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Vorsätze, die halten: Der Leadership-Plan für echte Performance

In Kooperation mit Dr. Marcus Täuber.
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14 min
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Jänner 2026. Die ersten Videokonferenzen des neuen Jahres laufen bereits. Während der Kollege die Q4-Zahlen präsentiert, kreisen die Gedanken um den Vorsatz vom Silvesterabend: „Dieses Jahr weniger Stress, mehr Sport, gesünder leben.“ Doch schon jetzt ist die vertraute Anspannung im Nacken spürbar. Der Kaffee ist die erste Mahlzeit des Tages. Die Laufschuhe liegen noch unberührt im Karton.

Ein vertrautes Szenario. Laut IMAS-Institut haben 34 Prozent der Österreicher Neujahrsvorsätze für 2025 – ganz oben stehen mehr Bewegung, sich gesünder ernähren, bewusster leben, mehr Zeit für Familie und Freunde. Die klassische Top-5-Liste einer überarbeiteten Gesellschaft. Doch bereits nach wenigen Wochen ist die Euphorie verflogen. In neun von zehn Fällen scheitern unsere Vorsätze. Das muss nicht sein. Mit neurobiologischen Erfolgsstrategien lässt sich die Erfolgsquote um das Neunfache steigern. Und das hat nicht nur private Effekte – sondern wirkt sich direkt auf Gehirnleistung und Führungsperformance aus.

Körper und Gehirn funktionieren als Einheit

Stellen Sie sich vor: Ihr wichtigstes Produktionsmittel läuft dauerhaft unter 60 Prozent Kapazität. Sie würden sofort handeln. Doch genau das passiert täglich in Führungsetagen – nur dass das Betriebsmittel das Gehirn ist. Nur fünf Stunden Schlaf. Hastig von Meeting zu Meeting. Schnell ein Fertiggericht zwischen zwei Calls. Der Rücken zwickt. Die Laufschuhe verstauben im Schrank. Da geht es um weit mehr als um Lifestyle: Das sind messbare Performance-Killer.

Die neurobiologische Realität: Unser Gehirn ist nicht vom Rest des Körpers isoliert, sondern eng mit ihm vernetzt. Schlafmangel reduziert Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis um 40 Prozent, chronischer Stress hält das Nervensystem im Daueralarm. Entscheidungen werden impulsiver, strategisches Denken fällt schwerer. Die Folgen sind geringere Leistungsfähigkeit, reduzierte emotionale Stabilität und ein deutlich erhöhtes Risiko für Millionen-Euro-Fehlentscheidungen – trotz hoher fachlicher Kompetenz.

Bewegung als Schlüssel zu besserer Gehirnfunktion

Körperliche Bewegung ist weit mehr als ein Ausgleich zum Sitzen. Sie wirkt direkt auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns. Bereits moderate Aktivität aktiviert neurochemische Prozesse, die Lernen, Anpassungsfähigkeit und mentale Klarheit fördern. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF) – ein Wachstumsfaktor, der Nervenzellen schützt, ihre Vernetzung stärkt und die Plastizität des Gehirns erhöht.

Regelmäßige Bewegung steigert nachweislich die Verfügbarkeit von BDNF und unterstützt damit die Fähigkeit des Gehirns, sich zu verändern und leistungsfähig zu bleiben. Diese Effekte zeigen sich auch im Alltag: Studien belegen bessere Aufmerksamkeit, höhere geistige Flexibilität und stabilere emotionale Regulation bei körperlich aktiven Menschen. Stresshormone sinken, die Durchblutung des Gehirns steigt, mentale Ermüdung nimmt ab.

Für Führungskräfte ist das besonders relevant. Strategisches Denken, Kreativität und vorausschauende Entscheidungen erfordern ein gut versorgtes, anpassungsfähiges Gehirn – nicht eines im Dauerstress. Bewegung ist damit kein Zeitverlust, sondern eine Investition in Entscheidungsqualität und nachhaltige Leistungsfähigkeit.

Ernährung als wichtiges Brain Food

Obwohl das Gehirn nur etwa 2 % des Körpergewichts ausmacht, verbraucht es rund 20 % der täglichen Energie. Diese hohe Stoffwechselaktivität macht eine ausgewogene Ernährung zu einem zentralen Faktor für mentale Leistungsfähigkeit.

Essentielle Fettsäuren wie Omega-3 (DHA und EPA) sind wichtige Bausteine der Gehirnzellmembranen und werden mit besseren Gedächtnis-, Lern- und Denkprozessen in Verbindung gebracht. Eine ausreichende Zufuhr – etwa über fetten Fisch, Algen oder Walnüsse – unterstützt die neuronale Kommunikation. Demgegenüber zeigen Studien, dass stark zuckerreiche Ernährung Lern- und Gedächtnisprozesse beeinträchtigen kann.

Für Führungskräfte bedeutet das: Bewusste Ernährung liefert nicht nur Energie, sondern schafft die Grundlage für klare Entscheidungen, emotionale Stabilität und geistige Ausdauer – vergleichbar mit hochwertigem Kraftstoff für einen Hochleistungsmotor.

 

Schlaf und Entspannung als Teil von Performance

Schlaf ist kein passiver Zustand, sondern ein zentraler Reparatur- und Ordnungsprozess des Gehirns. Der Neurowissenschaftler Matthew Walker (UC Berkeley) zeigte, dass Schlafmangel insbesondere den präfrontalen Kortex beeinträchtigt – den Bereich für Selbstkontrolle, rationales Entscheiden und strategisches Denken.

