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Der große Kampf um das Bezahlen

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Zwei Welten. Der digitale Euro kommt durch die Bürokratie nicht ins Rollen. Banken ziehen mit Zahlungsdiensten auf Basis von Stablecoins der EU davon. 

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Beim Geld ist Europa fest in der Hand von Mastercard und Visa. Mit Stablecoins wollen Banken die US-Vorherrschaft jetzt brechen. Die Aktien neuer Payment-Anbieter steigen, die der Karten-Dinos treten auf der Stelle. Und der digitale Euro hängt weiter in der Warteschleife.

In den Wettkampf um das gigantische Geschäft im weltweiten Zahlungsverkehr marschieren immer mehr Truppen auf. Vor Kurzem haben neun europäische Großbanken angekündigt, den Zahlungsverkehr mit der Ausgabe von Stablecoins revolutionieren und damit auch in weiten Teilen Europas dominieren zu wollen. Neben der RBI aus Österreich sind UniCredit und Banca Sella aus Italien, die niederländische ING, CaixaBank aus Spanien, KBC aus Belgien, die schwedische SEB und die dänische Danske Bank dabei. Die US-amerikanische Citi Group stößt nun ebenfalls dazu.  

Stablecoins sind Kryptowährungen, die aber nicht wie etwa Bitcoin Schwankungen unterliegen, sondern deren Kurs an eine sogenannte Fiatwährung – im Fall der neun europäischen Großbanken ist das der Euro – gebunden ist und deren Kurs somit stabil dem Euro folgt. 

Und schon tritt das nächste Bankenkonsortium mit einem Stablecoinprojekt in den Ring. Zehn internationale Großbanken, darunter Deutsche Bank, Bank of America, Goldman Sachs, UBS, Barclays und BNP Paribas, haben verkündet, ebenfalls einen gemeinsamen Stablecoin auf den Markt bringen zu wollen. Der Coin soll an eine G7-Währung geknüpft sein, um Schwankungen auszuschließen. Welche, ist noch nicht klar.

100-BILLIONEN-MARKT.

Worum es den Banken geht, hingegen schon: um den 100 Billionen US-Dollar großen Markt an jährlichen Zahlungsdienstleistungen. Der wird aktuell von den großen Zahlungsdienstleistern Mastercard, Visa oder PayPal beherrscht. Allein in Europa werden zwei Drittel aller Zahlungstransaktionen über die technische Infrastruktur der US-Konzerne abgewickelt.

Das neue Zahlungsinstrument über Stablecoins soll Firmen- wie Privatkunden schnellere, transparentere und kostengünstigere Transaktionen im internationalen Zahlungsverkehr ermöglichen.

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) arbeitet mit dem digitalen Euro an einem modernen Zahlungssystem. Der digitale Euro soll eine von der EZB abgesicherte Digitalwährung sein, die man wie Bargeld nutzen kann. Diese Form von Bargeld wird aber nicht auf einem Bankkonto, sondern in einem sogenannten Wallet, etwa auf dem Smartphone oder auf einer Karte, aufbewahrt. 

Viele Banken und Zahlungsdienstleister sehen den digitalen Euro jedoch kritisch, weil für sie nicht klar ist, welchen Zusatznutzen er bieten soll. Und weil er natürlich in eines ihrer Geschäftsfelder eingreifen würde. Das Geschäft mit Zahlungsdienstleistungen ist ein sehr einträgliches. Das ist beispielsweise auch der Grund, warum die Bank Austria den Vertrag für Visa mit Card Complete gekündigt hat und künftig das Kreditkartengeschäft selbst betreiben wird.

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Christine Lagarde. Die EZB-Chefin arbeitet hart an dem Projekt eines digitalen Euros. Die Einführung könnte aber frühestens 2028 geschehen. Bezahlsysteme via Stablecoin starten schon viel früher.

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SCHNELL & SICHER.

Die technologisch modernste Form des Zahlungsverkehrs ist mittlerweile die Abwicklung über Stablecoins. Auch die RBI ist aus dem Vertrag mit dem Kreditkartenanbieter Card Complete ausgestiegen und setzt künftig auf die moderne Technologie der Stablecoins. Sie ist eine Art Parallelentwurf zum geplanten digitalen Euro. RBI-CEO Johann Strobl meint: „Stablecoins sind ein wichtiger Pfeiler unserer Strategie für digitale Vermögenswerte. Wir glauben, dass sie das Potenzial haben, interne Prozesse zu transformieren und unseren Kunden schnellere und kostengünstigere Transaktionen und Zahlungsoptionen zu bieten.“ 

