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"Der September scheint seinem Ruf alle Ehre zu machen", kommentierte Marktbeobachter Andreas Lipkow mit Blick auf die oftmals triste Bilanz des neu angebrochenen Monats. "Es bilden sich derzeit viele neue Risikocluster aus, die noch für erhebliche Schwankungen an den Finanzmärkten sorgen könnten." Lipkow verwies auf die konjunkturellen Folgen der US-Zölle und den gescheiterten Friedensversuch im Ukraine-Krieg. Dazu kommt der Machtkampf rund um die US-Notenbank und ihr weiteres geldpolitisches Vorgehen. Ein schwacher Start der US-Börsen nach dem feiertagsbedingt verlängerten Wochenende belastete zusätzlich.
Weitgehend erwartungsgemäße Inflationsdaten aus der Eurozone hatten keinen erkennbaren Einfluss. Spannender könnte es im weiteren Wochenverlauf mit Inflationsdaten in den USA sowie dem US-Arbeitsmarktbericht werden. Beide sind wichtig für die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Fed. Dass diese bei ihrer Sitzung am 17. September erstmals im laufenden Jahr die Zinsen senken wird, gilt am Markt trotz der hartnäckigen US-Inflation als nahezu sicher.
Am stärksten erwischte es innerhalb des Euro-Stoxx-50 Infineon, die 4,5 Prozent nach unten rutschten. Dicht gefolgt von Siemens, die um 4,4 Prozent absackten - die Titel litten unter anderem unter einer Abstufung von Bernstein Research auf "Market-Perform". Analyst Nicholas Green begründete seinen Schritt mit den kräftigen Kursgewinnen der Aktie in den vergangenen Jahren.
Banca Monte dei Paschi di Siena beendeten den Handelstag mit einem Minus von drei Prozent. Die einstige Krisenbank aus dem italienischen Siena stockte ihr Kaufangebot für die Investmentbank Mediobanca mit einer Barkomponente auf. Das neue Angebot bewertet Mediobanca mit knapp 17 Milliarden Euro, wenn man den Börsenschlusskurs von Monte dei Paschi vom Montagabend zugrundelegt. Damit liegt sie nur knapp über Mediobancas Marktwert auf Basis des Montags-Schlusskurses. Deren Titel verloren 3,2 Prozent.
Für Nestle-Titel ging es nach anfangs deutlicheren Abschlägen noch um 0,7 Prozent bergab. Der Nahrungsmittelkonzern bekommt überraschend schon wieder einen neuen Chef. Laurent Freixe wurde mit sofortiger Wirkung abgesetzt - nach lediglich rund einem Jahr im Amt. Der Manager soll eine Liebesbeziehung mit einer ihm direkt unterstellten Mitarbeiterin verheimlicht haben. Nachfolger wird der bisherige Nespresso-Chef Philipp Navratil.
Im Branchenvergleich hatte der Immobiliensektor das Nachsehen, hier gingen die Titel im Schnitt um 3,9 Prozent abwärts. Auch die Technologiebranche rutschte ab und verlor durchschnittlich drei Prozent.
Entgegen dem heutigen Trend gingen Danone mit klaren Gewinnen aus dem Handel und verteuerten sich um 2,55 Prozent. Auch Ferrari und LVMH gewannen jeweils rund 1,9 Prozent. Die LVMH-Titel wurden von HSBC auf "Buy" hochgestuft.