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Steyr Automotive – LKW-Hersteller mit langer Geschichte und Zukunft

Aktualisiert
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11 min
Das LKW-Werk von Steyr Automotive in Steyr
Das LKW-Werk von Steyr Automotive in Steyr©Steyr Automotive / LBS Redl
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Seit über 100 Jahren werden in Steyr, Oberösterreich, Lastwägen produziert. 2021 wurde Steyr Automotive von Siegfried Wolf übernommen. Mit der Produktion emissionsfreier Elektro-LKW für VOLTA Trucks startet das Unternehmen (trend TOP500 Ranking: Platz 162) Richtung Zukunft.

von

FACTS: Steyr Automotive GmbH

trend TOP 500 Ranking: 162

  • Gegründet: 1914 / 2021

  • Unternehmenssitz: 4400 Steyr, Schönauerstraße 5

  • Mitarbeiter:innen (2022): 2.060

  • Tätigkeiten: Herstellung von Kfz (Lkw) und Lkw-Komponenten

  • Umsatz (2022): 780 Mio. €

  • Eigentümer:ASW Beteiligungsverwaltungs GmbH (ASW Privatstiftung (Stifter: ASW Wolf KG, KR Ing. Siegfried Wolf)) 100%

  • Management: Johann Ecker, Süleyman Kocak, Florian Mayrhofer

  • Aufsichtsrat: Siegfried Wolf (ARVors), Manfred Eibeck (ARVorsStv), Marcus Bartl, Helmut Emler, Stefan Katzengruber

  • Website: steyr-automotive.com

Fahrzeug-Produktion in Steyr

Das Automobil-Werk am Standort Steyr besteht bereits seit über 100 Jahren. 1916 wurde dort die Automobil-Produktion aufgenommen, 1919 wurde in Steyr der LKW hergestellt. In den 1920er Jahren erlangte Steyr mit seinen Automobilen weit über Österreich hinaus Bekanntheit.

Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage der Zwischenkriegszeit wurden die Steyr-Werke 1928 mit der Austro Daimler-Puchwerke A.G. vereinigt und die Steyr-Daimler-Puch AG entstand. Am Standort Steyr konzentrierte man sich weiterhin auf die Herstellung von Personen- und Lastkraftwagen, bis 1938 zwangsweise auf Produktion in Richtung Rüstungsfahrzeuge umgestellt wurde.

Nach dem zweiten Weltkrieg lag der Fokus zunächst auf der Herstellung von LKW und Traktoren, um den Wiederaufbau zu unterstützen. Bald darauf folgten aber auch wieder PKW – bekannt aus der Zeit ist der von Fiat lizenzierte Puch 500 –, Motorräder und Fahrräder, das berühmte Puch "Waffenrad".

20 Jahre MAN Steyr

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LKW-Produktion bei MAN

 © MAN Truck & Bus SE

1989 wurde die LKW Sparte der Steyr-Daimler-Puch AG von der deutschen MAN Nutzfahrzeuge AG übernommen. Der zur Traton-Gruppe – und damit mehrheitlich zum Volkswagen-Konzern – gehörende LKW-Hersteller baute in der Folge den Standort Steyr massiv aus. 10 Jahre nach der Übernahme war die gesamte MAN LKW-Fertigung von leichten und mittleren Baureihen in Oberösterreich angesiedelt. Auch diverse Sonderfahrzeuge und Komponenten wie Fahrerhäuser wurden in Steyr hergestellt.

Die Lastkraftwägen aus Steyr wurden weltweit exportiert und mehrfach ausgezeichnet. 2005 wurde etwa die in Steyr entwickelte und produzierte neue MAN-Reihe TGL als „Truck of the Year“ ausgezeichnet. Die selbige Ehrung erhielt 2021 der MAN TGX.

Überschattet wurde die Auszeichnung jedoch von der im September 2020 von MAN getroffenen Entscheidung, das LKW-Werk Steyr im Zuge eines konzernweiten Umstrukturierungs- und Sparprogramms, zu schließen, obwohl erst im Jahr 2019 eine Standortgarantie für Steyr bis 2025 abgegeben worden war. Es kam zu heftigen Protesten und Streiks in der Belegschaft und politischen Interventionen, um die LKW-Produktion am Standort Steyr und damit die mehr als 2.000 Arbeitsplätze zu retten.

