
Die Satellitenaufnahme zeigt die Straße von Hormus mit dem Iran im Norden und den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Oman im Süden.
©ShutterstockDer Iran droht mit der Blockade der Straße von Hormus. Komplexitätsforscher Peter Klimek zufolge birgt das Säbelrasseln auch für Europa wirtschaftliche Risiken.
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Die Meerenge zwischen dem Iran, Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten gilt als ein wichtiges Nadelöhr des Welthandels. Rund 30 Prozent des weltweit gehandelten Rohöls sowie 20 Prozent des Flüssiggases werden durch die Straße von Hormus transportiert. Sie verbindet den Persischen Golf mit dem Indischen Ozean.
Auch europäische Länder beziehen Öl und Gas über diese Handelsroute, die seit den israelischen und US-amerikanischen Angriffen auf den Iran im Mittelpunkt steht. Allerdings ist die direkte Abhängigkeit europäischer Staaten eher gering. „Unseren Schätzungen zufolge sind nur etwa zehn Prozent des gesamten Öl- und Gastankerverkehrs durch die Straße von Hormus für die Europäische Union bestimmt“, erklärt Komplexitätsforscher Peter Klimek vom Complexity Sciene Hub. Und: Nur rund vier Prozent des gesamten europäischen Tankerverkehres verläuft durch das Nadelöhr am Persischen Golf.


Komplexitätsforscher Peter Klimek
© APA/HANS PUNZUSA wenig betroffen
Auch die USA, die in der Nacht von Samstag auf Sonntag iranische Atomanlagen angegriffen haben, sieht Klimek nicht als ersten Leidtragenden: „Die USA sind selbst ein großer Öl- und Gasproduzent, können sich besser selbst versorgen und wären von einer Blockade nicht unmittelbar betroffen.“ Direkte Abhängigkeiten bestehen vor allem für asiatische Länder wie Indien und China. „Natürlich wird das einen Preisschock nach sich ziehen. Wie rational oder irrational die Märkte darauf reagieren, ist allerdings schwer vorherzusagen.“ Abhängig von der Reaktion der Märkte werde sich das auch auf die Inflation auswirken.
Bislang signalisieren die Märkte noch keine Panik, die Rohöl-Futures an der Chicago Mercantile Exchange sind von 65 auf 74 Dollar nur leicht gestiegen. Das sei nicht nur auf die OPEC-Strategie, seit April mehr Öl zu fördern als üblich, zurückzuführen. Sondern auch auf zwei Pipelines, mit der Öl und Gas befördert werden und somit die Straße von Hormus umgangen werden könnten, meint Klimek. Gewisse Vulnerabilitäten bestünden aber auch hier, zum Beispiel durch Angriffe der jemenitischen Huthi-Miliz. Problematischer würde sich eine Blockade auf den Handel mit anderen Produktgruppen, etwa Aluminium, auswirken, die nicht durch Pipelines geleitet werden könnten.
Aus Klimeks Sicht mache eine Blockade als Vergeltungsmaßnahme gegen die USA aufgrund des eigenen Öl- und Gasvorkommens nur wenig Sinn: „Außer es geht darum, maximales Chaos zu verursachen.“ Darüber wird nun der Oberste Nationale Sicherheitsrat unter Leitung des politischen und geistlichen Oberhaupts des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, entscheiden.