Die reichsten Österreicher: Die Liste der Milliardäre & Clans

Die 100 reichsten Österreicher besitzen mehr als 200 Milliarden Euro und damit fast zehn Prozent des heimischen Gesamtvermögens, die Hälfte davon entfällt auf die Top 10. Insgesamt zählt die Rangliste 49 Euro-Milliardäre.

Thema: Milliardäre und Multimillionäre - die reichsten Österreicher
In Österreich gibt es 49 Euro-Milliardäre. Red Bull Chef Dietrich Mateschitz (†) hat das trend. Ranking reichsten Österreicher bis zu seinem Ableben im Oktober 2022 angeführt.

In Österreich gibt es 49 Euro-Milliardäre. Red Bull Chef Dietrich Mateschitz (†) hat das trend. Ranking reichsten Österreicher bis zu seinem Ableben im Oktober 2022 angeführt.


Milliardäre in Österreich

Aktuelle Studien wie der „Global Wealth Report“ der Boston Consulting Group (BCG) stellen fest, dass 2021 das Vermögen von Superreichen weltweit wieder um über zehn Prozent gestiegen ist. Gründe: ein hervorragendes Börsenjahr, der Wirtschaftsaufschwung nach den Lockdowns, noch niedrige Zinsen und im Wert gewachsene Immobilien – in Österreich laut Nationalbank rund zwölf Prozent.

Im trend-Ranking des Jahres 2022 stellt sich die Situation in Summe etwas anders dar. Das geschätzte Vermögen der 100 reichsten Österreicher:innen bleibt mit knapp über 200 Milliarden Euro ungefähr auf Vorjahresniveau. Das erklärt sich, weil nicht ein Kalenderjahr betrachtet wird, sondern jeweils ein Stichtag Mitte Mai gewählt wird. Und in den letzten Monaten wurde durch den russischen Angriff auf die Ukraine manches an Vermögen wieder vernichtet.

In Geldnot geraten sind die Reichsten des Landes deswegen dennoch noch lange nicht. Ganz im Gegenteil. Sie bewegen Geldsummen und Beträge, die Normalsterbliche nur schwindlig werden lassen. Insgesamt zählt das neue trend-Ranking 49 Milliardäre - um drei mehr als 2021.


Dietrich Mateschitz, der Red Bull Gründer

Dietrich Mateschitz, der mit Red Bull von 1984 an ein globales Energydrink-Imperium aufgebaut hat, ist am Samstag, dem 22. Oktober 2022 im Alter von 78 Jahren verstorben. Er wurde mit Red Bull zum mit großem Abstand vermögendsten Österreicher. Die Nachfolge im Red-Bull-Imperium wurde vor seinem Ableben noch genau geregelt.

Für den Self-Made-Milliardär hatte Geld längst die Bedeutung verloren, die es für Normalsterbliche hat. Er investierte nach Lust und Laune in Projekte, die ihn faszinierten und die ihm etwas bedeuteten. Vielfach waren das schlafende Prezipsen, wie etwa das Maria-Theresien-Schlössl in Salzburg, ein über 150 Jahre altes Gebäudeensemble samt Gästehaus, Pavillon, Park und Teichanlage. Zehn Millionen Euro überwies Mateschitz im Mai 2022 dafür auf das Konto einer Angehörigen der Swarovski-Familie.

Ein Viertelpromille seines Besitzes wendete der erfolgreichste Unternehmer des Landes für die Transaktion auf. Würde einer jener 7,2 Millionen Österreicher, die im Schnitt über ca. 50.000 Euro verfügen, den gleichen Anteil seines Vermögens ausgeben, ginge sich bei Ikea ein Paar Gardinen „Hilja“ (19,90 Euro) fürs Wohnzimmer aus.

Mateschitz war die mit Abstand reichste Person mit österreichischer Staatsbürgerschaft. Und er hatte diese Position zuletzt kräftig ausgebaut. Das ihm zurechenbare Vermögen lag zum Zeitpunkt seines Todes bei fast 25 Milliarden Euro.

