Wohnbau: Die fünf Megatrends für Wohnimmobilien
Der Wohnbau steht vor der größten Revolution der letzten Jahrzehnte. Wie neue Techniken den Wohnbau billiger machen und welche Trends den Immobilienmarkt in Zukunft noch treiben.
In Fabriken vorgefertigte Zimmer und Wohnungen in Baufabriken vorgefertigt werden.
Das Beratungsunternehmen Ernst & Young hat Immobilien-Investoren nach den großen Trends der Immobilienbranche befragt. Dafür wurden rund 50 große Immobilieninvestoren befragt, die in den vergangenen Jahren am österreichischen Immobilienmarkt aktiv waren.
1. Trend: Digitale Simulationen von Bauten im Vormarsch
94 Prozent der von EY befragten Immoexperten erwarten, dass sich die Art und Weise des Planens und Bauens in den nächsten Jahren massiv verändern wird. Dafür verantwortlich soll eine neue Technik sein. Das sogenannte Building Information Modeling (BIM). Dieser digitale Zugang zum Bauen soll die Branche revolutionieren. Dabei wird vor der Errichtung eines Gebäudes ein digitales Modell erstellt, das nicht nur das Erscheinungsbild, sondern auch schon den kompletten Bauprozess und die Materialeigenschaften vorab simuliert.
Zunächst dürften aufgrund der hohen Anfangskosten dieser Technik für solche digitalen Simulationen auf diese Weise vor allem Großprojekte virtuell durchgespielt werden, bevor sie umgesetzt werden. Das erlaubt, Kosten und Zeitbedarf realistisch zu kalkulieren und Projekte möglichst effizient zu realisieren und damit vor allem Zeit zu gewinnen und letztlich Geld zu sparen. So kann nicht nur die Planungsphase sondern auch die Bauzeit so stark verkürzt werden und die Qualitätssicherung vereinfacht werden. Experten rechnen damit, dass sich in spätestens zehn bis 15 Jahren der Einsatz von BIM in der Planung durchgesetzt haben wird.
2. Trend - Serielles Bauen: Häuser modular rasch bauen, bei Bedarf abbauen und wo anders aufstellen
Der Einsatz dieses virtuellen Modelierens gilt als einer der Grundvoraussetzungen, dass sich serielles Bauen, also Bauten mit vorgefertigten Bestandteilen, auf breiter Front setzt und so bauen günstiger wird. Komplett am Computer geplant, simuliert und fertig berechnet, müssen für diese Häuser praktisch nur noch Flächen für die Errichtung freigegeben werden. Zum Einsatz gekommen ist, eine solche Bauweise als einer der ersten Male bei Flüchtlingsunterkünften, die nach dieser Nutzung beispielsweise rasch als Sozialwohnungen adaptiert werden können. Ebenso rasch und einfach können diese Unterkünfte wieder abgebaut und gegebenenfalls woanders wieder aufgestellt werden.
Schlechtere Qualität der Gebäude
Serielles Bauen hat aber auch Nachteile. Durch die vorgefertigten Bestandteile ist man gestalterisch und technisch einschränkt. Das Mauerwerk ist nicht massiv, will man einen guten Schall- und Wärmeschutz erhöht sich der Aufwand dafür.
Ein Pilotprojekt für serielles Bauen steht in Bochum, bei dem Vonovia, Deutschlands größter Immokonzern, Wohngebäude zu Baukosten von 1.800 Euro pro Quadratmeter errichtet hat. Ganze Räume werden dafür serienmäßig in Baufabriken gefertigt. Mit den früheren Plattenbauten oder gleichförmigen Wohnsiedlungen am Stadtrand hätte das nichts zu tun, erklärte Vonovia-Boss Rolf Buch jüngst in einem Artikel. Diese Form der industriellen Fertigung lasse eine wesentlich vielfältigere Bauweise als früher zu, auch bei Fassaden sei man in der Gestaltung freier. Bei dem Pilotprojekt wurden dreigeschossige Gebäude aus standardisierten Elementen errichtet wird, die mit dem Tieflader zur Baustelle gebracht werden.
3. Trend: Sensortechnik macht Immobilien-Wartung günstiger
Ein weiterer Trend, der die Immobilienwirtschaft revolutionieren könnte, sind sogenannte Smart-Real-Estate-Technologien. Dieser Ansicht sind 82 Prozent der befragten Immobilienprofis von Ernst & Young. Diese Technik könnte die Bewirtschaftung von Immobilien vereinfachen und verbilligen. So können damit beispielsweise Sensoren für eine vorausschauende Wartung für mehr Effizienz, Nachhaltigkeit und Kostenreduktion sorgen.
Die Digitalisierung verändert neben der Immobilie selbst auch die Unternehmen der Immobilienwirtschaft: 91 Prozent gaben an, dass sich durch die Digitalisierung herkömmliche Geschäftsmodelle im Asset Management, in der Bewertung oder im Maklergeschäft verändern.
4. Trend: Demographischer Wandel setzt sich fort
Der Immobilienmarkt wird nicht nur von neuen Techniken, sondern auch von einer Veränderung in der Nachfrage getrieben. Treibende Kraft für die Immobilienmärkte ist mittlerweile der demografische Wandel. Dieser Trend wird die zunehmenden Verstädterung vorantreiben, davon sind 93 Prozent der Befragten überzeugt.
5. Trend: Niedrige Zinsen - treiben Anleger weiter in Immobilien
Aber auch das Zinsniveau (80%) und der digitale Wandel (67%) zählen zu den großen Treibern der Immobilienwirtschaft.
„Der demografische Wandel und das Zinsniveau verändern die Nachfrage nach Immobilien und lässt diese steigen. Der digitale Wandel hat dagegen Auswirkungen auf den Bau und den Betrieb der Immobilien“, so Erich Sorli, Partner bei EY Österreich.