
Singapur kann mit moderner und ausgefallener Architektur punkten.
©Marina Bay Sands HotelSingapur will nicht nur Hongkong als ökonomisches Machtzentrum des Fernen Ostens ablösen, sondern will sich auch als attraktives Reiseziel positionieren. Mit Erfolg? Der trend-Traveller hat den Stadtstaat wieder einmal besucht.
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Singapur kennt der trend-Traveller vor allem als Stop-over bei Reisen durch Südostasien. Das ist dem wunderbaren Flughafen des Inselstaats geschuldet. Changi Airport gilt zu Recht als einer der besten, wenn gar als der beste Flughafen der Welt. Er bietet hervorragende Umsteigemöglichkeiten, er ist ungeheuer effizient. Er ist architektonisch interessant, und er bietet Zerstreuung während langer Umsteigezeiten wie kaum ein anderer Flughafen.
In der „Jewel“, so nennt sich sein Shopping- und Entertainment-Komplex, kann man viele Stunden verbringen, ohne dass man das Gefühl hat, seine Zeit zwischen Flügen sinnlos totzuschlagen zu müssen. Bei seiner letzten Ankunft stoppte der trend-Traveller, wie lange er brauchte, um vom Flugzeug zum Taxi zu gelangen – inklusive Passkontrolle (alles elektronisch und leider ohne Stempel im Pass) und Gepäckabholung. Gerade mal zehn Minuten. Bestzeit!
Singapur wird sexy
Der Stadtstaat Singapur selbst ist eine andere Sache. Lange Zeit hatte er keinen guten Ruf. Man erinnert sich gut an die Zeiten, als Singapur berühmt und berüchtigt war für seine allzu strengen Gesetze und Verordnungen. Man kennt die Geschichten: Wer Kaugummi auf die Straße spuckte, mit Zigaretten sorglos umging oder die Straße abseits eines Zebrastreifens überquerte, wurde schnell mit hohen Strafen belegt. Wer spaßbefreite Ordnung schätzte, war in Singapur gut aufgehoben. Reich, aber überhaupt nicht sexy.
Die Zeiten haben sich geändert. Der trend-Traveller war freudig überrascht, als er neulich wieder einmal einige Tage in der Stadt verbrachte. Wie konnte es sein, dass sich Singapur auf einmal entspannter zeigt als noch vor einigen Jahren? Zu seinem Erstaunen hat er gar Leute gesehen, die trotz roter Ampel die Straße überquerten. Er sah spannende Architektur, die alles andere als protzig oder neureich war. Gute Beispiele sind der Learning Hub der Nanyang Technological University des britischen Architekten Thomas Heatherwick und der „Interlace“-Gebäudekomplex von Ole Scheeren.
Er besuchte einige der besten Bars Asiens („Atlas Bar“!). Er schlenderte durch lässige Ausgehviertel wie Tiong Bahru. Hatte man einst den Eindruck, dass man in Singapur alles vorfand, was man mit Geld kaufen kann, aber alles fehlte, was man mit Geld nicht kaufen kann (also Kultur, Geschichte, Vergnügen), ist nun nicht zu übersehen, dass die Regierung die Bedeutung von Soft Power erkannt hat.
Was auch daran liegt, dass die geschäftstüchtigen Singapurer die Chance nutzen, die sich durch die politischen Probleme Hongkongs ergeben. Sie wollen Unternehmen und Geschäftsleute anlocken, und dabei wären allzu strenge Regeln nicht hilfreich. Singapur ist dabei recht erfolgreich: Es ist das neue ökonomische Machtzentrum Asiens. Musste man früher bei Spaziergängen durch die Stadt nicht immer wieder an den Film „Crazy Rich Asians“ denken?
Aber nicht nur als Business-Hub hat sich Singapur in den letzten Jahren etabliert, sondern auch als touristisches Reiseziel. Hier sind sechs Adressen, die jeder, der demnächst einige Zeit in Singapur verbringen wird, ansteuern sollte.
1. Hotel: Como Metropolitan
Es gibt natürlich das legendäre Raffles, diese alte, schwer geliftete Grande Dame unter den Luxushotels, an die man eine Shopping Mall angehängt hat und die heutzutage wie eine teure Touristenfalle daherkommt. Das spektakulärste Hotel ist das Marina Bay Sands: drei Hochhäuser, über denen ein 150 Meter langer Balken schwebt, auf dem sich der Swimmingpool des Hotels befindet, von dem aus man einen grandiosen Blick auf die Stadt hat. Der trend-Traveller jedoch schätzt das sehr stylische Como Metropolitan an der Orchard Road.