PORTRÄT: Red Bull Chef Dietrich Mateschitz, der reichste Österreicher

Red Bull Erfinder und CEO Dietrich Mateschitz, 2010 bei Formel 1 Tests.

Red Bull Erfinder und CEO Dietrich Mateschitz, 2010 bei Formel 1 Tests.

Dietrich Mateschitz, der Kopf hinter dem Energydrink-Imperium der Marke Red Bull, war mit großem Abstand der reichste Österreicher.

Lesen Sie hier das Porträt des außergewöhnlichen Unternehmers.


Autodynastien Porsche und Piëch

Vermögender als der Red Bull Erfinder sind nur noch zusammengerechnet die Familien Porsche und Piëch, deren Besitz sich aber auf Dutzende Familienmitglieder aufteilt.

Das Vermögen der Autodynastien, die unter anderem über Stiftungen die Mehrheit an der Porsche SE halten und damit das Sagen im Volkswagen-Konzern (u.a. VW, Audi, Porsche, Skoda, Seat) und der Salzburger Porsche Holding, Europas größtem Autohändler haben, reduzierte sich allerdings in den vergangenen zwölf Monaten aufgrund von Lieferproblemen und Rezessionsängsten wegen des Ukraine-Kriegs um mehr als neun Milliarden Euro. Die beiden Familien teilen sich nun 41,6 Milliarden.

Hans Michael Piëch bei der Volkswagen Hauptversammlung 2017. Er will den Transformationsprozess bei VW als Aufsichtsrat in der Familienholding Porsche SE weiter begleiten.

Hans Michael Piëch bei der Volkswagen Hauptversammlung 2017. Er will den Transformationsprozess bei VW als Aufsichtsrat in der Familienholding Porsche SE weiter begleiten.


Probleme der Milliardäre

Beeinträchtigte Lieferketten, gestiegene Material- und Energiekosten belasteten auch die beiden Automobilzulieferer Continental und Schaeffler, an denen die Deutschösterreicherin Maria-Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn Georg über ihre Holding große Aktienpakete halten. Das um drei Milliarden auf 6,4 Milliarden geschrumpfte Vermögen reicht aber noch für die Verteidigung des dritten Platzes.

Maria-Elisabeth Schaeffker und ihr Sohn Georg F.W. Schaeffler bei der Continental-Hauptversammlung (2009)

Maria-Elisabeth Schaeffker und ihr Sohn Georg F.W. Schaeffler bei der Continental-Hauptversammlung (2009)

Der MSCI-World-Aktienindex lag Anfang Juli 2022 um rund 14 Prozent unter dem Niveau von 2021. Andererseits sackten laut Auskunft von Privatbanken auch die großen Finanzanlageportfolios der sehr wohlhabenden Kundschaft im Vergleichszeitraum um über sechs Prozent ab, während es 2021 ein Plus in dieser Größenordnung gab.

Auch der Immobiliensektor bleibt nicht ungeschoren. Die hohe Inflation zieht steigende Zinsen nach sich, was für die Branche Gift ist, weil sie die Bewertung von Immobilien drücken.


Die reichsten Österreicher und ihre Vermögen

An der Spitze im vom trend seit Jahrzehnten akribisch erstellten Reichen-Ranking gab es im Jahr 2022 einige Verschiebungen, aber grundsätzlich wenig Veränderung. Unter den ersten 15 im trend-Ranking des Jahres befinden sich acht Familien oder Familienclans. Angeführt wird das Ranking auch in diesem Jahr von den Familien Porsche und Piech, deren Beteiligungen an Volkswagen und Porsche, Finanzanlagen und Immobilienbesitz nunmehr mit einen Wert von 41,6 Milliarden Euro beziffert werden können - ein Minus von fast 10 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr.

Self-Made-Milliardäre René Benko (li) und Johann Graf

Self-Made-Milliardäre René Benko (li) und Johann Graf

Ebenfalls wieder dahinter auf Rang zwei lag bis zu seinem Tod im Oktober 2022 Dietrich Mateschitz, der 49-Prozent-Eigentümer von Red Bull. Der Anteil des Unternehmers an dem von ihm aufgebauten Imperiums wurde auf 24,9 Milliarden Euro taxiert. Das Vermögen wird nun zum Großteil an seinen einzigen Sohn, Mark Mateschitz gehen.

