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„Wir wollen Mobilität so einfach wie möglich gestalten“

In Kooperation mit Alphabet
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Aktualisiert
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10 min

Nikolaus Engleitner, 40, ist Prokurist der BMW Austria Leasing GmbH und Chief Commercial Officer (CCO) der Alphabet Austria Fuhrparkmanagement GmbH, die als Marke Alphabet seit heuer Teil der BMW Austria Leasing GmbH ist. Der gebürtige Oberösterreicher, der auch als selbstständiger Berater und Energieauditor im Bereich Mobiliität tätig war, baut auf lange Erfahrung im Leasing und Fuhrparkmanagement.

©Alphabet Austria
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Nikolaus Engleitner, CCO Alphabet Austria, über E-Mobilität, Zulassungszahlen und die Kostenwahrheit beim Fuhrparkmanagement.

trend: Alphabet ist in den vergangenen Jahren stets über dem Markt gewachsen. Was sind die Gründe dafür?
Nikolaus Engleitner: Wichtige Faktoren für den Erfolg sind Kundennähe, Partnerschaftlichkeit, Flexibilität und persönlicher Kontakt. Gerade letzterer Punkt gerät oft ins Hintertreffen. Wir sind aber ein wichtiger Outsourcing-Dienstleister für unsere Kunden und daher ist es uns sehr wichtig, persönliche Kontakte vor maximale Effi­zienz zu stellen. Unkomplizierte, partnerschaftliche und individuelle Lösungen sind besser als Bürokratie und Technokratie.

Wie ist die Stimmung im Markt? Corona war ein großer Einschnitt: Viele Unternehmen haben merkliche Einbußen gesehen und wussten daher nicht, wie viele Fahrzeuge sie nach der Pandemie brauchen werden. Der Markt hat sich 2022 schon zu erholen begonnen, aber eine gewisse Unsicherheit – nicht zuletzt befeuert durch eine hohe Inflation­ – ist geblieben. Unsere Kunden können sich aber ein Stück Sicherheit erkaufen, indem sie diverse Risiken in Sachen Fuhrpark zu uns transferieren.

Warum wachsen Fuhrparks – und werden sie elektrischer?
Steigende Neuwagenpreise, Wertverlust, Reifen: Im Vergleich mit dem Privatfahrzeug hat das Firmenauto aus Nutzersicht finanziell immer die besseren Karten. Das Thema Gehaltsumwandlung wird auch immer wichtiger, und es gibt immer mehr Job­annoncen mit Firmenwagen als Benefit. Noch interessanter wird der Dienstwagen mit dem schrittweisen Umstieg auf E-Mobilität, denn die vielen Anreize machen das E-Firmenauto zu einer Win-win-Situation für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer. Gehaltsumwandlungen sind im engeren Sinn keine klassischen Firmenwagen mehr, sondern praktisch private Autos nach dem Motto „Blech statt Geld“. Die Feinheiten werden gerade ausjudiziert, weil vieles steuerrechtlich Neuland ist, aber insgesamt wird das E-Auto aufgrund der finanziellen Vorteile für Unternehmen zum wichtigen Vehikel für Employer Branding: Immer mehr Unternehmen kommen in Zugzwang, selbst Mitarbeitenden in der Produktion bereits E-Autos zur Verfügung zu stellen, weil das ihre Mitbewerber eventuell auch schon tun.

Die gewerblichen Zulassungen steigen, während Private weniger Neuwagen kaufen. Warum?
Zulassungsstatistiken sind mit Vorsicht zu genießen, denn die Grenzen verschwimmen. So steht bei E-Autos hinter der gewerblichen Zulassung oft eine private Nutzung. Auch werden beispielsweise Auto-Abos auf den Anbieter zugelassen, obwohl die Fahrzeuge privat genutzt werden. Weil die Neuwagenpreise generell steigen, können sich Private zudem immer weniger einen Neuwagen leisten, wodurch dieser Bereich abnimmt. Es wird jedoch immer schwieriger, Jahre miteinander zu vergleichen: Die gewerbliche Leasingquote ist nicht zuletzt stark gestiegen, weil die Gesamtzulassungen gesunken sind, aber relativ gleich viele Fahrzeuge von Unternehmen geleast wurden. Auch die Verknappung der Produktion bei allen Herstellern aufgrund der Lieferketten-Probleme hat die Zahlen zum Gesamtmarkt zuletzt stark verzerrt.

Rechnet sich das E-Auto für Unternehmen? Werden „Zuckerln“ und Förderungen bleiben?
Das System rechnet sich für Unternehmen absolut! Fahrprofil und Ladeinfrastruktur vorausgesetzt sind die „Zuckerln“ wie Vorsteuerabzugsfähigkeit, NoVa-Entfall und andere kaufmännisch sehr wichtig. Ich gehe davon aus, dass die Vorteile zumindest in den kommenden Jahren erhalten bleiben, weil die E-Mobilität in Österreich noch kein Selbstläufer ist und ein Streichen der Bevorzugung der E-Autos die Erreichung der Klimaziele erschweren würde. Die Debatte zu den gesetzten Anreizen wird uns weiter begleiten, und gerade die Sachbezugsfreiheit wird es nicht ewig geben, aber auch die Rahmenbedingungen für Verbrenner werden in den kommenden Jahren wahrscheinlich nicht besser. Damit sprechen wir nicht nur vom Bonus für E-Mobilität, sondern auch vom Malus für Verbrenner. Auch die Restwertrisken der Verbrenner nehmen Jahr für Jahr zu, je näher wir dem Jahr 2035 sind, während sich Ängste um Restwerkrisiken bei E-Fahrzeugen in den vergangenen Jahren eher nicht bewahrheitet haben.

