
Aufeinandertreffen zweier traditionsbewusster GTs: Mit dem Vanquish Volante und dem 12Cilindri Spider haben Aston Martin und Ferrari als zwei der wenigen Marken edle Cabrios mit legendären V12 im Portfolio.
Ihn mit Religion gleichzusetzen, würde vielleicht zu weit gehen, doch der V12 ist mehr als nur ein Motor. Viele sind ihm verfallen. In einem seiner seltenen Interviews spricht Enzo Ferrari von seiner persönlichen Erinnerung, als er zum ersten Mal in Berührung mit einem V12-Motor kam. Und zwar in einem Rennwagen auf dem amerikanischen Rundkurs von Indianapolis. „Von diesem Moment an war ich mit dem V12-Motor verheiratet und habe mich nie von ihm getrennt.“
Zweifelsohne wohnt der wohl edelsten Motorbauart gewisser Zauber inne. Nicht, dass die technischen Vorzüge nicht auch ohne Magie nüchtern erklärt werden könnten. Konstruktionsbedingt heben sich die Massekräfte der Kolbenbewegungen gegenseitig auf. So bieten diese edlen Triebwerke nicht nur enormen Leistungsreserven, sondern auch eine besonders hohe Laufruhe. Einer der vielen Gründe, warum sie sich wie kein zweites Motorenkonzept ganz besonders für sportlich-luxuriöse Gran Turismo wie Aston Martin Vanquish oder Ferrari 12Cilindri empfehlen. Außerdem wäre da noch der charismatische Sound, der sich am besten ohne Filter genießen lässt. Die Cabrio-Varianten dieser GT hören bei beiden Marken auf klingende Namen: Volante und Spider sind Musik in den Ohren von Liebhabern des offenen Fahrens.
ASTON MARTIN VANQUISH VOLANTE
Wer würde nicht gerne die eine oder andere Ausfahrt in diesen beiden Luxussportlern bestreiten? Wohin soll die Reise gehen? Kaum wo würde sich dieses Duo wohler fühlen als an den Küstenstraßen des Mittelmeers, egal, ob an der Côte d’Azur oder der Amalfiküste. Erst auf der Langstrecke finden sich die Gran Turismo in ihrem natürlichen Habitat wieder, stets bereit, mit feiner Klinge jede Landstraße oder Rennstrecke auf dem Weg in den sonnig-warmen Süden zu attackieren.
Aston Martin Vanquish und Ferrari 12Cilindri teilen dasselbe Grundkonzept: V12-Motor vorne, Antrieb hinten. Dazwischen Platz für zwei, im Kofferraum findet ausreichend Gepäck für eine große Tour Platz. Der Italiener kommt ohne Turbolader aus, was ihn zum stolzen Besitzer eines der wenigen verbleibenden V12-Saugmotoren macht. Seine Leistung wird über die Drehzahl generiert, so liegen die vollen 830 PS erst bei sagenhaften 9.250 U/min an, das maximale Drehmoment von 678 Newtonmeter erst bei 7.250 U/min. Die Charakteristik des Ferrari geht entsprechend seiner Leistungsdaten noch schärfer in Richtung Supersportler als die des Aston Martin, dessen Biturbo-V12 die volle Leistung von 835 PS bereits bei 6.500 U/ min anliegen hat und die vollen 1.000 Newtonmeter Drehmoment schon bei niedrigen 2.500 U/min liefert. Dass der offene 12Cilindri mit 2,9 Sekunden auf 100 Stundenkilometer den Vanquish Volante um fast eine halbe Sekunde abhängt, liegt in erster Linie am höheren Gewicht des Briten. Seine Top Speed ist hingegen mit 345 km/h knapp über der des Italieners.
Die Linienführung dieser beiden offenen Super-GT verbindet dynamische Schärfe mit fließender Eleganz, wobei man sich in England für ein traditionelles Stoffverdeck entschieden hat, in Italien hingegen für ein Hardtop. Beide Marken setzen bewusst auf Aerodynamik, die nicht auf aggressives Spoileroder Flügelwerk angewiesen ist. Nur so bleibt die unvergleichliche Souveränität eines V12-GT erhalten, die mit dem Aston Martin Vanquish und dem Ferrari 12Cilindri neue Leistungssphären erreicht hat.