Die Sicherheit bei der Transaktion über Stablecoins garantiert das europäische Regelwerk MiCAR (Markets in Crypto-Assets Regulation), ein europäisches Gesetzeswerk, das Konsumenten bei Transaktionen mit Krypto-Assets Sicherheit gibt. Zum Vergleich der Einführung eines digitalen Euros mit dem Stablecoin-Projekt sagt Strobl: „Banken können das im bestehenden System deutlich schneller und besser lösen. Die Zeit für diese neue Technologie ist jetzt auch reif für traditionelle Banken, nicht nur für Fintechs und Start-ups.“ 

Christian Wolf, Head of Strategic Partnerships and Ecosystems bei der RBI, beschreibt, wie der Ablauf nun konkret aussehen soll: „Der Firmensitz ist in den Niederlanden. Der Start des gemeinsamen Unternehmens ist bereits erfolgt, die Bekanntgabe des Firmennamens ist in einigen Wochen geplant. Und die Ausgabe von Stablecoins ist für das zweite Halbjahr 2026 vorgesehen.“ Damit hat man einen deutlichen Zeitvorsprung gegenüber dem digitalen Euro der EZB. Laut dem italienischen EZB-Direktor Piero Cipollone sollen nächstes Jahr die gesetzlichen Grundlagen für den digitalen Euro geschaffen und dann innerhalb von zwei bis drei Jahren umgesetzt werden.

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Johann Strobl. Der RBI-CEO ist überzeugt, dass Stablecoins schnellere und günstigere Transaktionen im Zahlungsverkehr ermöglichen.

IM VISIER.

Doch das Projekt von RBI & Co. ist gar nicht so sehr gegen den digitalen Euro gerichtet. Die Stablecoin-Projekte der europäischen Banken richten sich vielmehr gegen die Dominanz der US-amerikanischen Zahlungsdienstleister wie eben Mastercard, Visa oder PayPal. Denn auch wenn Österreich noch als Bargeldland gilt, nimmt der digitale Zahlungsverkehr europaweit rasant zu. Und jeder Einkauf im Supermarkt läuft letztendlich über Visa oder Mastercard. „Wir glauben, dass Stablecoins und digitale Assets zunehmend ein integraler Bestandteil des Finanzgeschäfts werden. Das wollen wir nicht gänzlich nichteuropäischen Anbietern überlassen“, erklärt Wolf die Initiative der europäischen Banken. Auch wenn zwischen dem Kauf im Supermarkt und der Bezahlung über Stablecoins noch ein weiter Weg liegt, geht die Tendenz doch in die Richtung.

Vor allem in den USA. Jüngsten Daten der italienischen Zentralbank zufolge beläuft sich das weltweite Stablecoin-Volumen – das überwiegend an den US-Dollar gekoppelt ist – derzeit auf knapp 300 Milliarden US-Dollar. An den Euro gekoppelte Stablecoins machten hingegen nur 620 Millionen US-Dollar aus. Schätzungen zufolge soll der Markt bis 2028 aber auf bis zu 1,4 Billionen US-Dollar anwachsen. Der an den US-Dollar gebundene Stablecoin mit dem größten Volumen kommt vom US-Anbieter Tether. 

In den USA ist man bei der Einführung von Stablecoins als Zahlungstransaktionssystem schon weiter: Mit dem Genius Act vom Juli 2025 hat die Regierung Trump einen Regulierungsrahmen für Stablecoins geschaffen. Damit haben die Konkurrenten der etablierten Zahlungsanbieter eine tragfähige rechtliche Basis. Aber natürlich springen auch die großen Zahlungsdienstleister auf den Stablecoin-Zug auf und integrieren die Blockchain-Technologie in ihre Systeme. 

Für Anleger wird interessant sein, wie sich die Aktien der traditionellen Zahlungsdienstleister und der mit Stablecoin agierenden entwickeln. Während die beiden Dinosaurier im Payment-Business in einem Jahr gerade mit zwölf Prozent im Plus liegen, ist der Wert von Coinbase um 50 Prozent gestiegen. Die Kryptobörse ist  weltweit eine der größten, hat höchste Sicherheitsstandards und auch von der deutschen Börsenaufsicht die Lizenz zum Handeln mit Kryptowährungen in Deutschland. Das Unternehmen gibt den Stablecoin USDC – US-Dollar Coinbase – heraus. Und Coinbase möchte künftig zum Mastercard der Stablecoins werden: Die Kryptobörse bietet 2,5 Milliarden US-Dollar für BVNK, den größten Dienstleister beim Abwickeln von Stablecoin-Transaktionen. Der Haken an der Sache: Gigant Mastercard bietet mit. 

Das Wichtigste zu Stablecoins

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