Die Entscheidung von MAN war dennoch nicht zu kippen. Die Produktion der letzten MAN-LKW der Baureihen MAN-TGL und MAN-TGM endet im Frühjahr 2023. Anschließend wird auch die Herstellung von Komponenten sowie die Lackierung von Kunststoffteilen für MAN auslaufen

Siegfried Wolf und Steyr Automotive

Im Ringen um das LKW-Werk Steyr trat schließlich der langjährige Magna-Manager und Unternehmer Siegfried Wolf an. Mit seinem Übernahmekonzept verband er das Angebot, das Werk und den Großteil der Belegschaft über seine ASW Beteiligungsverwaltungs GmbH zu übernehmen an.

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k.A

 © APA / FOTOKERSCHI.AT/ WERNER KERSCHBAUMMAYR

Nach längeren Verhandlungen und Zugeständnissen an die Mitarbeiter konnte der Kauf abgeschlossen werden. Allerdings gab es auch dagegen Widerstand aus der Belegschaft, denn Wolfs Plan sah vor, dass der Mitarbeiterstand um 600 Köpfe reduziert werden muss und auch bei der übrigen Belegschaft sollte es Lohn- und Gehaltskürzungen geben.

Als Folge der Übernahme wurden die Steyr Werke aus MAN ausgekoppelt und die Steyr Automotive GmbH gegründet, die nun zu 100 % im Besitz der ASW Beteiligungsverwaltung steht, deren alleiniger Besitzer Siegfried Wolf ist. Wolf hat auch den Vorsitz im Aufsichtsrat von Steyr Automotive inne. Die operative Leitung hat das Geschäftsführer-Trio Johann Ecker (geb.1963), Süleyman Kocak (geb.1968) und Florian Mayrhofer (geb.1972) übernommen.

Siegfried Wolfs Pläne sahen ursprünglich eine enge Kooperation mit dem russischen Lkw-Hersteller GAZ vor. Steyr sollte demnach ein internationaler Arm von GAZ werden. Der Plan war nicht uneigennützig, denn Wolf ist der starke Mann und mit zehn Prozent Gesellschafter beim russischen Autobauer GAZ, der zur Russian Machines Gruppe des Oligarchen Oleg Deripaska gehört, wo Wolf nach langer Tätigkeit bei Magna 2010 als Manager eingestiegen war.

Wolfs Intention war, GAZ zu internationalisieren, indem er in Österreich Nutzfahrzeuge baut. Die altehrwürdige Marke "Steyr" sollte dafür wiederbelebt werden. Der im Februar 2022 begonnene russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die folgenden Sanktionen zwangen das Management jedoch, diese Pläne ad acta zu legen und ein alternatives Geschäftsmodell zu entwickeln.

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Siegfried Wolf

 © News Marcus E. Deak

Sigi Wolf - der neue starke Mann bei Steyr Automotive [Porträt]

Mit Übernahme von MAN Steyr und der Umbenennung des Unternehmens in Steyr Automotive hat der Steirer Siegfried Wolf Mitte 2021 einen neuen Höhepunkt in seiner eindrucksvollen Karriere gesetzt.

Der Unternehmer und Manager war zuvor unter anderem Präsident von Magna Europe, managte die zu Oleg Deripaskas Basic Elements Konzern gehörende Automobil-Sparte Russian Machines und ist Minderheitseigentümer der LKW-Sparte GAZ. Während seiner beruflichen Laufbahn war er auch im Aufsichtsrat zahlreicher Unternehmen, von 2008 bis 2015 Aufsichtsratschef der österreichischen Staatsholding ÖIAG.

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Emissionsfreie LKW und Volta E-Trucks

Der Standort Steyr soll in Zukunft vermehrt auf Elektromobilität, Wasserstofftechnologie und autonomes Fahren setzen. "Damit kann der traditionelle Industriestandort mit seinen hochqualifizierten Beschäftigten unter der wiederbelebten Marke Steyr einer erfolgreichen Zukunft entgegensehen", versicherte Wolf via Mitteilung.

