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Goldenes Handwerk

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 © Skrein

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Der Ruf Wiens als „Kulturmetropole“ bezieht sich nicht nur auf darstellende und bildnerische Künste, sondern auch auf traditionelles Kunsthandwerk. Ein Streifzug durch die außergewöhnlichen Schmuck-Werkstätten.

Als Kontrastprogramm zu internationaler Einheitsware erleben Wiens Goldschmiede ein steigendes Interesse an handgefertigten Unikaten oder kleinen Auflagen, welche nur an dieser einen Adresse zu finden sind. Juwelen aus einer heimischen Goldschmiedewerkstatt besitzen immer etwas, das in Zeiten der Globalisierung von unschätzbarer Bedeutung ist: eine unverwechselbare Handschrift.

Wie in der Mode folgt auch die Welt des Schmucks Trends, die allerdings längeren Zyklen unterliegen. Momentan sind es vor allem Farbsteine in Pastelltönen, die es den Schmuckherstellern angetan haben und in nahezu allen Kollektionen auftauchen. Variabilität und Individualisierbarkeit sind in jüngster Zeit ebenfalls wichtige Kriterien beim Schmuckkauf. Genau da kommen regionale Goldschmiedebetriebe ins Spiel. Atelierschmuck ist eine von kurzfristigen modischen Strömungen weitgehend abgekoppelte Kunstform.

Im Zentrum des Interesses stehen vielmehr der Charakter und die Einzigartigkeit der Kreationen. Typische Merkmale wie konkrete stilistische Details, zum Teil über Generationen gepflegt, verbinden alle Werkstücke, sogar wenn sie individuell auf Kundenwunsch angefertigt werden. So weisen die Kreationen einen gewissen Wiedererkennungswert auf – die „Handschrift“ des Schmuckkünstlers.

Wir bleiben unserer Linie treu und werden nicht plötzlich etwas machen, nur weil der Markt es will.

Marie SkreinSchmuckkünstlerinnen

Marie Skrein

ist eine dieser Schmuckkünstlerinnen, die dank ihres Vaters Alexander Skrein die Liebe zu Preziosen schon in jungen Jahren entwickelt und im Laufe ihrer Goldschmiedeausbildung kultiviert hat. Die unverkennbare Handschrift von Juwelier Skrein geht mit ihr in die zweite Generation. Besonders wichtig ist den Skreins die Herkunft ihrer Rohmaterialien. Hier wird ausschließlich „faires Gold“ verarbeitet. In Sachen Herkunft des Golds und der Diamanten sorgte Alexander Skrein bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten für Transparenz und engagierte sich auch für die Etablierung dieses Bewusstseins in der österreichischen Goldschmiedezunft. 2024 übernahm Marie offiziell die Agenden des Familienunternehmens.

Große Veränderungen braucht es aber nicht – schließlich war der Betrieb schon immer seiner Zeit voraus. „Wir bleiben unserer Linie treu und werden nicht plötzlich etwas machen, nur weil der Markt es will. Und sollten wir doch etwas aufgreifen, was der Markt verlangt, werden wir es so umsetzen, wie es uns gefällt“, stellt Marie Skrein die Prinzipien klar. Sie liebt es, mit besonderen Steinen zu arbeiten, die sie auch etwas anders verpackt, als das Auge es hinlänglich gewöhnt ist.

Ob es der Aquamarin ist, der in einer Gelbgoldfassung überrascht, oder eine unkonventionelle Zusammenstellung verschiedener Edelsteine – optische Brüche sind eben typisch Skrein. Zur Weiterentwicklung des Sortiments wird aus den Wurzeln geschöpft, aufbauend auf alten Entwürfen, von Marie und ihrem Team neu interpretiert. Bekannte Formensprachen werden selbstverständlich weitergeführt wie die gehämmerten Oberflächen der „Galathea“, die organischen Formen der „Lava“- Linie oder die markanten „Rocks“-Ringe. Mit Marie Skrein neu hinzugekommen ist das Spiel mit Baguette-Steinen – natürlich in charakterstarker Skrein-Manier interpretiert.

Anton Heldwein

Wenige Schritte weiter bei der Dreifaltigkeitssäule am Graben, wird ebenfalls ein sanfter Generationenwechsel vollzogen: Anton Heldwein und sein Stiefsohn Sebastian Schröter arbeiten operativ noch Hand in Hand, die Geschäftsleitung wurde jedoch bereits offiziell an die nächste Generation übergeben. Goldschmiedemeister und Gemmologe Anton Heldwein führte das Familienunternehmen ab 1991 in vierter Generation.

