
ROMAN NOWATSCHEK, Leiter der EVN E-Mobilität, über smarte Flottenlösungen, planbare Strompreise und die Hürden beim Roaming.
Die EVN bietet seit April drei neue Ladetarife an. Warum haben Sie Ihre Tarifstruktur völlig neu aufgesetzt?
Unsere frühere Philosophie war: ein Tarif für alle. Aber die Nutzerbedürfnisse haben sich stark differenziert – sei es in Bezug auf Fahrleistung, Ladeverhalten oder internationale Mobilität. Deshalb wollten wir maßgeschneiderte Lösungen bieten, die sich wirklich an der Realität orientieren – von der Gelegenheitsnutzung bis hin zum professionellen Fuhrparkmanagement.
Was zeichnet den Business-Tarif im Detail aus?
Das Herzstück ist die mengenabhängige Preiszonierung: Wer mehr lädt, zahlt weniger – unabhängig davon, ob das an öffentlichen Stationen, im Firmendepot oder zu Hause beim Mitarbeiter geschieht. Die gesamte Flotte lädt unter einer Vertragsnummer, wodurch sich Volumen schneller summieren. Bereits ab zwei Fahrzeugen kann sich das lohnen. Dazu kommen zusätzliche Services wie Fahrzeugwäschen, Maut oder Betriebsstoffe über unsere Partnerschaft mit UTA – alles mit nur einer Karte und ohne Aufschläge.
Sie sprechen auch von einem „Premium Reporting“. Was ist darunter zu verstehen?
Das ist ein auf die Bedürfnisse von Unternehmen zugeschnittenes Auswertungssystem. Wir liefern sämtliche Kostenblöcke der Lade- und Fahrzeugservices pro Fahrzeug und Monat. Zusätzlich ermöglichen wir die Einbindung von Kennzeichen, Kostenstellen oder Steuernummern – wahlweise im Industriestandard- Format oder individuell integrierbar in die Systeme unserer Kunden. Das spart enormen Verwaltungsaufwand.
Die Standgebühren sind in der Branche oft ein Ärgernis. Wie geht die EVN damit um?
Wir wollten hier bewusst ein Zeichen setzen. Bei uns fällt erst dann eine Standgebühr an, wenn der Ladevorgang abgeschlossen ist und das Fahrzeug trotzdem noch an der Säule bleibt. Solange Energie fließt, wird nur diese verrechnet – das ist fair, transparent und kundenfreundlich.
Viele Unternehmen operieren grenzüberschreitend. Wie lösen Sie das Thema Roaming in Europa?
Roaming bringt Herausforderungen mit sich – vor allem steuerliche. In jedem Land gelten unterschiedliche Umsatzsteuersätze, auf die wir uns registrieren müssen. Das ist aufwendig, aber notwendig, um rechtssichere Abrechnungen zu garantieren. Wir haben zunächst Deutschland, Italien und Kroatien integriert – Länder, die für österreichische Nutzer besonders relevant sind. Weitere sollen folgen.
Sie garantieren Ihre Preise bis Ende 2025. Bleibt es auch 2026 dabei?
Planbarkeit ist gerade im Fuhrparkmanagement zentral. Deshalb garantieren wir bis Jahresende stabile Preise – auch wenn Netzgebühren oder Energiepreise steigen. Was ab 2026 kommt, ist heute noch schwer zu sagen. Aber wir haben schon in der Vergangenheit bewiesen, dass wir langfristige Stabilität für unsere Kunden garantieren.
Und wenn sich die Anforderungen ändern – etwa für einen Urlaub mit dem E-Auto?
Kein Problem. Unsere Tarife lassen sich einmal pro Monat wechseln. Wer also normalerweise den #Drive-Easy-Tarif nutzt, kann vorübergehend auf #Drive Smart umsteigen, um im Ausland zu laden – und danach wieder zurückwechseln. Diese Flexibilität ist uns wichtig, weil sie den echten Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden entspricht.
Stichwort Nachfrage: Wie wird das neue Angebot bisher angenommen?
Sehr gut – vor allem im Businessbereich. Es melden sich Unternehmen mit zehn Fahrzeugen ebenso wie große Flottenbetreiber und erste Speditionen mit E-Lkw. Gerade dort ist der Kostendruck hoch. Wenn wir mit unseren Preisen unter die psychologisch wichtige 40-Cent-Marke kommen, wird Elektromobilität auch im Schwerverkehr wirtschaftlich attraktiv.
ZUR PERSON.
ROMAN NOWATSCHEK ist seit Jänner 2022 in der EVN tätig und seit März 2023 Abteilungsleiter der EVN E-Mobilität. Durch seine vorangehenden Tätigkeiten bringt er mehrjährige Erfahrung im nationalen und internationalen Produktmanagement und Business Development mit.