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Abschied von Yachten & Co.: Studie über neue Erben-Generation

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Wirkung statt Yachten: Die neue Generation von Erbinnen und Erben möchte mit ihrem Reichtum Positives bewirken.
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Wirkung statt Yachten: Die neue Generation von Erbinnen und Erben möchte mit ihrem Reichtum Positives bewirken.

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Es geht weniger um teure Statussymbole als um Wirksamkeit – eine exklusive Studie der LGT Bank gibt Einblicke in die Denkweise von Erbinnen und Erben. Auch in Österreich.

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Die Dimension ist gewaltig: Weltweit werden in den nächsten Jahrzehnten 30 Billionen Dollar an Vermögenswerten weitergegeben. In Österreich wird sich das Erbvolumen bis 2050 auf rund 40 Milliarden Euro verdoppeln. Die nächsten Generationen Wohlhabender werden Entscheidungen treffen können, die weitreichende, auch gesellschaftliche Auswirkungen haben. Doch wer sind die superreichen Erbinnen und Erben? Wie ticken die Personen, die den Großteil des Vermögens ihrer Herkunft und dem ­Ehrgeiz ihrer Familien verdanken?

Eine trend exklusiv vorliegende Studie der LGT Bank Österreich gibt erstmals wertvolle Einblicke in das Denken der nächsten Generation der Reichen, also von Personen, die ein Finanzvermögen von über 20 Millionen Euro besitzen. Sie basiert auf Gesprächen mit 60 Erbinnen und Erben weltweit. „Wir waren erstaunt, wie offen junge Erbinnen und ­Erben über ihr Vermögen sprechen“, sagt Wolfgang Eisl, CEO der LGT Bank Österreich.

Und was sie zu erzählen hat, unterscheidet sich deutlich von der Elterngeneration, die den Reichtum vielfach durch unternehmerische Tätigkeit auf- und ausgebaut hat: „Früher standen Rendite und finanzieller Erfolg im Mittelpunkt – heute setzen Erbinnen und Erben vor allem auf Wirkung: Sie wollen mit ihrem Vermögen Positives schaffen“, sagt Eisl. Vielen von ihnen gehe es um ein ganzheitlicheres Verständnis der verschiedenen Vermögensdimensionen – von der Schaffung bis zur Weitergabe.

Einer der Befragten, Rodrigo Pipponzi, Sprössling einer brasilianischen Einzelhandelsdynastie, bringt die neue Denke auf den Punkt: „Ich glaube, dass es nicht nötig ist, verschiedene Taschen zu haben, nach dem Motto: Aus der einen Tasche finanziere ich Praktiken, die den Planeten zerstören, aus der anderen Tasche finanziere ich die Entschärfung des Problems. Es sollte darum gehen, dass alle Taschen für positive soziale Wirkung zusammenarbeiten“, sagt er. Und Rudolf Hilti, Abkömmling der gleichnamigen Industriellenfamilie, betont: „Wir werden von der Überzeugung geleitet: ‚Du bist, in was du investierst‘ - genau wie beim Essen, wo gilt: Du bist, was du isst.“

Aus Österreich haben vier Erb:innen an der Studie teilgenommen, darunter der gebürtige Tiroler Andreas Schuster. Aufgebaut wurde das Vermögen von seinem Vater Helmut, der einst in Ankerbrot investierte und später das ­Industrieunternehmen Hirtenberger – heute Orasis Industries – erwarb. Sein Sohn betont: „Erben bedeutet für mich, Verantwortung zu übernehmen: Unzählige Sportwagen und Yachten helfen niemandem. Das ist totes Geld. Es braucht vielmehr kluge Zukunftsentscheidungen.“

Die sind aber nicht immer einfach umzusetzen, wie er selbst erfahren musste. Als Schuster nach dem BWL-Studium in Innsbruck und einer Zeit in Australien beschloss, in das Unternehmen seines Vaters einzusteigen, knüpfte er den Schritt an eine für ihn essentielle Bedingung: den Ausstieg aus dem Munitionsgeschäft. „Wir haben viele oft schwierige Gespräche geführt, bis mein Vater schließlich einwilligte“, erzählt er. Heute sitzt Schuster im Orasis-Aufsichtsrat und unterstützt mit seiner gemeinnützigen Organisation Weitblick Bildungs- und Klimaprojekte. Das Budget: zwei Millionen Euro, die Expansion nach Deutschland ist geplant.

Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie betrifft den Vermögenstransfer. „Die allerwenigsten der Befragten haben sich richtig gut auf den Umgang mit dem Vermögen vorbereitet gefühlt“, sagt Julia Kleiser, LGT-Studienautorin. Und nur rund die Hälfte der Superreichen wusste, wie man Vermögen anlegt und verwaltet. Das bestätigt den großen Nachholbedarf in ­Sachen Finanzbildung in Österreich, aber auch in vielen anderen Ländern weltweit.

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