Es gelang ihm vorzüglich, die Tradition des ehemaligen k. u. k. Hoflieferanten mit modernen Ideen zu verbinden. Unter seiner Ägide wurde 2008 in der Rekordzeit von nur vier Wochen komplett umgebaut. Das über 200 Jahre alte Haus mit denkmalgeschützter Fassade wurde innen von Altlasten befreit, das schöne Gewölbe neu inszeniert. Das Ziel lautete damals, kein hypermodernes, für kurze Zeit trendiges Geschäft zu schaffen, sondern einen Klassiker von morgen. Diese Mission wurde mehr als erfüllt. Ebenso erfolgreich führte Anton Heldwein sein Schmuckatelier und die Identität des Familienbetriebs in eine neue Epoche. Doch was ist für ihn eigentlich ‚typisch Heldwein‘? „Für mich ist es die Art und Weise, wie wir Edelsteine inszenieren – sie sind immer der Ausgangspunkt und das Herzstück unserer Kreationen. Ich suche oft sehr lange nach einem bestimmten Edelstein, bis er exakt dem entspricht, was ich mir vorstelle. Erst dann entwickeln wir darum herum das Schmuckstück."

Für mich zählt, dem Kunden ein besonderes Erlebnis zu bieten: individuell, hochwertig und ehrlich.

Sebastian SchröterGeschäftsleitung

Dieser Zugang – vom Stein aus gedacht – ist unsere Handschrift.“ Sebastian Schröter sieht das ebenso und ergänzt: „Was uns auszeichnet, ist unser kompromissloser Anspruch an Qualität, besonders bei Farbsteinen. Wir nehmen uns die Zeit, jedes Stück mit Bedacht zu wählen – nichts ist beliebig. Unsere Kunden spüren das. Sie kommen zu uns, weil sie etwas Besonderes suchen: ein Schmuckstück, das Charakter hat, Farbe zeigt und mit echter Sorgfalt gefasst ist.“

Handwerk bleibt auch hier stets in Bewegung. Den Spagat zwischen über hundertjähriger Geschichte und modernen Ansprüchen schafft man nicht durch Stillstand. Darin sind sich beide einig, wodurch der Generationswechsel umso leichter fällt. „Tradition verpflichtet, aber sie darf nicht einengen.“ Damit trifft Schröter den Kern der Sache. „Für mich zählt, dem Kunden ein besonderes Erlebnis zu bieten: individuell, hochwertig und ehrlich. Dabei dürfen moderne Techniken ruhig ihren Platz haben, sie helfen uns, unser Handwerk noch präziser und effizienter umzusetzen. Die Qualität jedoch ist nie verhandelbar. Unsere Materialien, unsere Auswahl und unsere Verarbeitung, all das bleibt kompromisslos hochwertig. Das ist unser Anspruch, gestern wie heute.“

Oliver Heemeyer

Am Weg vom Graben Richtung Albertina, in der Bräunerstraße 10, liegt das Atelier von Oliver Heemeyer. Hier taucht man ein in die Welt eines Schmuckphilosophen, der sich seit der Gründung 2010 in kürzester Zeit einen Namen gemacht hat – mit außergewöhnlicher Persönlichkeit, mit Perfektion bis ins Detail und mit individueller Beratung. Oliver Heemeyers raffinierte Ästhetik, die dem Zeitgeist entspricht und ihn dennoch überdauert, trifft hier auf einen anspruchsvollen Kundenkreis, der sich für Kostbarkeiten abseits der Norm begeistert: Die ikonische „Signature“-Linie, die „OH!“- Kollektion, die Neuinterpretation von Diamanten sowie die Verwendung von schwarzen Diamanten zählen zu den Markenzeichen des studierten Gemmologen. „Als Juwelier liebe ich es, Stücke zu entwerfen, die mühelos elegant sind. Kein steifes Luxus-Bling-Bling, sondern Schmuck, der sich wie eine zweite Haut anfühlt“, sagt Heemeyer. Als Gemmologe und Qualitätsfanatiker setzt er ausschließlich auf hochwertige Materialien und handwerkliche Perfektion, „aber der eigentliche Trick ist, dass meine Kreationen leben können. Sie sollen nicht im Safe verstauben, sondern getragen werden. Zur Jeans genauso wie zum kleinen Schwarzen. Denn die coolste Eleganz ist die, die den Alltag nicht scheut.“

Als Juwelier liebe ich es, Stücke zu entwerfen, die mühelos elegant sind. Kein steifes Luxus-Bling-Bling, sondern Schmuck, der sich wie eine zweite Haut anfühlt.

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