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Im Fokus stand der überraschend schwache Bericht des privaten Arbeitsmarktdienstleisters ADP für November, der "weiteren Treibstoff für die Zinssenkungsfantasie" liefert, wie Marktexperte Andreas Lipkow sagte. Die Zahl der Beschäftigten in der Privatwirtschaft der USA ist im November unerwartet gesunken. Im Vergleich zum Vormonat fiel die Zahl der Beschäftigten um 32.000, wie ADP in Washington mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt hingegen einen Anstieg um 10.000 Stellen erwartet.
Leicht zugelegt hat hingegen die US-Industrieproduktion. Sie ist im September etwas gestiegen. Die Produktion habe um 0,1 Prozent zugelegt, teilte die US-Notenbank Fed in Washington mit. Volkswirte hatten dies im Schnitt erwartet. Die Kapazitätsauslastung der Industrieunternehmen sank auf 75,9 Prozent, Volkswirte hatten mit 77,2 Prozent gerechnet.
Viele Marktteilnehmer rechnen damit, dass die Datenlage eine Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed stützen dürfte. Zugleich wird eine solche am Markt bereits erwartet und gilt als eingepreist. Zuletzt schwache Arbeitsmarkt- und Inflationsdaten sowie entsprechende Signale seitens der Notenbank sind die Gründe. Die Fed-Mitglieder kommen in der nächsten Woche zur Zinssitzung zusammen und werden am Mittwochabend ihre Zinsentscheidung bekanntgeben.
Unter den Einzelwerten im Tech-Sektor standen Marvell Technology, Oracle oder auch Astera Labs im Blick. Marvell kletterten um satte 7,9 Prozent hoch, denn das Halbleiterunternehmen mit Fokus auf Lösungen für Rechenzentren hatte Investoren am Vorabend mit Aussagen beruhigt, dass die Sparte für kundenspezifisches Chipdesign Folgeaufträge erhalte. Das Wachstum dürfte sich folglich fortsetzen und Marvell weiter von stark gestiegenen Investitionen in KI-Computing profitieren.
Oracle legten um 3,3 Prozent auf 207,7 Dollar zu und profitierten von einem Analystenkommentar der Bank Wells Fargo. Michael Turrin nahm das Papier des Software-Unternehmens mit "Overweight" und einem Kursziel von 280 US-Dollar in seine Bewertung auf und bezeichnete Oracle als "aufstrebenden Marktführer im KI-Superzyklus".
Astera Labs schlossen mit einem Plus von 6,7 Prozent ebenfalls deutlich höher, nachdem die Aktie des Halbleiterentwicklers in den Bereichen Cloud Computing und Rechenzentren am Dienstag noch um 13,5 Prozent abgesackt waren. Da war der Zwischenbericht des Wettbewerbers Credo Technology sehr gut aufgenommen worden. Nun hoben Analysten hervor, dass Amazons KI-Chipfamilie AWS Trainium positiv für Astera Labs sei.
Mit Blick auf das KI-Thema zogen zudem die Papiere von Vistra Aufmerksamkeit auf sich, denn die Ratingagentur S&P hob die Kreditwürdigkeitseinschätzung für das Energieunternehmen, das auch im Bereich Infrastrukturnetzwerke engagiert ist, auf "Investment Grade". Die Vistra-Titel verloren dennoch 0,5 Prozent.
Deutliche Kursausschläge gab es bei American Eagle Outfitters und Acadia Healthcare. Der Bekleidungshersteller meldete ein starkes drittes Quartal und hob seine Jahresziele an, was der Aktie ein Plus von 15,1 Prozent bescherte. Ebenfalls einen starken Kursausschlag gab es bei Acadia Healthcare zu sehen, nur in die andere Richtung. Der Anbieter von Behandlungseinrichtungen im Gesundheitsbereich kappte sein Jahresziel für das bereinigte Ergebnis je Aktie. Die Titel rasselten um 10,9 Prozent abwärts.
Grundsätzlich waren Aktien aus dem Gesundheitssektor jedoch gefragt, wobei besonders Bristol Myers Squibb mit einem Kurssprung um 5,6 Prozent auffiel. Der Pharmakonzern berichtete zwar davon, dass eine Studie mit einem Alzheimer-Mittel noch mehr Probanden benötigt als bisher vorgesehen. Analyst Chris Schott von JPMorgan zog angesichts niedriger Erwartungen ein positives Fazit davon, dass es weiter geht.
Schwäche zeigten die Netflix-Aktien, die um 4,9 Prozent tiefer schlossen. Hier rankte sich weiter die Debatte darüber, dass der Streaminganbieter gerne den Medienkonzern Warner Bros Discovery übernehmen möchte - und dafür vielleicht Kompromisse in Kauf nehmen muss, um den Zukauf kartellrechtlich stemmen zu können. Die Warner-Gruppe besitzt neben Filmstudios auch den eigenen Streamingdienst HBO.