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"Die Unternehmen blicken nüchtern und besorgt auf die wirtschaftliche Entwicklung", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe.
Das Barometer für die Geschäftslage hat sich seit Jahresbeginn sogar um 0,4 Punkte verschlechtert. Die Erwartungen legten dagegen um 5,9 Punkte zu. "Wir sehen eine nur von den Erwartungen getriebene Stabilisierung des Geschäftsklimas, und die Euphorie vom Jahresstart ist schon wieder verblasst", sagte Wohlrabe. Aus den Komponenten Lage und Erwartungen wird das Ifo-Geschäftsklima ermittelt, das als wichtigster Frühindikator der deutschen Konjunktur gilt.
Seit Jahresbeginn verbesserte sich die Stimmung in der Industrie zwar spürbar. "Dennoch bleiben nahezu alle Branchen im negativen Bereich, blicken also immer noch überwiegend pessimistisch in die Zukunft", folgerte das Ifo-Institut. So verbesserte sich das Geschäftsklima bei den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen zwar über das Jahr deutlich um 29,4 Punkte. Die Stimmung blieb aber immer noch zurückhaltend: Im November erreichte der Indikator minus 2,1 Punkte. In der chemischen Industrie verschlechterte sich die Stimmung vor allem im Oktober und November. Insgesamt sank in der Branche der Indikator um 8,6 Punkte. Auch bei den Herstellern von Nahrungs- und Futtermitteln sank das Barometer um 12,7 Punkte.
"Die Stimmung im Handel erholte sich etwas, blieb aber zum Jahresende auf einem sehr niedrigen Niveau und war insgesamt schlechter als in den vergangenen Jahren", fand das Ifo-Institut heraus. Der Bau zeigte über das Jahr hinweg eine Aufwärtstendenz, doch verharrte das Barometer in diesem Bereich ebenfalls im negativen Bereich. Bei den Dienstleistern gab es kaum Bewegung. Im Gastgewerbe hellte sich die Stimmung zum Jahresende auf. "Insgesamt zeigt sich über alle Wirtschaftsbereiche hinweg, dass man nicht von einer Erholung sprechen kann", sagte Ifo-Umfragechef Wohlrabe.
Die Wirtschaft hat nach dem Wahlsieg von CDU/CSU auf einen reformfreudigeren Kurs gehofft. Die schwarz-rote Koalition unter Bundeskanzler Friedrich Merz will in den kommenden Jahren Hunderte Milliarden in Aufrüstung und Infrastruktur stecken.
FRANKFURT - DEUTSCHLAND: FOTO: APA/APA/AFP/KIRILL KUDRYAVTSEV