
René Benko verleitete Signa-Mitarbeiter zu Investments und gewährte ihnen Put-Optionen als Absicherung. Die erwiesen sich letztlich aber als wertlos.
©picturedesk.com/EXPA/Johann GroderDer Zusammenbruch des Signa-Konzerns hinterließ auch viele geschädigte Mitarbeiter, die großspurigen Versprechen erlagen. Etliche Klagen werden vorbereitet. Manchen droht Privatkonkurs.
Eine Masche, mit der es René Benko schaffte, erfolgreiche und selbst mit allen Wassern gewaschene Unternehmer zu bewegen, immer wieder hohe Summen in sein undurchsichtiges Konstrukt namens Signa zu investieren, erklärt ein Betroffener dem trend gegenüber so: Benko habe mit jedem einen eigenen Deal geschlossen und ihn glauben lassen, im Fall des Falles weniger Risiko als die anderen zu haben. Außerdem gewährte der einstige Immobilienstar den Geldgebern freimütig Put-Optionen gegenüber der Familie-Benko-Privatstiftung, der sie ihre Anteile gegen Cash andienen könnten. In Wahrheit gab es dort nichts mehr zu holen, weil die großen Vermögenswerte anderswo geparkt waren.
Ein ähnliches System zog Benko, für den die Unschuldsvermutung gilt, auch für seine Mitarbeiter auf. Er ermunterte sie mit der Aussicht, dass „bei uns jeder Millionär werden kann“, dazu, Aktien etwa der Signa Prime Selection zu erwerben. Auch hier gaukelten Put-Optionen eine Absicherung vor – sollten sich später aber als wertlos erweisen.
Eine erste Klage von einem ehemaligen Signa-Mitarbeiter fand schon Eingang in den mittlerweile auf 14 Handlungsstränge angewachsenen Signa-Akt. Der Mann hatte 1.520 Stück Namensaktien zwischen 2018 und 2022 für rund 119.000 Euro gekauft. Treuhändig gehalten wurden sie von der Signa Mitarbeiterbeteiligungs GmbH, deren Geschäftsführer auch die Signa Holding leiteten. Ihnen wirft die Klage eine Verletzung der Treuhänderpflichten und die Ungleichbehandlung von Gläubigern vor. Man habe nicht rechtzeitig über die längst bekannte Schieflage informiert, während es Geschäftsführer Marcus Mühlberger laut dem Papier noch geschafft haben soll, mit seinem Aktienpaket groß abzukassieren. So wie auch einzelne Aufsichtsräte, die zum Inner Circle zählten.
An den Mitarbeiter, der seine Aktien loswerden wollte, schrieb Mühlberger, für den ebenfalls die Unschuldsvermutung gilt, per Mail noch am 1. Februar 2024, als sich der Zusammenbruch des Kartenhauses längst abzeichnete, die Signa Prime Holding werde die Ansprüche aus den Optionen „selbstverständlich“ befriedigen. Was sie jedoch nicht mehr konnte.
Rund ein Dutzend weitere Ex-Beschäftigte haben ebenfalls eine Klage vorbereitet, die bald eingebracht werden soll. Viele von ihnen erlagen dem verlockend klingenden Angebot, sich ihre Boni in Form von Aktien auszahlen zu lassen. Besonders schlimm erwischte es jene, die darüber hinaus noch Anteile erwarben, wofür ihnen „großzügigerweise“ der Kaufpreis gestundet wurde. Nun ist der Masseverwalter gezwungen, diese Schulden von Rechts wegen einzutreiben. Was einige Privatkonkurse zur Folge haben könnte.
Eine andere Gruppe wollte sich auf zivilrechtlichem Weg schadlos halten und hoffte auf die D&O-Versicherungen von verantwortlichen Signa-Organen. Doch solche Vermögensschadenhaftpflichtversicherungen steigen aus, wenn strafrechtliche Vergehen oder grobe Fahrlässigkeit vermutet werden – wofür es jede Menge Anhaltspunkte gibt.