Unkomplizierte Lösungen sind besser als Bürokratie und Technokratie.

Nikolaus EngleitnerCCO Alphabet Austria

Lässt sich Mobilität durch Öffi-Tickets, mehr Gehalt usw. auf Mitarbeiter „umwälzen“? Mobilität multimodal neu zu organisieren, ist eine lokale Frage: Im urbanen Bereich ist die gesamte Bandbreite gegeben, am Land hingegen nicht. Damit wird die individuelle Mobilität immer gefragt sein. Car Allowances sind ebenfalls verstärkt ein Thema: Viele Unternehmen wollen das Thema Mobilität schon deswegen nicht in ihren eigenen Büchern haben, um so leichter ESG-Ziele zu erfüllen. Aber eine komplette Gleichstellung wird schwierig sein – schon allein deswegen, weil Private nicht die Rabatte von Unternehmen genießen und sie das Fahrzeug aus ihrem Nettoeinkommen finanzieren müssen, während Unternehmen das aus den Bruttoausgaben bestreiten. Folglich steigen bei Geld statt Firmenwagen für Unternehmen auch die Lohn-(neben)kosten merklich, wenn genügend Nettogehalt beim Fahrzeugnutzer für ein gleichwertiges Fahrzeug ankommen soll.

Fuhrparkmanagement ist oft die zweitgrößte Position nach den Personalkosten. Bekommt dieser Bereich die Aufmerksamkeit, die er verdient?
Wie sich Private bei den Autokosten oft „in die Tasche lügen“, ist eine volle Kostentransparenz leider auch bei sehr vielen Unternehmen nicht gegeben. Es wird oft sträflich vernachlässigt, was der Fuhrpark kostet – denn er wird gerne nur nebenbei „mitverwaltet“, was letzten Endes aber höhere Kosten verursacht. Auch die Ausbildung zum Fuhrparkmanager ist noch sehr jung. Firmenvorgaben, wie beispielsweise mit einem Mobiltelefon umgegangen werden muss, sind beim Firmenfahrzeug oft weniger streng. Eine solche „Narrenfreiheit“ verursacht ein deutlich höheres Schadensaufkommen. Auch der finanzielle Realitätsbezug kann nach jahrelanger Firmenwagennutzung verloren gehen, worunter das Verantwortungsgefühl der Fahrer leidet.

Der Bereich Fuhrpark ist auch in der ESG-Berichterstattung sehr wichtig. Wie kann Alphabet die Kunden dabei unterstützen?
Wir machen uns sehr viele Gedanken, wie Mobilität für Kunden abseits des reinen Leasings bedient werden kann. Die Total Cost of Ownership (TCO) aufzuzeigen, ist für uns seit vielen Jahren Tagesgeschäft, auch Corporate Carsharing und ein E-Mobilitäts- Produkt haben wir im Angebot. Neu sind weiterführende Beratungspakete als Alphabet Consulting abseits vom klassischen Vertrieb zum Thema CO2. Dazu haben wir mit dem „Carbon Manager“ gemeinsam mit Plan A ein exklusives Tool entwickelt, um den CO2-Fußabdruck des Fuhrparks zu messen und zu steuern.

Weil Nachhaltigkeitsberichterstattung auch gesetzlich immer mehr verankert wird, ist die Nachfrage hier sehr groß. Gerade für mittelständische Unternehmen ist dieses Tool als Baustein in unserem ganzheit­lichen Beratungsspektrum sehr interessant, weil der Bereich Fuhrpark den ökologischen Fußabdruck maßgeblich beeinflusst und Energiesparmaßnahmen mit einem schrittweisen Umstieg auf E-Mobilität oft recht einfach zu setzen sind. Wir bieten mit Alphabet Rent sogar die Möglichkeit, auch Verbrenner als Interimsfahrzeuge anbieten, wenn etwa der Urlaub für den Mitarbeiter ans Meer ansteht und dieser sich Sorgen um Reichweite und Ladeinfrastruktur machen sollte. Bei der Mobilität Maßnahmen zu setzen, ist für die Energiebilanz von Unternehmen sehr wichtig: In einem Liter Diesel stecken rund zehn Kilo­wattstunden Energie – damit könnte eine Glühbirne sehr lange leuchten.

Mit einem externen Fuhrparkmanagement lässt sich Risiko „outsourcen“. Was ist von Versprechen mancher Anbieter zu halten, sie würden ihren Kunden die gesamte Arbeit in Sachen Fuhrpark abnehmen? Was kann gutes externes Fuhrparkmanagement – und was nicht?
Unser Ziel ist es, die Mobilität für unsere Kunden so einfach wie möglich zu gestalten – getreu unserem Motto „Alphabet. Your mobility. Made easy.“ Das Versprechen eines 100-prozentigen Outsourcings ist jedoch eine Illusion: Grundsatzentscheidungen, aber auch die Steuerung der Outsourcing-Partner müssen beim Kunden verbleiben. Wir können alles Operative übernehmen, aber strategisch muss man sich um den Fuhrpark immer noch kümmern, wenn man einen betreibt. Und auch das Disziplinarische ist die Sache des Kunden, denn auch wenn wir das Fahrer(fehl)- verhalten mit unseren Tools sehr genau berichten können, obliegt es ganz unseren Kunden, über mögliche Sanktionen zu entscheiden.

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