
WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik und GPA-Bundesgeschäftsführer und gewerkschaftlicher Chefverhandler Mario Ferrari
©APA/Helmut FohringerArbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter haben sich in der dritten Verhandlungsrunde auf einen Handels-KV-Abschluss unter der Inflationsrate geeinigt.
von
Die Kollektivvertragsgehälter der Handelsangestellten steigen mit 1. Jänner 2026 um 2,55 Prozent. Die den Verhandlungen zugrunde liegende Jahresinflation betrug 3 Prozent. „Wir haben in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation einen sozialpartnerschaftlichen Kompromiss geschlossen“, sagte GPA-Bundesgeschäftsführer Mario Ferrari.
Der Kollektivvertrag gilt für rund 430.000 Handelsangestellte und 20.000 Lehrlinge. Für WKÖ-Handelsobmann Rainer ist der Kollektivvertragsabschluss „ein starkes Signal der Sozialpartnerschaft in schwierigen Zeiten“. Es sei „ein Gesamtpaket, das Wünsche auf beiden Seiten abbildet“, sagte Trefelik bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Ferrari am Montagabend.
Gewerkschaft verteidigt Abschluss unter der Teurungsrate
Nach 2024 und 2025 ist das der dritte KV-Abschluss unter der Inflationsrate für Handelsangestellte. Auf Journalistennachfrage verteidigte der GPA-Bundesgeschäftsführer den KV-Abschluss unter der Teuerung. Man „habe auch die wirtschaftliche Lage im Handel bewerten müssen“ und „ein Gesamtpaket“ ausverhandelt. „Mit dieser nachhaltigen Gehaltserhöhung kann man sich auch schon sehen lassen“, betonte Ferrari. Außerdem würden betragsmäßige Überzahlungen aufrecht bleiben.
Bei den Arbeitsbedingungen hat die Gewerkschaft nach eigenen Angaben „wichtige Verbesserungen“ erreicht. Angesichts der hohen Zahl von Teilzeitbeschäftigten im Handel sei „die Möglichkeit einer Erhöhung der Arbeitszeit bei regelmäßiger Mehrarbeit ein entscheidender Schritt zu mehr Arbeitszeitqualität in der Branche“, sagte der gewerkschaftliche Chefverhandler Ferrari. Außerdem werde im Kollektivvertrag fixiert, dass die Verteilung der wöchentlichen Normalarbeitszeit mittels einer Betriebsvereinbarung auf fünf Tage reduziert werden kann.
Außerdem einigten sich die Sozialpartner auf eine Flexibilisierung der Arbeitszeit an Samstagen. „Von der bisherigen Regelung, dass auf einen gearbeiteten Samstag ein arbeitsfreier Samstag folgt, kann auf Antrag der Arbeitnehmerin mit Zustimmung des Betriebsrats, sofern vorhanden, abgegangen werden“, hieß es von der Gewerkschaft.
Überraschend schneller Abschluss in dritter Verhandlungsrunde
Für manche Beobachter einigten sich die Sozialpartner in der dritten Verhandlungsrunde überraschend schnell auf einen Abschluss. Man habe keine „abendliche Showrunde machen wollen“, sagte der WKÖ-Handelsobmann. Gewerkschafter Ferrari dankte den Arbeitgebern für „die konstruktive Arbeit“. Trefelik lobte „die konstruktive Art“ der Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern.
Der Handelsverband, der bei den Verhandlungen als freiwilliger Interessensverband nicht involviert war, dankte den Verhandlern auf beiden Seiten „für ihr Verantwortungsbewusstsein in einer weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Lage“. „Nun besteht Planungssicherheit für die Handelsangestellten und wir hoffen auf wirtschaftliches Wachstum und ein gutes Marktumfeld“, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.