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Österreichs größte Grund- und Waldbesitzer

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Grund- und Waldbesitz in Österreich: die größten Besitztümer gehören der Kirche, dem Alt-Adel und den Bundesforsten
Grund- und Waldbesitz in Österreich: die größten Besitztümer gehören der Kirche, dem Alt-Adel und den Bundesforsten©Elke Mayr
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Österreich ist zu einem großen Teil im Besitz von Kirche, Adel und vermögenden Privatiers. Wie die Großgrundbesitzer zu ihren Grundstücken gekommen sind. Liste der größten Grundbesitzer Österreichs.

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Wie nutzen Großgrundbesitzer die Fläche?

Die flächenmäßig am weitesten verbreitete Nutzungsform der Gründe ist die Forstwirtschaft. Faustregel für Waldbesitzer: Ein Eigentümer eines Forstbetriebs braucht 1.000 Hektar Wald, um 2.500 Euro brutto im Monat zu verdienen. Je größer ein Grundstück darüber hinaus ist, desto mehr wirft es in Relation zur Fläche ab.

In die Quere kommen kann ihm dabei nur der Naturschutz. Und zwar dann, wenn der Staat beispielsweise einen Wald als Schutzwald definiert, in dem Schlägerungen und Gebrauch strikt untersagt sind. So musste unter anderem die italienische Adelsfamilie Foscari-Widmann-Rezzonico mit drei Revieren in Kärnten vor Jahren auf 150 Hektar Wald verzichten. Die Familie mit Sitz in Italien besitzt aber ohne insgesamt 8.700 Hektar und dürfte es verschmerzt haben.

Bundesforste: Der größte Grundbesitzer Österreichs

Größter Grundbesitzer ist der Staat über die österreichischen Bundesforste (ÖBF). Sie verfügen über 861.000 Hektar und damit rund ein Zehntel der Gesamtfläche Österreichs. Das Unternehmen hat seinen Besitz in den vergangenen Jahrzehnten auch stetig erweitert.

Die Bundesforste sind kreativ bei der Bewirtschaftung: Sie machen nicht nur mit Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei gute Geschäfte, sondern auch mit der Verpachtung von Skipisten wie der Streif oder von Seen und mit zahlreichen Beteiligungen. Dazu zählen die Wasserkraftwerke Hallstatt und Taurach, Forstaubach, das Kraftwerk Dientenbach oder die Dachstein Tourismus AG. Der Windpark Pretul gehört den ÖBF zur Gänze.

Alles zusammen macht einen Umsatz von 314 Millionen Euro im Jahr 2022. Das EBITDA im Jahr 2022 betrug 54 Millionen Euro. Die Gewinnmarge konnte auf 15 Prozent gesteigert werden. Mehr als die Hälfte der Betriebsleistung ist auf die Verwertung des eigenen Holzes zurückzuführen. Mit Immobilien werden knapp 20 Prozent der Geschäfte gemacht. Holzhandel und Jagd/Fischerei tragen jeweils knapp zehn Prozent zu den Erträgen bei. Der Anteil an Betriebsleistungen durch erneuerbare Energie beträgt nicht einmal ein Prozent. Für das Unternehmen arbeiten fast 1.000 Mitarbeiter.

Neben den Bundesforsten sind Wälder von Ländern und Gemeinden im Staatseigentum.

Stadt Wien: Besitzer von 41.490 Hektar

Die Stadt Wien gehört zu den großen Grundeigentümern der öffentlichen Hand. Der Gemeindebesitz reicht bis über die niederösterreichische Grenze, etwa im Fall des Quellschutzgebietes Reichenau an der Rax. Die Stadt Wien besitzt 41.490 Hektar und hat ihren Besitz damit auch kräftig erhöht. 2004 waren es 34.000 Hektar.

Adelige als große Grundbesitzer

Adelige gehören zu den größten österreichischen Grundbesitzern. Zum Bund dieser meist durch Erbschaft Privilegierten zählen berühmte Adelsfamilien wie die Esterházys, die Schwarzenbergs, der Habsburger-Clan, die Liechtensteins, die Hoyos, die Czernin-Kinskys, das deutsche Adelsgeschlecht von Sachsen-Coburg und Gotha, Prinz Ernst August von Hannover, Familienstiftung Starhemberg (Eferding), Familie Metternich-Sándor (Besitzer Schloss Grafenegg), Forstverwaltung Carl Foight-Viron (Ferlach), Maximilian Hardegg, Familie Schönborn-Buchheim (Eggersdorf) oder die Hohenbergs (Schloß Artstetten).