Mit Immo- und Industrieboss Georg Stumpf (Rang 5, Vermögen: 5,0 Mrd. €), Immobilien- und Handels-Tycoon René Benko (Rang 6; Vermögen: 4,9 Mrd. €), Novomatic-Eigentümer Johann Graf (Rang 7; Vermögen: 4,8 Mrd. €), Montana- und Wertinvest Eigner Michael Tojner (Rang 13; Vermögen: 3,2 Mrd. €), und L'Occitane-International Chef Reinhold Geiger (Rang 14, Vermögen: 3,1 Mrd. €) gibt es unter den Top 15 noch fünf weitere Self-Made-Milliardäre.

Ingrid Flick

Ingrid Flick, Kopf der vier Milliarden Euro schweren Familie Flick

Die verbleibenden Spitzenplätze im Top-100-Ranking entfallen auf Familien: Elisabeth & Georg Schaffler (Rang 3, Vermögen: 6,4 Mrd. €); die Wlaschek-Erben (Rang 4, Vermögen: 5,4 Mrd. €); die Familie Flick (Rang 8, Vermögen: 4,0 Mrd. €); die Familie Sohmen (Rang 9, Vermögen: 3,9 Mrd. €); die Familien Lehner (Rang 10, Vermögen: 3,75 Mrd. €); die Familie Swarovski (Rang 11, Vermögen: 3,7 Mrd. €); die Familie Mayr-Melnhof (Rang 12, Vermögen: 3,6 Mrd. €); und die Familie Blum (Rang 15, Vermögen: 3,0 Mrd. €).

Das Vermögen der 15 reichsten Einzelmilliardäre und Clans summiert sich somit auf die erstaunliche Summe von 136,15 Milliarden Euro, die ersten zehn halten insgesamt ein Vermögen von 99,65 Milliarden Euro - rund fünf Prozent des Gesamtvermögens aller Österreicher


Die 15 reichsten Österreicher

Das vollständige Ranking der 100 reichsten Österreicher 2022 finden Sie in der trend. PREMIUM Ausgabe vom 8. Juli 2021

Die in der folgenden Tabelle angegebenen Beträge spiegeln drei unterschiedliche Vermögensarten wider: Stiftungsvermögen wie beispielsweise bei den Familien Porsche und Piëch. In sehr vielen Fällen handelt es sich um Beteiligungsvermögen, also direkt gehaltene Gesellschafteranteile an Unternehmen. Teilweise geht Vermögen auch auf Erbschaften (oft über Generationen) zurück. Dazu kommen Geld-, Immobilien- und Wertpapierbesitz.

Die Berechnung der Liste wurde mithilfe verschiedener Methoden erstellt: Die Werte beruhen einerseits auf den über viele Jahre durchgeführten Erhebungen des trend. Zusätzlich wurden weitere Quellen herangezogen, etwa Recherchen von US-Spezialisten bei Bloomberg und „Forbes“ oder von Immobilienexperten.

Mithilfe von Vermögensverwaltern und Privatbanken wurden die Wertentwicklungen in den verschiedenen Anlagekategorien im Jahresvergleich berücksichtigt. Bei börsennotierten Unternehmen wurde der Wert der Beteiligungen mit Mai 2022 berechnet. Bei nicht börsennotierten Firmen wurden der Umsatz und/oder der Gewinn (Ebit) mit den für die jeweilige Branche üblichen Multiples zum Unternehmenswert hochgerechnet – aktualisiert zum trend-Beobachtungszeitraum Mitte Mai. Trotz gründlicher Methodik kann die aktuelle Vermögenslage aber letztlich nur auf Basis von Schätzungen dargestellt werden.

