
Server fressen Energie in gigantischen Mengen, und KI verschärft das noch. Unternehmen müssen ihre KLIMABILANZ im Blick behalten.
Ein Fall von britischem Humor – dachten sich im August viele, als ein Aufruf mediale Wellen schlug. Die Bürger:innen mögen bitte alte Mails und Fotos aus ihrer Cloud löschen, lautete die Parole, ausgegeben vom Umweltamt, das die trockensten sechs Monate seit 1976 gemessen hatte und solcherart zur Ersthilfe aufrief. Der kausale Zusammenhang zwischen Wasserverbrauch für die Kühlung von Servern und digitalen Gewohnheiten hat sich vielen da zum ersten Mal in der ganzen Dimension erschlossen.
War die digitale Transformation über die letzten Jahrzehnte in erster Linie als Segen für die Umwelt betrachtet worden – z. B. papierloses Büro, weniger Verkehr durch Videokonferenzen –, hat sich die CO2-Bilanz durch die KI-Sprachmodelle zuletzt dramatisch verschlechtert. Training und Einsatz lassen den Energiehunger exponentiell wachsen. Jeder noch so simple Prompt verbraucht das X-Fache einer Google-Suche. Selbst mit energiefreundlicheren Modellen ist der Bedarf so immens, dass IT-Dienstleister neue Rechenzentren bauen und für die Versorgung Atomkraftwerke hochfahren.
Unsere tiefe Überzeugung ist, dass Digitalisierung nicht nur leistungsfähig, sondern auch verantwortungsvoll, zukunftssicher und menschlich sein muss – und sein kann.
Muss das sein? Nicht in diesen Dimensionen! Neben Bewusstseinsbildung, die generell zu einer überlegten Nutzung der KI-Werkzeuge anhalten sollte, können Unternehmen ihre Infrastrukturinvestitionen nach ökologischen Gesichtspunkten treffen und sollten das auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht von der Agenda nehmen: Es gilt, Rechenzentren und Dienstleister zu nutzen, die sich um Ressourcenschonung bemühen. Seit 2024 gibt es auch ein Österreichisches Umweltzeichen (UZ 80). „Die Erarbeitung der Richtlinien hat mehr als zwei Jahre in Anspruch genommen, da Themen wie Energie- und Ressourceneffizienz bei Rechenzentren komplex sind“, sagt Andreas Tschulik, im Landwirtschaftsministerium u. a. für Umweltschutz und Umwelttechnologie zuständig. „Das neue Umweltzeichen ist ein wichtiger Schritt für eine energieeffizientere Gesellschaft der Zukunft.“
Der sommerliche Rat an die Briten lässt sich auch im geschäftlichen Kontext beherzigen, etwa mit regelmäßiger Inventur, welche Programme und Datenbanken für das Tagesgeschäft überhaupt gebraucht werden. Ressourcenfressender „Datenspeck“ ist in jeder Abteilung anzutreffen. Hardware wird in Zyklen erneuert, und auch hier sollte die Anschaffung energieeffizienter Geräte Vorrang haben. In der Softwareentwicklung ist „Green Coding“, also das Schreiben energieeffizienter Programme ein Trend, der stärker wird – durch die KI forciert. Für spezifische Probleme gibt es leichtgewichtigere KI-Lösungen, und die KI kann sogar mithelfen, Energiefresser im Code zu identifizieren. In der Gesamtkostenbetrachtung rechnet sich das alles nicht nur fürs Klima, sondern schlägt sich auch in der eigenen Geschäftsbilanz nieder.
Umwelt im Fokus
NACHHALTIGKEIT BEI FABASOFT
Neben der neuesten Technik, energieeffizienten Büros und Rechenzentren, die aus erneuerbaren Energieträgern versorgt werden, wird bei Fabasoft bei der Beschaffung von Hardware, Strom, Wasser und Lebensmitteln generell auf kurze Transportwege und Regionalität Wert gelegt. Der gesamte Fuhrpark ist bereits auf E-Mobilität umgestellt, darüber hinaus werden zertifizierte Klimaprojekte unterstützt.
ZUR PERSON


FELIX FORSTER ist seit Mai 2025 Head of Sustainability Management bei der Fabasoft Gruppe. Davor war er Corporate Sustainability Manager beim Verpackungshersteller MM Group.
© Fabasoft„Wir sehen uns in der Verantwortung“
Nachhaltigkeit und Klimaschutz drohen bei der digitalen Transformation ins Hintertreffen zu geraten. Sustainability Manager Felix Forster erklärt, wie sein Unternehmen technologische Exzellenz mit europäischen Werten vereint.
