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Der deutsche DAX befestigte sich am Freitag um 0,29 Prozent auf 23.836,79 Zähler. Der britische FTSE schloss mit einem Plus von 0,27 Prozent auf 9.720,51 Punkten.
"Der europäische Aktienmarkt konsolidiert auf hohem Niveau. Auffällig ist das Ausbleiben von Gewinnmitnahmen. Anleger setzen offenbar darauf, dass die Thanksgiving-Rally nach dem Feiertagshandel in den USA noch etwas weiterlaufen kann. Diese Stabilisierung ist positiv und erzeugt Vertrauen, dass die Kurskapriolen des Novembers tatsächlich hinter uns liegen könnten", kommentierte Marktanalyst Jochen Stanzl von der Consorsbank.
"Die Hoffnung auf einen Waffenstillstand in der Ukraine hat die Stimmung in Europa verbessert", konstatierte Aktienstratege Emmanuel Cau von der Barclays Bank. Die Risikobereitschaft komme zurück, auch wegen neu entfachter Hoffnung auf eine Zinssenkung der Fed im Dezember und den wieder anziehenden Kursen im Technologiesektor. Er glaubt, dass ein Waffenstillstand ein großes Extremrisiko für Europa beseitigen und die Anleger dazu zwingen würde, über die positiven Aspekte einer weiteren Deeskalation nachzudenken.
Wegen des "Black Friday" in den USA gab es wie erwartet an den europäischen Börsen wenig Aktivität. An dem für das Weihnachtsgeschäft wichtigen Tag stehen Shopping-Schnäppchen im Fokus. An den New Yorker Börsen nutzen viele Anleger diese Zeit für ein verlängertes Wochenende. An der Wall Street wird heute zudem nur verkürzt gehandelt.
Die Veränderungen der Einzelsektoren hielten sich in Grenzen. Im Plus lagen die Ölwerte, die sich von den vorherigen Verlusten etwas erholten. Die Ölpreise hatten im Verlauf etwas weiter zugelegt und damit ihre Vortagsgewinne ausgebaut. Allerdings stehen die Ölnotierungen vor ihrem vierten Verlustmonat in Folge, was die längste Verluststrecke seit 2023 wäre. Die Papiere von Eni gewannen 1,3 Prozent und Repsol-Titel zogen 1,5 Prozent hoch.
Ansonsten brachten Analystenstimmen leichte Impulse. Heineken profitierten von einer Hochstufung durch die Deutsche Bank auf "Buy". Die Aktie gewann 0,8 Prozent. Zugleich gaben Anheuser Busch Inbev um 1,3 Prozent nach. Hier hatte sich ebenfalls die Deutsche Bank geäußert und die Aktien des Bierbrauers von "Buy" auf "Hold" abgestuft.
Im Luxussektor verzeichneten LVMH Gewinne in Höhe von 1,3 Prozent. Die US-Bank JPMorgan hatte der Aktie des Luxusgüterkonzerns das Prädikat "Positive Catalyst Watch" verliehen. Damit unterstrich Analystin Chiara Battistini ihre positiven Erwartungen für das kommende Jahr.
Spitzenreiter im DAX war die Aktie der Deutschen Börse. Sie legte um 2,2 Prozent zu. Wie seit Donnerstagnachmittag bekannt ist, hat der Börsenbetreiber dem Fondsvertriebsspezialisten Allfunds ein unverbindliches Kaufgebot unterbreitet. Tom Mills vom Analysehaus Jefferies sprach von einer deutlich besser passenden Branchenlogik als bei der früheren Offerte des Konkurrenten Euronext für Allfunds. Dadurch könnte der Gewinn der Deutschen Börse im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen.
Die Aktien von Delivery Hero setzten ihre jüngste Erholung mit einem Kurssprung von 14,6 Prozent fort. Der Essenlieferdienst stehe unter dem Druck mehrerer Großaktionäre, einen Verkauf des Unternehmens oder von Geschäftsteilen in Betracht zu ziehen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider. Die kolportierten Forderungen nach einem Strategiewandel und einer Branchenkonsolidierung zeigten, dass sich etwas tue, kommentierte Barclays-Analyst Andrew Ross. Er habe seit Monaten darauf hingewiesen, dass der Status Quo bei Delivery Hero nicht haltbar sei.
LONDON - GROSSBRITANNIEN: FOTO: APA/APA/AFP/TOLGA AKMEN