
Unser Autor hat auf den Malediven über, aber auch unter Wasser gespeist, dafür auch schon einmal den frischen Fisch direkt vom Markt in die Küche gebracht und herausgefunden, warum der dazu kredenzte Wein so unverschämt teuer ist.
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Leo, so habe ich den Hai getauft, zieht unbeirrt zwei Meter über uns seine Runden im Indischen Ozean. Rechts und links ein paar Putzerfische, im Hintergrund kreist ein Schwarm von Makrelen – und ich sitze im Unterwasserrestaurant „Ithaa“ und schaue ihnen durch die Glaskuppel über mir zu. Ist schon faszinierend, der Ausblick, während unten am Tische vier feine Gänge serviert werden.
Man gönnt sich ja sonst nix auf den Malediven. Ein bissel Schnorcheln, Tauchen, viel Sonne am Strand und viel Zeit, darüber nachzudenken, was man denn heute Abend verzehren wird. Hier im „Conrad Rangali“ gibt’s sage und schreibe zwölf verschiedene Restaurants auf zwei Inseln, und deshalb hab ich’s mir auch ausgesucht. Eine Woche Ruhe unter Palmen, na gut, aber da die einzige Abwechslung das Essen ist, leg ich darauf schon gesteigerten Wert.
Rundherum also Fisch, oben schwimmend, unten auf dem Teller in verzehrbarer Form. Der Tuna kommt als Tatar mit Schnittlauch und Crème fraîche, die Hummer-Krabben-Terrine mit einer süßen Melone und das Rinderfilet mit Kräuterkruste, Spinat und Rosmarinsauce. Dazu ein Cloudy Bay aus Neuseeland, Urlauberherz, was willst du mehr?
Dabei ist es ausgerechnet auf den Malediven gar nicht so leicht, frischen Fisch zu bekommen. In den meisten Resorts werden die per Boot angelieferten Meerestiere fein säuberlich filetiert und eingefroren, damit sie später aufgetaut wieder angerichtet werden können. Im „Sheraton Full Moon“ nahe der Hauptstadt Malé hat mich diese Attitude veranlasst, mit dem Motorboot zum Hafen von Malé zu düsen, einem Fischer den frischgefangenen Tuna (natürlich Bluefin, die anderen sind ja geschützt) abzukaufen und den ResortKoch um die alsbaldige Zerlegung und Zubereitung meines Fünf-Kilo-Tunas zu bitten. Er war etwas perplex, aber aufgrund des ausreichenden Trinkgelds hat er sich an die Arbeit gemacht. Und zu viert haben wir wunderbare Tuna-Sushi, Tuna-Tataki und tiefrote Tuna-Steaks konsumiert.
Ein Tipp für trend-Leser, die im Indischen Ozean unterwegs sind: eine Angel-Tour mitmachen und den Fang dann in der Küche verarbeiten lassen. Das funktioniert fast immer, war doch der Bootstrip teuer genug, sodass selbst berechnende Resortmanager Einsehen haben und den Fang am Abend grillen oder kochen lassen. Bei mir im „Conrad Rangali“ gab’s auch noch eine zweite Chance: An ihren freien Tagen nahmen sich die dienstbaren Geister ein kleines Boot und kamen dann ein paar Stunden später mit Frischfang zurück, der dann als „Catch of the Day“ auf der Speisekarte landete.
Aber genug über frische Fische
Man möchte ja auch auf der Insel ein wenig Abwechslung haben. Asiatisch tut’s ja auch – Indisch, Chinesisch, Japanisch, alles war bei mir im Angebot. Mein Lieblingsplatz: das „Ufaa“ des singapurianischen Meisterkochs Jereme Leung. Dort hab ich mich an Schweinebauch mit Honigdressing, Tiger Prawns mit Passionsfrucht und Sichuan Chicken mit viel Chili erfreut. Die ganze Pekingente um 169 Dollar für zwei bis drei Personen hab ich mir einmal geleistet, außen knusprig, innen saftig, wie es sich gehört.
Womit wir bei den Restaurantpreisen angekommen sind. Fast alle Resorts bieten ja Half Board (Dinner) oder Full Board (plus Lunch) an. Aber bei der Durchsicht der Preise bin ich draufgekommen, dass ich mit normalen À-la-carte-Preisen billiger durchkomme. Wobei „billiger“ vielleicht eine falsche Bezeichnung ist, denn günstig ist auf den Malediven nur wenig. Die renommierten Luxusresorts wie Gili Lankanfushi, Soneva Fushi, Joali oder Ritz-Carlton kann unsereins sowieso vergessen, bei mehr als 4.000 Dollar pro Nacht für eine Beach- oder Overwater-Villa plus einen weiteren Tausender fürs Essen muss die vorhergehende Erbschaft schon opulent gewesen sein.
