
In den Unternehmen zählt der Fuhrpark hinter Personal und IT oft zu den größten Kostenblöcken. Dennoch wird er häufig stiefmütterlich behandelt. Der Fuhrparkverband Austria hat fünf Kardinalfehler identifiziert, die Unternehmen regelmäßig begehen – und die sie teuer zu stehen kommen.
1. Kaufpreis vor Gesamtkosten und falsche Nutzungsdauern
Der größte Fehler beginnt oft schon bei der Anschaffung: Fahrzeuge werden nach dem billigsten Kaufpreis ausgewählt, anstatt die Total Cost of Ownership (TCO) zu berücksichtigen, also alle laufenden Kosten wie Wartung, Versicherung, Treibstoff und Wertverlust. Auch die Wahl der Nutzungsdauer ist oft falsch: Zu kurze Laufzeiten treiben die monatlichen Raten in die Höhe, zu lange Laufzeiten erhöhen das Risiko für teure Reparaturen. Eine datenbasierte Planung kann hier fünfstellige Beträge pro Jahr einsparen.
2. Fehlende Produktivität und falsche Ausstattung
Die Fahrzeugauswahl hat direkten Einfluss auf die Effizienz der Mitarbeitenden. Fehlende Rückfahrkameras, mangelhafte Konnektivität oder schlechte Sitzergonomie wirken sich auf Motivation und Unfallrisiko aus. Auch zu hohe Kilometerleistungen schmälern die Produktivität: Wer täglich über 250 Kilometer zurücklegt, verbringt ein Drittel seiner Arbeitszeit im Auto statt beim Kunden. Moderne Ausstattung, Telematik, Fahrertrainings und eine realistische Tourenplanung verbessern die Wertschöpfung spürbar.
3. Unterschätzte Schadenskosten
Schäden zählen zu den größten versteckten Kosten im Fuhrpark. Firmenfahrzeuge verursachen im Schnitt einen Schaden pro Jahr – etwa 70 Prozent davon sind vermeidbar. Die Folge: Wertverluste bei Rückgabe, Selbstbehalte, teure Mietwagen, interner Bearbeitungsaufwand, Imageschäden. Laut Berechnung verursacht ein einziger Bagatellschaden in Summe über 1.300 Euro. Unternehmen mit 50 Fahrzeugen summieren so ihre Schadenskosten rasch auf über 65.000 Euro pro Jahr. Proaktives Schadenmanagement inklusive Fahrertrainings, digitalem Reporting und Bonusmodellen kann die Schadenquote um bis zu 65 Prozent senken.
4. Unterschätzte Bedeutung des Fuhrparks
In vielen Unternehmen wird der Fuhrpark nebenbei mitgeführt, oft von Empfang oder Buchhaltung. Dabei handelt es sich um einen Bereich mit hohem strategischen und finanziellen Einfluss. Ein mittelgroßer Fuhrpark mit 50 Fahrzeugen verursacht jährlich zwischen 600.000 und 750.000 Euro Kosten und wird dennoch oft ohne spezifische Software, ohne geschultes Personal und ohne professionelles Reporting betrieben. Ein professionelles Management bringt nicht nur Einsparungen, sondern erhöht Sicherheit, Zufriedenheit und Planbarkeit.
5. Geringschätzung rechtlicher Haftungen
Der Fuhrpark ist ein rechtliches Minenfeld. Wer ein Fahrzeug einer Person ohne Führerschein oder technischer Einweisung überlässt, riskiert Versicherungsprobleme, Verwaltungsstrafen und persönliche Haftung. Geschäftsführer und Vorstände können gemäß § 9 VStG persönlich strafrechtlich belangt werden, wenn sie ihre Überwachungspflicht vernachlässigen. Auch Compliancevorgaben verpflichten Unternehmen zu präventivem Handeln. Nur wer Zuständigkeiten klar delegiert, regelmäßige Schulungen durchführt und Vorschriften konsequent einhält, schützt sich vor rechtlichen Risiken.
Fazit
Die fünf Kardinalfehler zeigen: Fuhrparkmanagement ist kein Nebenschauplatz, sondern ein komplexer, kostenintensiver und rechtlich relevanter Unternehmensbereich. Wer hier professionell aufstellt, senkt nicht nur Kosten, sondern gewinnt Sicherheit, Effizienz und Zukunftsfähigkeit.