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Japans Notenbank hebt Leitzins auf höchsten Stand seit 1995

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Notenbankchef stellt weitere Anhebungen in Aussicht
 © APA/APA/AFP/RICHARD A. BROOKS
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Die japanische Notenbank hat die Zinsen auf den höchsten Stand seit 1995 angehoben. Der Leitzins steige ‌von 0,50 auf 0,75 Prozent, wie die Währungshüter mitteilten. Es ist die erste Anhebung seit Jänner. Die Entscheidung fiel einstimmig. Die Währungshüter stellten zugleich weitere Zinserhöhungen in Aussicht, sollten Preise und Löhne wie erwartet ‍steigen. Sie zeigten sich davon überzeugt, das Ziel einer Inflationsrate von zwei Prozent nachhaltig zu erreichen.

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Mit dem Schritt kehrt Japan zu einem Zinsniveau zurück, das es seit drei Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat. Damals kämpfte das Land mit den Folgen einer geplatzten Spekulationsblase und einer hartnäckigen Deflation, also ‌fallenden Preisen auf breiter Front. Erst im vergangenen Jahr hatte die Bank of Japan ein jahrzehntelanges, massives Konjunkturprogramm beendet und die Zinsen seitdem zweimal angehoben, zuletzt im Jänner von ‌0,25 auf 0,5 Prozent. Die jüngste Entscheidung wird auch durch die hartnäckig hohe Inflation gestützt, die seit fast vier Jahren über dem Zielwert der Notenbank von zwei Prozent liegt. Im November erreichte die Kerninflation - bei der die schwankenden Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet ⁠werden - einen Wert von 3,0 Prozent.

Trotz der Zinserhöhung der japanischen Zentralbank geriet der Yen unter Druck. Der Dollar stieg um bis zu 0,4 Prozent auf 156,16 Yen (0,86 Euro). Eigentlich stärken höhere Zinsen eine Währung. Am Bondmarkt kletterte ‌die Rendite der zehnjährigen japanischen Staatsanleihen mit 2,02 Prozent auf den höchsten Stand seit 26 Jahren. Damit dürfte es für den am stärksten verschuldeten Industriestaat der Welt teurer werden, sich neues Geld zu leihen.

Die ‍Entscheidung der Zentralbank wurde weltweit beachtet. Grund dafür sind sogenannte Carry Trades. Investoren haben das ​extrem niedrige Zinsniveau genutzt, um günstig Kredite in Yen aufzunehmen. Dieses geliehene Geld wird dann in höher verzinste Anlagen im Ausland investiert, um die Zinsdifferenz als Gewinn einzustreichen. Wertet der Yen jedoch stark auf, können ​schnell Verluste entstehen.

Notenbankchef Kazuo Ueda stellte weitere Zinserhöhungen in Aussicht. "Das Tempo, ‌mit dem wir unsere geldpolitische Unterstützung ⁠anpassen, hängt von den jeweiligen wirtschaftlichen, preislichen und finanziellen Entwicklungen ab", sagte er auf einer Pressekonferenz. ‌Man werde von Sitzung zu Sitzung entscheiden. Die Währungshüter stehen unter Druck, eine weitere Abwertung ​des Yen zu verhindern. Dies würde ‍Importe verteuern und so die Inflation ankurbeln.

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