Stefan Schenker, ehemaliger Präsident des Verbandes der Grund- und Forstbesitzer Österreichs und Eigentümer eines 1.200 Hektar großen Waldes: "Die Struktur des österreichischen Grundbesitzes ist eine in Jahrhunderten gewachsene."

Esterházy ist Österreichs größter privater Grundbesitz

Das Gebiet der Esterházys, das in einer Privatstiftung ruht, ist zweitgrößte Grundbesitzer Österreichs und der größte einer Adelsfamilie. Der Besitz erstreckt sich über eine Fläche von 40.000 Hektar Boden und über 16.000 Hektar Wasserfläche des Neusiedler Sees. Das Gebiet ist so groß, dass es fünf Tage zu je acht Stunden Marsch bedürfte, um das gesamte Areal zu umkreisen. Die ehemalige Balletttänzerin Melinda Esterházy hat mit ihrem Gutsverwalter Peter Ottrubay aus den riesigen Ländereien eine stattliche Einkommensquelle gemacht.

5.600 Hektar des Besitzes wird landwirtschaftlich bewirtschaftet.

Die Landwirtschaft der Esterhazys zählt zu den größten Biobetrieben Österreichs, rund 2.200 Hektar werden selbst bewirtschaftet, der Rest wird verpachtet. Auf 90 Hektar davon erstreckt sich das Weingut der Esterhazys. Das Unternehmen beschäftigt rund 300 Mitarbeiter. Der Umsatz betrug 2022 rund 67 Millionen Euro.

Zum Forstbetrieb, in dem jährlich 100.000 Festmeter geschlagen werden, kommen vor allem die Vermarktung der Schlösser und Einkünfte aus dem Immobiliengeschäft. Der Immobilienbesitz besteht aus den drei Schlössern Burg Forchtenstein, Schloss Lackenbach und das Schloss in Eisenstadt. Hinzu kommt gibt eine Immobiliensparte für den Wohn- und Neubau.

Franz Mayr-Melnhof-Saurau: 32.400 Hektar

Der Forstbetrieb Franz Mayr-Melnhof-Saurau ist mit einer Fläche von 32.400 Hektar der größte Privatforstbetrieb Österreichs. Davon sind 28.000 Hektar Wald und davon ist wiederum 21.800 Hektar Wirtschaftswald. Dazu zählen die Revier Lobming, Lainsach, Großgraben, Gams, Laufnitz, Tyrnau, Mautern und Trofaiach. Der Umsatz betrug im Jahr 2022 4,7 Milliarden Euro.

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Alwa Güterverwaltung in Gaming: Herr über 23.500 Hektar

Zu den großen Grundbesitzern zählt auch die Alwa Güter- und Vermögensverwaltung in Irdning. In ihrem Besitz befinden sich 23.500 Hektar. Dazu zählen der Forstbetrieb Niederkreuzstetten. Auf dem Gebiet der Alwa fließt die Enns; sie wird für zwei Wasserkraftwerke genutzt. Vorstand ist die Reitlinger Familien-Privatstiftung aus Kienberg/Gaming. Hinter dieser steht Leo von Thun-Hohenstein und Stefan Rummel.

Benno Czernin-Kinsky: Besitzer von 6.000 Hektar

Benno Czernin-Kinsky ist Herr über das 6.000 Hektar große Forstgut Rosenhof. Im nördlichen Mühlviertel erstreckt es sich von 850 Meter Seehöhe bis knapp an die Baumgrenze. Seit mehr als hundert Jahren gehört der Rosenhof der Adelsfamilie. Das Gebiet wird vorwiegend durch Forst und Jagd bewirtschaftet. In der Nachbarschaft der vor Ort noch als "Herrschaft" bezeichneten Familie residieren die ebenfalls blaublütigen Sachsen-Coburgs. Zuvor gehörte der Besitz Stanislaus Czernin-Kinsky, der gibt sich bodenständig: "Erarbeiten kann man sich so eine Fläche wohl kaum. Ich habe damals das gesamte Gebiet nur geerbt und bereits auch wieder weitergegeben."