Die digitale Transformation schreitet rasch voran. Mindestens so schnell müssten Klimaschutzmaßnahmen passieren. Da und dort werden politische Ziele gerade wieder aufgeweicht und nach hinten verschoben. Bei Ihnen offenbar nicht.
Unsere tiefe Überzeugung ist, dass Digitalisierung nicht nur leistungsfähig, sondern auch verantwortungsvoll, zukunftssicher und menschlich sein muss – und sein kann. Fabasoft treibt die digitale Transformation voran und legt den Fokus dabei auf Nachhaltigkeit und klare Werte. Wir setzen auf ein Geschäftsgebaren, das Fairness, Transparenz, Datenschutz, Informationssicherheit und ökologische Verantwortung vereint. Die Verbindung von technologischer Exzellenz mit europäischem Werteverständnis liegt in unserer DNA – und lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Where Tech Meets Trust.
Wie bilden Sie dieses Vertrauen im Geschäft konkret ab?
Starten wir mit der sozialen Komponente: Wir übernehmen Verantwortung für unsere Mitarbeitenden und Mitmenschen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben hat für uns schon immer Priorität. Fabasoft ist für dieses Engagement bereits seit 2021 als „familienfreundlicher Arbeitgeber“ ausgezeichnet. Neben flexiblen Arbeitszeitmodellen erleichtert unsere Kinderbetreuungseinrichtung „FABIs Kindernest“ im Linzer Headquarter Eltern den Wiedereinstieg nach der Babypause. Und auch unser „FABIs Sommercamp“ ist sehr beliebt und unterstützt die Belegschaft maßgeblich.
Nachhaltigkeit betrifft auch die Umwelt. Die digitale Transformation – vor allem alles, was mit KI zu tun hat – verschlingt immense Ressourcen. Was trägt Fabasoft hier zum Klimaschutz bei?
Wir sehen uns in der Verantwortung, unseren Energie- und Rohstoffverbrauch kontinuierlich zu senken. Besonders KI-Anwendungen benötigen enorme Rechenleistung. Deshalb setzen wir konsequent auf erneuerbare Energien – und wissenschaftsbasierte Klimaziele und streben Netto-Null-Emissionen an. Davon profitieren Umwelt, Gesellschaft, aber auch unsere Kunden, denen wir stetig nachhaltigere Produkte anbieten können.
Erreichen Sie diese Ziele?
Wir haben schon im Herbst 2022 im Rahmen der Science Based Targets Initiative (SBTi) Reduktionsziele im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen definiert und uns verpflichtet, unsere Emissionen um mindestens 42 Prozent zu senken. 2024/25 konnten wir das fünf Jahre früher als geplant nicht nur erreichen, sondern mit 60,3 Prozent sogar übererfüllen: Gelungen ist uns das unter anderem damit, dass wir fünf von sechs Rechenzentren zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen betreiben und unser gesamter Fuhrpark vollelektrisch ist. Zudem unterstützen wir die Mitarbeitenden großzügig beim Klimaticket und durch das firmeneigene eShuttle, das zwischen dem Linzer Bahnhof und der Fabasoft Zentrale verkehrt. Unser Wiener Office befindet sich direkt am Hauptbahnhof, ist so gesehen natürlich „nachhaltig“ gelegen.
KI ist das große Technologiethema dieser Tage, wird von Euphorie, aber auch von Ängsten begleitet. Mit welchen Maßnahmen begleitet Fabasoft die Kunden, diese Werkzeuge ethisch und verantwortungsvoll einzusetzen?
Fabasoft arbeitet seit vielen Jahren an EU-Forschungsprojekten mit, um die Anwendung von KI in Europa aktiv mitzugestalten – effizient, sicher und im Einklang mit unseren Werten. Wir investieren seit Jahren mehr als 30 Prozent des Umsatzes in F&E und belegen damit den ersten Platz in Österreich. Ein Schlüsselprojekt ist FAIR-AI, ein Leitprojekt der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), das seit 1. Jänner 2024 läuft. Es beschäftigt sich mit den gesellschaftlichen Risiken der KI-Nutzung und unterstützt Unternehmen dabei, die Anforderungen des EU AI Act, des europäischen KI-Gesetzes, zu erfüllen. Es geht darum, aus praxisnahen Szenarien konkrete, lehrreiche Use Cases zu entwickeln, die Transparenz schaffen und helfen, Vertrauen in KI-Anwendungen aufzubauen.