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Der Österreicher bei der krisengeschüttelten BayWa geht

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©APA/APA/dpa/David-Wolfgang Ebener
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Reinhard Wolf verabschiedet sich per 1. Juli in den Ruhestand. Die Aufarbeitung der Beinahe-Pleite läuft mit einem Sanierungsgutachten und Verkäufen von Töchtern auf Hochtouren.

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Die letzten Monate seines Berufslebens hat er sich wohl anders vorgestellt: Da ging es um Aufräumen, Sanieren, Aufarbeiten. Wenn Reinhard Wolf, seit 2013 Generaldirektor der Raiffeisen Ware Austria (RWA) und ebensolang im Vorstand des Schwesterkonzerns BayWa mit Sitz in München, nun am 1. Juli in den Ruhestand geht, wie die deutsche „Agrarzeitung" berichtet, bleibt deshalb ein bitterer Nachgeschmack.

Im November bei der RWA ausgeschieden, hatte er sich zuletzt mit voller Kraft der BayWa-Sanierung gewidmet. Der Mischkonzern, vom bayrischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger vor zwei Jahren noch als „zweitwichtigste Institution auf dem Land neben der katholischen Kirche“ bezeichnet, saß auf einem Finanz-Schuldenberg von über fünf Milliarden Euro, der in den Zeiten niedriger Zinsen durch eine zu gewagte Expansionsstrategie entstanden war. Nun sind aus dem Bauchladen von Beteiligungen Verkäufe notwendig, um die Schulden zu reduzieren.

Mit Anfang Mai wurde der Rückkauf der BayWa-Anteile an der RWA durch die Österreicher abgeschlossen - die RWA bzw. der Lagerhaus-Verbund sind jetzt wieder zu hundert Prozent rot-weiß-rot. Kaufpreis: 176 Millionen Euro. Anfang Juni wurde das niederländischen Tochterunternehmen Cefetra verkauft, was die Schuldenlast um 650 Millionen Euro reduziert. Geplant ist auch die Veräußerung des neuseeländisches Obstplantagenbetreiber Turners & Growers und des Windkraft-und Solaranlagenpojektbetreibers BayWa r.e.

Ein Ende April fertig gestelltes Sanierungsgutachten der Unternehmensberatung Roland Berger kommt zum Schluss, dass Kontrollversagen wesentlich mit Schuld an dem Desaster hatte. Konkret nennt Roland Berger „begrenzte finanzielle Transparenz in den Bereichen Treasury, Controlling und Portfoliomanagement, ein unzureichendes Holding-Modell und historisch gewachsenen Overhead mit hoher operativer Involvierung." Dem 16-köpfigen Aufsichtsrat wurde „unzureichende Erfahrung in Bezug auf Transformation, finanzielle Sanierung und heterogene Branchenherausforderungen“ bescheinigt.

Die Sanierung wird voraussichtlich bis 2028 dauern und bis dahin auch die Ergebnisse der österreichischen Miteigentümer aus dem Raiffeisenreich, RWA und Leipnik Lundenburger Invest, belasten. Laut Sanierungsplan soll der Konzernumsatz um die Hälfte auf 12 Milliarden Euro reduziert werden. In Deutschland werden 1.300 der rund 8.000 Vollzeitstellen gestrichen sowie Standorte geschlossen. Der Verkauf von Randaktivitäten soll dazu beitragen, dass die Finanzverbindlichkeiten um rund 4 Milliarden Euro schrumpfen.

Gespart wird auch im BayWa-Vorstand: Wolfs Mandat wird nicht nachbesetzt.

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