Brisante Polizeiprotokolle: Wie tief ist die KPMG in die Immofinanz-Affäre verwickelt?

Die Wirtschaftsprüfungskanzlei KPMG war in die Immofinanz-Affäre tiefer verwickelt als bisher bekannt. Ihre Rolle wird durch FORMAT exklusiv vorliegende Polizeiprotokolle dokumentiert.

Sie machen es ihm nicht leicht. Gerne hätte Norbert Haslhofer die im November beschlagnahmten Kisten längst geöffnet, gesichtet und geschlossen. Doch die Geduld des in der Immofinanz-Affäre ermittelnden Wiener Staatsanwalts wird seit Wochen auf die Probe gestellt. Denn gegnerische Anwälte wollen mit allen Mitteln verhindern, dass die im Wiener Straflandesgericht gebunkerten Aktenordner freigegeben werden. Vor allem die Rechtmäßigkeit der Hausdurchsuchung in den Räumlichkeiten der Wirtschaftsprüfungskanzlei KPMG in der Wiener Porzellangasse wird von deren Anwälten beeinsprucht.

Einflussnahme der KPMG
Dass sich die Aufklärung des größten Anlegerskandals in der Wiener Börsengeschichte so verzögert, nehmen die KPMG-Leute gerne in Kauf. Immerhin erhalten sie so kostbare Zeit, um sich auf einen wohl unausweichlichen Angriff der Anklagebehörde vorzubereiten. „Wir haben nichts zu verbergen“, sagt KPMG-Sprecherin Christine Enzi. Aber ist das die ganze Wahrheit? FORMAT exklusiv vorliegende Polizeiprotokolle zeichnen ein neues Bild über bislang unbekannte KPMG-Verwicklungen in die Immofinanz-Affäre. Die Einvernahmen von Karl Petrikovics, dem früheren Boss von Immofinanz und Constantia Privatbank (CPB), von Ex-Immoeast-Vorstand Christian Thornton und WU-Professor Christian Nowotny – gegen sie läuft ein Strafverfahren wegen Betrugs- und Untreueverdachts (Aktenzahl: 611 St 25/08x) – belegen Einflussnahmen der KPMG auf diversen Ebenen. Für alle genannten Personen gilt freilich die Unschuldsvermutung.

Geburtsstunde der Ibag-Anleihe
Kurze Rückblende: Petrikovics betrieb seit vielen Jahren Aktienspekulationen mit Immofinanz- und Immoeast-Geldern. Eine Immofinanz Beteiligungs AG (Ibag) fungierte dabei als Drehscheibe zwischen den Immofirmen und der CPB. „Der Gewinn lag allein 2006 in etwa bei 57 Millionen Euro“, beichtete Petrikovics dem Staatsanwalt. Ab 2007 liefen die Zockereien leider nicht mehr so gut. Die CPB baute Spekulationsverluste von „mindestens 270 Millionen Euro“ – die nicht mehr zu verstecken waren. WU-Professor und Petrikovics-Freund Christian Nowotny laut Protokoll: „Am 10. Oktober 2007 wurde ich zu einer Besprechung in die CPB gebeten. Bei der Besprechung haben Petrikovics, Thornton und Johann Perthold von der KPMG teilgenommen.“ Als Lösung für das Millionendebakel wurde dort die ominöse Ibag-Anleihe, welche die Bank mit Immoeast-Geld versorgen sollte, erfunden. „Die Idee der Anleihe ist nach meiner Erinnerung von Perthold ins Spiel gebracht worden“, so Nowotny. Auch Perthold gilt als Petrikovics-Intimus.

Rettende Garantie
Doch die Kursverluste verschlimmerten sich bis Mitte 2008. Nun bekam auch Immoeast-Bilanzprüfer KPMG kalte Füße. Am 28. und 29. Juli 2008 wurde die prekäre Situation abermals diskutiert: „Bei den Besprechungen war Petrikovics anwesend, Perthold von der KPMG und Yann-Georg Hansa ebenfalls von der KPMG und zuständig für die Prüfung der Immofinanz und der Immoeast“ (Nowotny-Protokoll). Alle Teilnehmer wussten: Die CPB kann die Fehlspekulationen nicht mehr stemmen. Denn eine auf mittlerweile 512 Millionen Euro angewachsene Forderung der Immoeast gegenüber der Ibag war schlagartig wertlos geworden. Die KPMG pochte auf eine Garantie von der CPB-Eigentümerin, der Constantia B.V., damals vertreten durch Michael von und zu Liechtenstein, Guido Schmidt-Chiari und Heinrich Schwager. Andernfalls würde sie das Immoeast-Testat verweigern, was die Fehlspekulationen publik gemacht hätte.

Bilanztricks intern umstritten
Schmidt-Chiari und Co kooperierten. Die KPMG-Idee mit der B.V.-Haftung führte dazu, dass die Ibag-Anleihe werthaltig und das Immoeast-Testat so möglich wurde. Aus Justizsicht eine heikle Aktion. Denn bereits im damals laufenden Bawag-Prozess wurde KPMG-Prüfer Robert Reiter angeklagt, weil er eine ÖGB-Garantie für die Vertuschung der Bawag-Spekulationen konstruiert hatte. Dafür wurde er später sogar (nicht rechtskräftig) verurteilt. Die Bilanztricks der Hexer aus der Porzellangasse waren auch intern nicht unumstritten. Günther Hirschböck, der bei den Besprechungen im Juli 2008 dabei war und die letzten Immoeast-Bilanzen testiert hatte, soll die Unterschrift verweigert haben. Kurzfristig musste KPMG-Reservemann Helmut Kerschbaumer einspringen. Die KPMG bestreitet das: Eine damals neu eingeführte „interne Regelung“ (Enzi) habe den Wechsel nötig gemacht.

Kontrollore unter Beschuss
Jedenfalls akzeptierten die KPMG als Wirtschaftsprüfer und Schmidt-Chiari als Aufsichtsrat der Immofinanz stillschweigend die ihnen bekannte zweckwidrige Verwendung von Investorengeld. Denn die Kapitalerhöhung der Immoeast – eine 54,64-Prozent-Tochter der Immofinanz – war nicht für Aktienspekulationen der CPB bestimmt. In der Klemme sitzt nun auch Ex-Immofinanz-Aufsichtsrat Wolfgang Reithofer. Der Wienerberger-General wurde ebenfalls früh über die fehlgeschlagenen Petrikovics-Zockereien informiert. Reithofer trat aber nicht empört an die Öffentlichkeit, sondern schwieg. Dass die Aktionen nicht ganz astrein waren, dürfte er erkannt haben. Zumindest lassen das einschlägige Aufträge für Rechtsgutachten vermuten, wie Christian Nowotny erzählte: „Es ging Reithofer vor allem um die Haftung und die Verantwortung des Aufsichtsrates der Immofinanz und der Immoeast.“

Von Ashwien Sankholkar

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