss 2023 die Finanzlage des Unternehmens falsch dargestellt hatten. BayWa-Aufsichtsratschef Gregor Scheller kündigt an, „dass die BayWa mit der Staatsanwaltschaft eng kooperieren wird“.
Unterschrieben wurde der Jahresabschluss 2023 unter anderem vom damaligen Vorstandschef Marcus Pöllinger und dem Finanzvorstand Andreas Helber, die mittlerweile beide das Unternehmen verlassen haben – beziehungsweise verlassen mussten. Brisant aus der Sicht der Österreicher: Sie hatten mit dem damaligen Chef der österreichischen Lagerhauskonzerns RWA, Reinhard Wolf, ebenfalls einen Vertreter im BayWa-Vorstand sitzen, sowie unterschiedliche Raiffeisen-Mitglieder im Aufsichtsrat. Über deren Anteil an der Misere kam zuletzt auch in Österreich einiges an Diskussion auf – der trend berichtete.
Zurück zur HV: Die Kleinaktionäre hätten gerne schon direkt vor Ort über die Verantwortung der Unternehmensleitung an der zu riskanten internationalen und kreditfinanzierten Expansion abgestimmt. Allerdings: Die obligate aktienrechtliche Entlastung wurde dank der Stimmen der beiden Großaktionäre aus Bayern und Österreich vorerst verschoben. Jakob Karner, Chef der Obersteirischen Molkerei und als einer der Eigentümervertreter aus dem österreichischen Genossenschaftsbereich bei der HV beobachtend anwesend, verteidigt die Vorgehensweise: „Es macht Sinn, zuerst die Verschuldensfrage extern und intern zu klären und erst hinterher über die Entlastung des Vorstands oder des Aufsichtsrates abzustimmen.“
Mit wenig Freude zu Kenntnis genommen wurde von den Aktionären jedenfalls auch der Jahresabschluss des Konzerns für das Jahr 2024, das nicht nur mit oben genanntem Rekordminus endete, sondern auch mit einem negativen Eigenkapital in der Höhe von 636,2 Millionen Euro sowie einem Schuldenberg von insgesamt über sechs Milliarden Euro. Der jüngst vorgelegte neue Halbjahresbericht von 2025 weist überdies ein weitere Verschlechterung des Ergebnisses aus. An den Sanierungsbemühungen will oder muss man bis auf weiteres festhalten, nimmt auch der steirische Lagerhausmanager Karner zur Kenntnis: „Aber da kommt keine Freude auf, bei niemandem, das ist auch klar.“ An die im Genossenschaftssektor unter Umständen durchaus möglichen Nachschusspflichten der Anteilsinhaber – das sind in der Regel Landwirte - möchte er angesichts der Finanzlage der Baywa lieber nicht denken: „Das hängt jetzt alles davon ab, wie schnell die Sanierungsbemühungen greifen.“