
Der Fuhrpark zählt in vielen Unternehmen zu den größten Kostenfaktoren – und wird dennoch oft nur nebenbei gemanagt. Der Fuhrparkverband Austria sorgt mit Weiterbildung, Digitalisierung und Praxistipps für mehr Effizienz.
Wer kümmert sich eigentlich um den Fuhrpark? In vielen Unternehmen ist die Antwort ernüchternd: Vieles wird nebenbei gemacht, oft fehlen den Verantwortlichen Ausbildung und Know-how. Dabei zählt der Fuhrpark in nicht produzierenden Betrieben in vielen Fällen zu den drei größten Kostenblöcken – gleich hinter Personal und IT. Und er wird immer komplexer, wenn man an die Themen Elektromobilität, neue Steuermodelle oder auch Ladeinfrastruktur denkt. „Viele glauben, sie managen ihren Fuhrpark professionell – bis sie merken, wie viel Potenzial sie eigentlich verschenken“, erklärt Henning Heise. Er ist Obmann des Fuhrparkverbands Austria (FVA), einer Plattform für Unternehmen, die ihren Fuhrpark mit Wissen, Weiterbildung und unabhängiger Beratung strategisch managen wollen.
Mitglieder sind vor allem Unternehmen aus Handel, Bau, Industrie oder Pharma, also Betriebe, die mit ihren Fahrzeugen kein Geld verdienen, aber auf einen funktionierenden Fuhrpark angewiesen sind. Ergänzt wird das Netzwerk durch gezielt ausgewählte Fördermitglieder aus der Industrie.
„Ein professionell geführter Fuhrpark spart nicht nur Geld, sondern auch Zeit, Nerven und Geschäftsrisiken“, betont Heise. Dabei geht es längst nicht mehr nur um Fahrzeugeinkauf oder Leasingverträge. Themen wie Elektromobilität, Schadenmanagement, Restwertbetrachtung oder die Einbindung von Poolfahrzeugen und Mobilitätsbudgets stehen heute ganz oben auf der Agenda. Der Verband liefert dazu fundiertes Fachwissen, etwa in Form von Veranstaltungen, Fachseminaren, Werksbesichtigungen oder dem Lehrgang zum „Geprüften Mobilitäts- und Flottenmanager“ in Kooperation mit dem WIFI.
Ein professionell geführter Fuhrpark spart nicht nur Geld, sondern auch Zeit, Nerven und Geschäftsrisiken.
Aktuell baut der Verband seine regionale Präsenz aus – mit Veranstaltungen und Anlaufstellen in Bundesländern wie der Steiermark, Tirol oder Salzburg. So will man auch jenen Unternehmen gezielt Unterstützung bieten, die nicht im Großraum Wien sitzen. Außerdem startet der FVA regelmäßig Umfragen und Studien, etwa zur Wirkung der motorbezogenen Versicherungssteuer auf die E-Mobilitätsstrategie von Unternehmen.
Wie komplex modernes Fuhrparkmanagement geworden ist, zeigt sich im WIFI-Lehrgang „Geprüfter Mobilitäts- und Flottenmanager“, den der FVA gemeinsam mit dem WIFI veranstaltet. Rechtliche Anforderungen, technische Entwicklungen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen werden hier diskutiert. „Wir vermitteln Wissen, das sofort in der Praxis anwendbar ist, vom Schadenmanagement bis zu aktuellen Änderungen bei Förderungen für E-Mobilität, Steuern, oder auch Versicherungen“, sagt Rosemarie Pfann, FVA-Vorstandsmitglied. Besonders wertvoll sei der Erfahrungsaustausch im Kurs: „Viele merken erst dort, was sie bisher übersehen haben“.
Die Nachfrage ist groß – nicht zuletzt, weil viele Unternehmen feststellen, dass sie intern keine klare Zuständigkeit und kein ausreichendes Know-how im Fuhrpark haben. Pfann: „Es geht bei uns nicht um graue Theorie, sondern um das, was morgen schon auf dem Schreibtisch liegt.“
Viele unterschätzen, wie stark Reifen die Sicherheit, Effizienz und Kosten beeinflussen
Fahrverhalten analysieren, Wartungszyklen planen, Energieverbrauch optimieren, all das funktioniert heute digital. Auch die KI hält Einzug: In der Rechnungskontrolle, bei Wartungsprognosen oder in der Fahrerkommunikation. Trotzdem sei der digitale Wandel nicht trivial, wie FVA-Vorstand Andreas Hüttner betont: „Die größten Hürden sind fehlende Schnittstellen, hohe Einstiegskosten und Datenschutzfragen.“ Viele KMU scheitern an der Integration in bestehende Systeme. Der Trend ist dennoch klar: „In wenigen Jahren wird aus dem klassischen Fuhrparkmanagement ein umfassendes Mobilitätsmanagement: vernetzt, datenbasiert und nachhaltig“, so Hüttner.
Ein Thema, das oft zu wenig Beachtung findet, sind die Reifen. „Viele unterschätzen, wie stark Reifen die Sicherheit, Effizienz und Kosten beeinflussen“, sagt Michael Närr, stellvertretender Obmann des FVA. Vor allem bei E-Fahrzeugen führt das hohe Gewicht zu überdurchschnittlichem Verschleiß. Ein vermeintlich günstiger Reifen kann damit schnell zum Kostenfaktor werden – oder sogar zum Sicherheitsrisiko. „Jeder gute Reifen kostet weniger als ein Schaden, bei dem die Versicherung später die Prämien erhöht“, so Närr. Er empfiehlt daher klare Vorgaben im Leasingvertrag und eine enge Zusammenarbeit mit Reifenspezialisten. Künftig könnten Sensoren, die Profiltiefe und Fahrbahnzustand erfassen, eine größere Rolle spielen.
Mit rund 220.000 E-Fahrzeugen und 30.000 öffentlichen Ladepunkten ist Österreichs Ladeinfrastruktur auf Wachstumskurs, aber längst nicht flächendeckend. „Daher ist es für Unternehmen wichtig, in eigene Ladelösungen zu investieren – am Standort oder für Mitarbeiter zu Hause“, sagt Marcella Kral, Obmann-Stellvertreterin des FVA. Ladepunkte seien nicht nur notwendig, sondern auch ein Wettbewerbsvorteil: „Standorte mit öffentlichem Zugang werden über das Navi sichtbar. Das kann auch ein Business-Case sein.“
Unternehmen müssen bei der Planung viele Faktoren von Förderungen über Netzkapazitäten, Zugangskontrollen oder auch Tarifen berücksichtigen. Laden kann auch schnell zur Kostenfalle werden. „Zum Beispiel bei zu langen Stehzeiten bei teuren Schnellladern oder durch Roaminggebühren“, sagt Kral: „Daher ist es entscheidend, die Mitarbeiter laufend zu beraten und zu schulen.“
Starkes Netzwerk
Wissensplattform. Der Fuhrparkverband Austria (FVA) ist eine unabhängige Plattform für Unternehmen, die ihre betriebliche Mobilität strategisch und effizient gestalten möchten. Mit über 100 Mitgliedern, die mehr als 23.000 Fahrzeuge in Österreich betreiben, bietet der FVA praxisnahe Weiterbildung und Fachveranstaltungen. Zentrale Themen sind Elektromobilität, Digitalisierung, Schadenmanagement und nachhaltige Mobilitätskonzepte.