
Nvidia-Chef Jensen Huang spricht von einer historischen Kooperation.
©IMAGO / MAXPPPDer weltgrößte Chiphersteller Nvidia steigt mit fünf Milliarden US-Dollar beim kriselnden US-Konkurrenten Intel ein. Der steirische Leiterplatten-Hersteller AT&S profitiert davon.
Der Fünf-Milliarden-Dollar-Deal von Nvidia und Intel gilt als strategische Neuordnung der Halbleiterbranche im Zuge des KI-Booms und macht Nvidia zu einem der größten Intel-Aktionäre. Der Chip-Riese zahlte für eine Intel-Aktie 23,28 US-Dollar. Intels Aktien sprangen nach der Ankündigung um 26 Prozent auf den höchsten Stand seit Juli 2023, Nvidia-Papiere legten um 2,5 Prozent zu. „Dies ist nicht nur eine Lebensader, sondern eine strategische Neuausrichtung, die Intel eine deutlich klarere Zukunft bietet“, sagte Geoff Blaber, Chef des Analysehauses CCS Insight, gegenüber der Financial Times.
Optimistisch zeigt sich Nvidia-Chef Jensen Huang: „Gemeinsam werden wir unsere Ökosysteme erweitern und den Grundstein für die nächste Ära des Computings legen". Im Rahmen der Kooperation soll Intel künftig maßgeschneiderte Zentralprozessoren für Nvidias KI-Plattformen in Rechenzentren entwickeln, zusätzlich ist ein separates Projekt für PC-Chips geplant. Intel-Chef Lip-Bu Tan erklärte gegenüber der Financial Times: „Wir schätzen das Vertrauen, das Jensen und das Nvidia-Team mit ihrer Investition in uns setzen, und freuen uns auf die Arbeit, die vor uns liegt, wenn wir für unsere Kunden innovieren und unser Geschäft ausbauen.“
Die Allianz ist deshalb bemerkenswert, weil Intel und Nvidia zu den ältesten Rivalen im Silicon Valley gehören, analysiert die britische Wirtschaftszeitung. Bereits 1998 soll Huang intern gewarnt haben: „Macht euch nichts vor: Intel will uns erledigen und aus dem Geschäft drängen. Unsere Aufgabe ist es, sie auszuschalten, bevor sie uns ausschalten“. In den 2000er-Jahren erwog Intel sogar, Nvidia für 20 Milliarden Dollar zu kaufen – entschied sich aber für den Aufbau eigener Grafikchips, ein Projekt, das scheiterte.
US-Regierung als Miteigentümer
Der historische Deal folgt nur einen Monat nach der Entscheidung der US-Regierung, einen Anteil von zehn Prozent an Intel zu übernehmen. Die Regierung von Donald Trump will damit die US-amerikanische Halbleiterproduktion absichern. Intels Fertigungssparte ist dafür zentral – macht jedoch derzeit Milliardenverluste und ringt um externe Kunden.
Bemerkenswert ist, dass die gemeinsame Erklärung von Nvidia und Intel laut Financial Times keinerlei Hinweis enthält, dass Nvidia seine eigenen Chips künftig bei Intel fertigen lassen will. Genau hier liegt Intels größte strukturelle Schwäche, so die Financial Times: Intel-Chef Tan hatte im Juli gewarnt, Intel müsse die Entwicklung von Spitzenfertigung einstellen, falls sich kein „signifikanter externer Kunde“ finde. Ohne externe Aufträge droht den USA eine Abhängigkeit von der taiwanesischen TSMC, die derzeit sowohl Nvidias als auch Apples Hochleistungschips herstellt.
TSMC-Aktien gaben nach der Ankündigung leicht nach, ebenso wie die des CPU-Rivalen AMD (−5 Prozent). Papiere des britischen CPU-Entwicklers Arm, bisher Nvidias Partner für Prozessoren, verloren sogar sechs Prozent, nachdem SoftBank, Arms Mehrheitseigner, erst im August angekündigt hatte, selbst zwei Milliarden Dollar in Intel-Aktien zu investieren.
Kurssprung für AT&S
Die Partnerschaft ließ am Donnerstag nicht nur die Kurse von Intel und Nvidia steigen, sondern auch jene des steirischen Leiterplattenherstellers AT&S, einem wichtigen Intel-Zulieferer. Die Aktie sprang zeitweise um fast 15 Prozent auf 23,05 Euro. Auch andere europäische Halbleiterwerte legten zu.