Luxusimmobilien: In Wien noch "viel Luft nach oben"
Der Wiener Luxus-Wohnungsmarkt zieht reiche Investoren aus dem Ausland an. Vor allem Luxus-Apartments sind gefragt. Obwohl der Büromarkt nicht boomt, gibt es Anzeichen dafür, dass in den nächsten Jahren auch hier die Nachfrage im gehobenen Segment steigen wird.
Für Wohnungen an Top-Lagen, wie am Wiener Michaelerplatz, werden bis zu 20.000 Euro pro Quadratmeter gezahlt.
Wien, Zürich, Genf, Paris, London oder doch Mailand? Für viele Investoren und Privatpersonen mit ausreichend Budget sind selbst Luxusimmobilien im Zentrum von Österreichs Bundeshauptstadt richtige Sonderangebote. Die Spitzenmieten in Wien liegen bei rund 26 Euro pro Quadratmeter. In Paris zahlt man dagegen 66 Euro, in Moskau 68 Euro und in London gar 119 Euro. Auch die Lebenshaltungskosten liegen in Wien im weltweiten Vergleich im Mittelfeld - laut JP Immobilien belegt Wien im globalen Ranking Platz 32. Dagegen wird die Lebensqualität in Wien weltweit als am besten angesehen. Mercer hat etwa Wien bereits zum vierten Mal in Folge zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt.
Im krassen Missverhältnis dazu stehen auch die Quadratmeterpreise am Wiener High-End-Wohnungsmarkt. Aktuell zahlen Käufer im Luxus-Segment 15 bis 20.000 Euro pro Quadratmeter, und auch das bloß im verhältnismäßig kleinen Bereich rund um den Stephansdom und das „Goldene Quartier“, also dem Altstadt-Bereich rund um die Tuchlauben, Am Hof oder den Graben. Mit den internationalen Renditen auf Top-Immobilien kann Wien ebenfalls nicht mithalten. Spitzenreiter sind die Hauptstädte im Osten - Bukarest und nach wie vor Moskau mit 8,25 Prozent, gefolgt von Budapest und Bratislava um die 7 Prozent. kann Wien nicht bieten.
Die Anzahl der hochklassigen Apartments ist in Wien folglich überschaubar. Für eine „günstigere“ Wohnung müssen drei bis fünf Millionen Euro hingeblättert werden. In diesem Bereich gibt es in Wien aktuell rund 30 Wohnungen im Angebot. Zwischen fünf und zehn Millionen wird die Auswahl noch spärlicher. Aktuell werden bloß zehn Appartments in dieser Klasse feilgeboten. In der exklusiven Super-High-End-Klasse - für Käufer, die über zehn Millionen Euro ausgeben können - sind derzeit überhaupt nur drei Apartments am Markt.
Gefragte Luxuswohnungen
Die Nachfrage an exklusiven Luxusimmobilien steigt. Begehrt sind insbesondere die Bezirke 1 bis 9 in der Innenstadt, aber auch die sogenannten Cottage-Viertel 13, 18 und 19 sind aufgrund der Grünlage stark gefragt. Die Liquidität ist für die Käufer auch angesichts der vergleichsweise günstigen Preise selten ein Problem. Daniel Jelitzka, Geschäftsführer von JP Immobilien, erklärt: "Diese Käuferschaft bringt oft mindestens 50 Prozent Eigenkapital mit, nicht selten werden Kaufpreise in Millionenhöhe sofort beglichen. Der eine oder andere russische Investor schätzt die Wiener Schnäppchen, weil er so nicht mehr in Hotels absteigen muss und kann dementsprechend entspannt die Festwochen besuchen. Den Rest des Jahres steht das Penthouse leer."
Trend: Luxus am Arbeitsplatz
Auch bei den Büroimmobilien ist ein neuer Trend ersichtlich. Die Grenze von Arbeit und Freizeit verschwimmen immer mehr. Der Hintergrund: Die "Generation Y" der "Digital Natives", wird bis zum Jahr 2025 geschätzte 75 Prozent der Arbeitskraft ausmachen. Sie will von Arbeitgebern angelockt und bei Laune gehalten werden: Individuell, cool, flexibel und spaßig sollen Arbeitsplätze sein. Zudem spielt „Employer Branding“, also das Schaffen einer attraktiven Arbeitgebermarke, eine immer wichtiger werdende Rolle. Das richtige Luxus-Büro bietet da Profilierungsmöglichkeiten nach außen.
"Spaß, Chillen und Kommunikation sind Faktoren, die eine immer wichtigere Rolle spielen", weiß Jelitzka. Zusätzlich zieht es kaufkräftiges, gewerbliches Klientel vermehrt in die hippen Bezirke. Die neue Mariahilferstraße und die Nähe zum Nachmarkt und dessen Gastronomie-Angeboten haben Mariahilf, Neubau und Wieden einen Aufschwung gegeben. Das ehemalige Telegrafenamt in der Lehargasse (Bezirk Mariahilf) hat JP Immobilien von der Telekom Austria im Sommer 2014 erworben. Dort soll das “Telegraf 7“ - ein Bürogebäude der besonderen Art entstehen. Das Objekt soll bis zum Frühjar 2016 als Bürogebäude fertiggestellt sein. Mit Suiten zum Übernachten, Terrassen mit Grill, Entspannungsmöglichkeiten und Blick über die Stadt. „Public Green“ nennt sich das jetzt, wenn Arbeitnehmer zwischendurch auf der Terrasse Meetings halten, Chillen und eine Tofuwurst auf den Grill legen. In Wien gibt es das bei Mietpreisen zwischen 18 bis 22 Euro pro Quadratmeter.
Neue Arbeitswelt
Österreich hat laut Michael Bartz, Leiter des New World of Work Forschungszentrums, noch viel Potenzial bei der Einführung innovativer Arbeitsformen: In Skandinavien sei die neue Arbeitswelt bereits Standard, in Großbritannien zu 50 Prozent Realität, in Österreich seien bislang bloß zwischen 12 und 16 Prozent der Arbeitgeber in ihr angekommen: „Das Büro bekommt die Funktion einer sozialen Plattform.“ Mit Hilfe der mobilen Technik löse sich die Arbeit von Raum und Zeit. Auch in Wien verwandelt sich der Naschmarkt etwa bei gutem Wetter in eine Wissensfabrik.
Statt einer homogenen Belegschaft aus Vollzeitkräften haben viele Unternehmen aber auch in Wien schon heute einen „bunten Partycocktail von Mitarbeitern“ in verschiedenen Beschäftigungsformen. Die Unternehmen selbst nähmen durch Outsourcing und eine wachsende Verschränkung mit Zulieferbetrieben „osmotische Formen“ an. Die Initialzündung zur Transformation gehe häufig vom Umbau der Arbeitsräume aus, erklärt Bartz.