Rang Name Unternehmen, Aktivitäten Vermögen (in Mrd. €)
1 Porsche & Piëch, Familien [PORTRÄT] Beteiligung Porsche, VW, Finanzanlagen, Immobilien 41,6
2 Mateschitz, Dietrich [PORTRÄT] Red Bull GmbH (49%), Medien, Hotels, Beteiligungen 24,9
3 Schaeffler, Elisabeth & Georg [PORTRÄT] Schaeffler AG, Continental AG (Autozulieferer, Reifen) 6,4
4 Wlaschek, Friederike, Karl Philipp, Marie-Luise [PORTRÄT] Erben nach K. Wlaschek (Immobilien, Billa) 5,4
5 Stumpf, Georg [PORTRÄT] Immobilien, Industriebeteiligungen (M+W-Gruppe, Exyte) 5,0
6 Benko, René [PORTRÄT] Immobilien (Signa-Gruppe), Handel (Signa Retail, Kika/Leiner), Medien 4,9
7 Graf, Johann [PORTRÄT] Novomatic-Gruppe 4,8
8 Flick, Ingrid & Familie [PORTRÄT] Finanzvermögen aus Erbe nach F.K. Flick 4,0
9 Sohmen, Helmut & Familie [PORTRÄT] BW Group (Reederei) 3,9
10 Lehner, H. & G. Familien [PORTRÄT] Alpla-Gruppe (Kunststoff, Verpackungen) 3,75
11 Swarovski, Familie [PORTRÄT] Glas, Kristall, Optik, Schleifmittel 3,7
12 Mayr-Melnhof, Franz & Familie [PORTRÄT] Mayr-Melnhof AG (Karton, Verpackung), Ländereien, Holzwirtschaft 3,5
13 Tojner, Michael [PORTRÄT] Montana Tech Components (u.a. Varta), Wertinvest) 3,2
14 Geiger, Reinhold [PORTRÄT] L'Occitane International SA (Kosmetik) 3,1
15 Blum, Herbert, Gerhard & Familien [PORTRÄT] Julius Blum GmbH (Beschläge) 3,0


Die Vermögenskonzentration in Österreich

Bis 2025 wird das Gesamtvermögen der Österreicher auf 3,9 Billionen Dollar zulegen. Die schon ausgeprägte Ungleichheit wird sich weiter verschärfen.

In Österreich gibt es laut "Global Wealth Report" der BCG 400 Superreiche. Diese kleine Gruppe hält mehr als ein Drittel an den insgesamt 975 Milliarden Euro Finanzvermögen privater Haushalte. Das macht für jeden der Superreichen somit im Schnitt 850 Millionen Euro (siehe Grafik)."

Die Vermögenskonzentration in dieser Gruppe ist in Österreich doppelt so hoch wie im westeuropäischen Durchschnitt", sagt Anna Zakrzewski von BCG. Und sie wird trotz Ukraine-Krieg, Inflationsanstieg und Rezessionstendenzen weiter steigen. 2025 soll es bereits 480 Superreiche in Österreich geben. Und sie besitzen mehr als die 7,2 Millionen Menschen am unteren Ende der Pyramide zusammen.

Die Vermögenskonzentration in Österreich und in Westeuropa im Vergleich. Quelle: BCG

Die Vermögenskonzentration in Österreich und in Westeuropa im Vergleich. Quelle: BCG

Aufgrund der wachsenden Ungleichheit sehen Arbeiterkammer und Gewerkschaften Multimillionäre und Milliardäre in der Pflicht, höhere Beiträge zu leisten. Umso mehr, als der Staat aktuell zur Abfederung der extremen Teuerung tief wird in die Tasche greifen müssen. "Wir werden weiterhin eine laute Stimme für höhere Steuern für sehr Reiche sein", sagt AK-Präsidentin Renate Anderl, "besonders in einer Zeit, in der die Zahl der Menschen steigt, die sich ihr Leben nicht mehr leisten können." Konkret stellt sich die AK einen progressiven Steuertarif ab einer Million Euro Nettovermögen pro Haushalt oder Stiftung vor, der rund fünf Milliarden Euro einbringen soll.


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