Como Metropolitan: Der Swimmingpool am Dach des Hotels ist ein guter Ort, um sich nach langen Shoppingtouren zu erholen.
© Martin Morrell2. Food Stalls: Maxwell Food Centre
An hervorragenden Restaurants ist in dieser Stadt der „Crazy Rich Asians“ selbstverständlich kein Mangel (etwa „Odette“ oder „Euphoria“). Für den Besucher wesentlich interessanter sind die Hawker-Standln, also jene typischen Garküchen, die die Unesco zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit zählt. Empfehlenswerte Hawker-Zentren sind das Maxwell Food Centre und das Newton Food Centre. Die besten Stände erkennt man leicht an der Länge der Schlange, die sich vor ihnen bildet. Der trend-Traveller hat im Lauf der Zeit gelernt, dass man sich darauf gut verlassen kann. Und wer nicht die berühmten Chili Crabs verzehrt hat, ist nicht wirklich in Singapur gewesen.


Das Maxwell Food Centre in Chinatown sollte auf jedem Besuchsprogramm stehen.
© Gerald Sturz3. Kultur: National Gallery
Über die Bedeutung von Soft Power haben wir schon gesprochen. Dazu zählen selbstverständlich Kunst und Kultur. Besonders stolz ist man auf die National Gallery, die Künstler aus Südostasien in den Fokus ihres Programms stellt.
4. Shopping: Gillman Barracks
Eine Warnung vorweg: Wer zum Einkaufen nach Singapur kommt, sollte nicht vergessen, dass es aktuell die teuerste Stadt der Welt ist. Das Angebot gleicht jenem, das man auch in anderen Metropolen dieser Welt vorfindet. Von den vielen Shopping Malls ist der trend-Traveller dann doch immer wieder enttäuscht. Es fehlt ihnen jener Wow-Effekt, der Einkaufszentren in Bangkok und Hongkong auszeichnet. Wer auf der Suche nach etwas Speziellem und lokal verwurzeltem ist, sollte die Gillman Barracks aufsuchen. Hier wurde eine ehemalige Kaserne in ein Quartier mit Kunstgalerien, Designershops und Cafés umgewandelt.
5. Sightseeing: Kampong Glam
Die imposante Skyline soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass zwischen den Hochhäusern immer noch das historische Singapur zu finden ist. Sehenswert ist zum Beispiel das arabische Viertel Kampong Glam mit Sultan-Moschee und den Terrace Houses in der Bussorah Street.


Das arabische Viertel Kampong Glam mit der Sultan-Moschee
© Gerald Sturz6. Natur: Gardens by the Bay
Singapur ist eine überraschend grüne Stadt mit riesigen Parkanlagen. Besonders spektakulär zu Tag und Nacht: die mehr als 100 Hektar großen Gardens by the Bay, die sich als „botanischer Garten der Zukunft“ verstehen. Während anderswo ewiggestrige Betonköpfe sich gegen Renaturierungsgesetze wehren, wird im zukunftsorientierten Singapur bereits eifrig renaturiert. Das Ziel: 2030 soll jeder Bewohner der Stadt nicht weiter als 400 Meter von einem Park oder einer Grünfläche entfernt wohnen.


Gardens by the Bay: Auf mehr als 100 Hektar Fläche erstreckt sich diese futuristische Gartenanlage mit ihren mächtigen „Supertrees“.
© Imago/PantherMedia/Z Jan