Schon wenige Nächte mit zu wenig Schlaf führen zu messbaren Einbußen in Aufmerksamkeit, Urteilsfähigkeit und emotionaler Stabilität. Das Gehirn reagiert impulsiver, Risiken werden schlechter eingeschätzt, Fehler nehmen zu. Chronischer Schlafmangel erzeugt dabei eine gefährliche Illusion von Leistungsfähigkeit: Man fühlt sich handlungsfähig, ist es objektiv aber nicht.

Auch chronischer Stress wirkt ähnlich. Dauerhaft erhöhte Cortisolspiegel beeinträchtigen Lernprozesse, schwächen den Hippocampus und schalten den präfrontalen Kortex teilweise ab. Die Stressforscherin Amy Arnsten (Yale University) zeigte, dass bereits moderater Dauerstress komplexes Denken reduziert und Verhalten reaktiver macht.

Gezielte Entspannung wirkt als biologisches Gegengewicht. Meditation, Atemarbeit oder bewusste Pausen aktivieren das parasympathische Nervensystem, senken Stresshormone und fördern die funktionelle Erholung des Gehirns. Studien zeigen Zusammenhänge mit besserer Emotionsregulation, klareren Entscheidungen und höherer mentaler Belastbarkeit.

Gewohnheiten ändern: Warum 90 % scheitern

Warum scheitern so viele Menschen an guten Vorsätzen, obwohl die Evidenz eine glasklare Sprache spricht: Wissen, Einsicht und sogar Leidensdruck sind vorhanden? Die Antwort liegt weniger im Charakter als in der Biologie des Gehirns. Das Gehirn ist darauf ausgelegt, Bekanntes zu automatisieren und Unbekanntes zu vermeiden – aus Gründen der Effizienz. Man könnte auch sagen: Das Gehirn ist bis zu einem gewissen Grad faul.

Gewohnheiten entstehen in den Basalganglien, einem evolutionär alten Hirnsystem, das Verhalten speichert, indem es wiederholt und eingeübt wird. Einmal etabliert, laufen diese Programme nahezu ohne bewusste Steuerung ab. Sie kosten wenig Energie, sind schnell abrufbar und geben Sicherheit. Jede Veränderung hingegen aktiviert den präfrontalen Kortex – jenen Teil des Gehirns, der für Planung, Selbstkontrolle und vorausschauendes Denken zuständig ist. Dieses System arbeitet langsam, verbraucht viel Energie und ist extrem anfällig für Stress, Müdigkeit und emotionale Belastung. Genau deshalb scheitern Vorsätze besonders häufig im Alltag: nach einem langen Arbeitstag, unter Zeitdruck oder bei innerer Anspannung.

Der Psychologe Peter M. Gollwitzer von der New York University konnte in Studien zeigen, warum klassische Vorsätze so selten greifen. Abstrakte Ziele wie „gesünder leben“ oder „mehr Sport treiben“ bleiben auf einer rein kognitiven Ebene. Sie sagen dem Gehirn, was gewünscht ist – aber nicht, wann, wo und wie es konkret passieren soll. Neurobiologisch bedeutet das: Das Belohnungssystem wird kaum aktiviert, weil keine klare Handlung antizipiert wird. Ohne erwartete Belohnung entsteht keine stabile Motivation. Der Vorsatz bleibt ein Gedanke, kein Impuls. Hinzu kommt, dass Willenskraft keine verlässliche Dauerressource ist. Sie schwankt mit Schlaf, Stressniveau und mentaler Belastung. Wer versucht, alte Gewohnheiten ausschließlich mit Disziplin zu überwinden, arbeitet permanent gegen automatisierte neuronale Muster. Der Rückfall ist quasi vorprogrammiert.

Die Neurobiologie erfolgreicher Verhaltensänderung

Erfolgreiche Verhaltensänderung folgt daher einem anderen Prinzip. Gollwitzers Forschung zeigt, dass sogenannte Implementation Intentions – konkrete „Wenn-dann-Pläne“ – die Umsetzungswahrscheinlichkeit drastisch erhöhen. Der Grund: Sie verlagern die Entscheidung aus dem Moment der Versuchung in einen ruhigen, bewussten Planungsprozess. Das Gehirn muss nicht mehr überlegen, ob es handeln soll, sondern nur noch reagieren. Ein klar definierter Auslöser wird direkt mit einer Handlung verknüpft. Dadurch wird das Verhalten teilautomatisiert und der präfrontale Kortex entlastet. 

Statt „Ich will mehr Sport machen“ entsteht so ein handlungsrelevanter Plan: „Wenn ich um 18 Uhr das Büro verlasse, dann ziehe ich meine Laufschuhe an.“ In diesem Moment wird Veränderung nicht zur Frage der Motivation, sondern zur Frage der Struktur. Das Gehirn erkennt eine bekannte Situation und ruft ein vorbereitetes Programm ab – genau so, wie es Gewohnheiten liebt.

Was sich bewährt: Diese Implementation Intentions nicht nur klar fassen, sondern auch die dazugehörenden Bilder im Kopf durchspielen. Das ist mentales Training – ein mittlerweile durch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen anerkannter Ansatz.

Die Menschen, die langfristig erfolgreich sind, kämpfen daher nicht härter gegen sich selbst. Sie gestalten ihr Verhalten klüger und nutzen die Kraft der inneren Bilder. Sie wissen: Das Gehirn folgt nicht guten Absichten, sondern klaren Schablonen. Wer diese versteht und nutzt, macht Veränderung nicht anstrengender, sondern einfacher. Und genau dort beginnt nachhaltiger Erfolg.

7 mentale Erfolgsstrategien

Quellen

In Kooperation mit:
Mental Health

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