Aber es gibt auch Resorts, die eher leistbar und vor allem, was das Essen betrifft, qualitativ hochwertig sind. Einige wie das „Conrad Rangali“ hab ich selber schon getestet, andere sind mir von Maledivenkennern, denen ich traue, empfohlen worden. Zum Beispiel das erst kürzlich eröffnete „Cora Cora“ im RaaAtoll mit einem erstklassigen japanischen Restaurant, dem „Teien“, und nicht nur für die Kinderlein das „Aquapazza“, eine italienische Trattoria am Pool. Oder das „Niyama“ mit einem Unterwasserrestaurant und dem „Edge“, einer Fine-Dining-Insel, zu der man mit dem Motorboot gebracht wird.
Auch das „You&Me“ verfügt über erschwingliche Villen ab 500 Euro (die meisten sind Overwater-Villen) und ein gutes Angebot an Restaurants: Teppanyaki im „Rising Sun“, italienisch im „La Pasta“ und das „H20“ unter Wasser.
Im „Ozen“ auf Maidhoo Island hab ich mich mit den Kindern (Gratiseis zu jeder Tageszeit!) sehr wohlgefühlt. Echte maledivische Küche mit Masmirus (Chilipaste mit getrocknetem Fisch oder Garnele), Mas Bai (scharfer Reis mit Fisch-Stücken) oder karamellisierter Banane zum Dessert sowie das „Peking“ mit exzellenten Dim Sum, Chicken oder Beef mit wahlweise Sauce von schwarzen Bohnen oder schwarzem Pfeffer.
Ein letzter Tipp noch für unsere vegetarischen Freunde: Im „Atmosphere Kanifushi“ gibt’s das erste rein vegetarische (auch vegane) Fine-Dining-Restaurant. Meine Fisch und Fleisch abgeneigten Freundinnen haben mir mit leuchtenden Augen vom „Just Veg“ erzählt: Tomaten mit Auberginen-Kaviar, Gemüse-Kebab vom Tandoori-Ofen mit Fenchel und Koriander, grüne Zucchini, gefüllt mit Pinienkernen, Rosinen und Minze – darauf könnte ich mich sogar als bekennender Karnivore, also Fleischfresser, einlassen. Und als Vegetarier ohnehin.
Auf eine Problematik muss ich alle trinkfreudigen Malediven-Urlauber noch aufmerksam machen. In dieser islamischen Republik darf Alkohol nicht frei verkauft werden. Nur die Resorts haben Speziallizenzen – und das merkt man dann vor Ort am Preis. Bitte festhalten: Ein ordentlicher Einsteiger-Sauvignon aus der Steiermark oder aus Neuseeland, ein einfacher Grüner Veltliner aus der Wachau oder ein Riesling aus dem Rheingau, der bei uns um die zehn Euro kostet, steht in den Resorts, und zwar bei allen, ab 120 Dollar auf der Karte.
Na Servus!
„Wie kommt’s?“, frage ich „Master of Wine“ Amit, den Food&Beverage-Manager im schicken Weinkeller des „Conrad Rangali“ fünf Meter unter dem Meeresspiegel. Und Amit rechnet mir vor: zehn Euro vor Ort, dann per Schiff im eigenen Container (der muss oben sein, im Schiffsbauch wackelt es zu sehr) macht weitere 15 Euro pro Flasche. Die Kosten werden durch die maledivische Alkoholsteuer verdoppelt, wir halten bei 50 Euro. Für Transport und Lagerung im Resort werden noch mal zehn Euro veranschlagt. Also landet die Flasche hier im Weinkeller mit Kosten von 60 Euro – „und ein bisschen was verdienen müssen wir halt auch!“
Übrigens, der Trick, ein paar Flaschen im Fluggepäck einzuschmuggeln, funktioniert nicht, ich hab’s natürlich probiert. Luggage wird nach der Landung durch die Röntgenstraße gefahren – Wein entdeckt, raus damit, aber so der nette Zöllner: „Wir heben ihn für Sie auf, beim Rückflug können Sie ihn wieder mitnehmen!“ Und so wird aus einem guten Knoll oder Hirzberger ein Frequent-Flyer-Wein …
Resorts & Restaurants
Conrad Rangali
Cora Cora
Niyama
Edge - Fine-Dining-Insel
You & Me
Ozen
Peking - Chinesisch
Atmosphere Kanifushi
Just Veg - Vegetarisch
Die Kolumne ist im trend.PREMIUM vom 9. Mai 2025 erschienen.