Peter Goess: 2.000 Hektar

Der Kärntner Aristokrat Peter Goess wandelt ebenfalls auf eigenem Grund und Boden zufrieden durchs Leben. Er besitzt 2.000 Hektar, das samt Anwesen und Schloss Karlsberg seit dem Jahr 1730 im Eigentum der Familie steht.

Goess, der bei der wirtschaftlichen Nutzung seines Landstriches ebenfalls auf die Jagd setzt, stapelt dabei augenzwinkernd tief: "Ich lege selbst Hand an, weil das Geld spart."

Einen Orf-Beitrag über das Schloss Karlsberg finden Sie hier.

Jörg Haiders Bärental jetzt im Besitz des Landes Kärnten

Das Bärental, das einst dem verstorbenen Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider gehört, ist nun im Besitz des Landes Kärnten und wurde zum Naturschutzgebiet erklärt und beherbergt unter anderem mehrere Braunbären. Größe: 1.600 Hektar.

Haider kam damals günstig von einem Onkel zu dem riesigen Wald- und Jagdgebiet. Dieser hatte den davor enteigneten jüdischen Vorbesitzern eine Entschädigung von 120.000 Dollar gezahlt.

Kirche als Großgrundbesitzer

Die dritte große Eigentümergruppe ist die katholische Kirche. Benediktiner- und Zisterzienserstifte haben allein rund 70.000 Hektar in Österreich.

Die Nummer eins unter ihnen, das Benediktinerstift im steirischen Admont, besitzt 25.000 Hektar Land. Zu zwei Dritteln wird das Gebiet von der Forstwirtschaft genutzt. Auf 18.000 Hektar Waldfläche werden jährlich 85.000 Kubikmeter Holz geschlagen und damit rund sieben Millionen Euro umgesetzt. Zusätzlich zum Forst werden 1.000 Hektar landwirtschaftlich genutzt.

Benediktiner- und Zisterzienserstifte mit großen Besitztümern

Aus etwa derselben Zeit stammt das Bodeneigentum der Kirche. Große Flächen besitzen auch die Augustiner und das Erzbistum Wien.

Ein weiterer großer Kirchenbesitz gehört dem Zisterzienserstift im niederösterreichischen Lilienfeld. Die Geistlichen verkaufen Rundholz und verpachten ihre zwei Bachverläufe Gölsen und Traisen sowie ihre Hälfte des Erlaufsees an Angler und Fischereivereine. Das Stiftgebiet ist in neun Jagdreviere eingeteilt. Das kleinste Gebiet ist 200 Hektar und das größte 2.600 Hektar groß.

Erfolgreiche Unternehmer und deren Erben als Großgrundbesitzer

Zudem spielen nicht-adelige Großgrundbesitzer wie Ingrid Flick (2.800 Hektar Grundbesitz) oder die Unternehmerfamilie Kaindl (2.350 Hektar) in der erlauchten Liga der Großgrundbesitzer mit. Ebenfalls mit viel Grund und Boden ausgestattet wie die Familie Sattler (Sattler AG).

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Liste der größten Grundbesitzer Österreichs

  1. Bundesforste: 861.000 Hektar

  2. Stadt Wien - Forst- und Landwirtschaftsbetrieb: 41.490 Hektar

  3. Esterházy Betriebe: 40.000 Hektar

  4. Forstbetrieb Franz Mayr-Melnhof-Saurau: 32.400 Hektar

  5. Stift Admont Fortsbetriebe: 25.000 Hektar

  6. Alwa Güter- und Vermögensverwaltung: 24.000 Hektar

  7. Fürstlich Schwarzenberg'sche Familienstiftung Murau: 19.000 Hektar

  8. Liechtenstein Gruppe: Guts- & Forstbetrieb Wilfersdorf und Forst Kalwang (Betreiber des ältesten Naturparks Österreich) und Forstpflanzenproduzent Lieco: 16.900 Hektar

  9. Steiermärkische Landesforste: 16.000 Hektar

  10. Thomas Prinzhorn Privatstiftung: 12.500 Hektar

  11. Habsburg-Lothringen: 12.735 Hektar

  12. Prinz DI Alfred Liechtenstein´schen Forstdirektion: 8.000 Hektar

  13. Prinz Liechtenstein’sche Forstrevier: 2.330 Hektar

Die reichsten Österreicher:innen

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