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Der emissionsfreie Volta Zero soll schon bald auf den Straßen europäischer Großstädte unterwegs sein. Konkrete Vereinbarungen gibt es mit Paris (Bild) ud London. Produziert werden die Nutzfahrzeuge in Steyr.

 © Richard Parsons / Volta Trucks

Ein Beispiel für diese zukunftsweisende Produktion ist die mit Ende 2022 angelaufene Produktion von Elektro-Lkw für das schwedische Unternehmen Volta Trucks.

Volta Trucks plant derzeit vier Elektro-Lkw-Modelle von 7,5 bis 19 Tonnen herzustellen. Bis 2025 sollen mehr als 27.000 Fahrzeuge pro Jahr gebaut werden. Wichtigster Produktionspartner ist Steyr Automotive. "Das ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten", sagt dazu Volta Trucks Gründer Carl-Magnus Norden im trend Gespräch. "Wir haben die LKW und Steyr hat eine Fabrik und bestens ausgebildetes und geschultes Personal."

Auch Siegfried Wolf ist über den Großauftrag zum Bau der innovativen Volta-Fahrzeuge - der erste für das neue Unternehmen Steyr Automotive - höchst glücklich und hofft auf eine "lange, erfolgreiche Partnerschaft und dauerhafte Zusammenarbeit mit Volta Trucks."

Der im September 2020 als Prototyp vorgestellte Volta Zero ist das weltweit erste vollelektrische 16-Tonnen-Nutzfahrzeug, das speziell für den innerstädtischen Warenverkehr entwickelt wurde und die Umweltauswirkungen von Frachtlieferungen in Innenstädten reduziert. Er wurde von Grund auf mit einer rein elektrischen Reichweite von 150 bis 200 km konzipiert und soll bis 2025 rund 1,2 Millionen Tonnen Kohlendioxidemissionen einsparen.

Auch sicherheitstechnisch wird der von Beginn an für den Elektrobetrieb konzipierte Volta Zero große Verbesserungen bringen. Weil der Verbrennungsmotor entfällt sitzt der Fahrer in einer mittigen Fahrposition, mit einer viel niedrigeren Sitzhöhe als bei herkömmlichen Nutzfahrzeugen. Dies und die weit verglaste Kabine, Head-up Displays und Sensoren bieten dem Fahrer ein weites 220-Grad-Sichtfeld und minimieren gefährliche tote Winkel. Mehr Sicherheit gibt es auch für den Fahrer. Aufgrund der Konstruktion und seiner Position im Auto wird er etwa nicht auf der Straßenseite aussteigen müssen.

Zukunftspläne von Steyr Automotive

Auch bei der Marke Steyr, die nun wiederbelebt werden soll, wird Steyr Automotive auf emissionsfreie Nutzfahrzeuge setzen. Im Rahmen der Internationalen Automobilausstellung (IAA) 2022 in Hannover wurden bereits erste Konzeptfahrzeuge und Designstudien präsentiert. Für diese sogenannten Light Commercial Vehicles (LCV) sind drei Karosserie-Varianten vorgesehen: Kastenwagen, offene Karosserie für Pritsche oder andere Aufbauten sowie eine offene Variante als Doppelkabine. Die Fahrzeuge sollen mit bis zu vier Batterien zu rund 45 KW/h ausgerüstet sein und damit eine Reichweite von 120-480 km erzielen.

Für den öffentlichen Nahverkehr arbeitet Steyr Automotive an einem ebenfalls rein elektrisch betriebenem E-Bus von 6 bis 9 Meter Länge. Das Einsatzgebiet zielt auf den Innenstadtbereich, aber auch kleinere Gemeinden und Nebenlinien ab.

Bereits verfügbar ist die kostenlose App „StART“ (Steyr Automotive Range Tool), mit der Touren von E-Fahrzeugen simuliert werden können, um die Konfiguration der Autos und ihren Energiebedarf planen zu können.

Mit Europas größter Lackieranlage für LKW-Kunststoffanbauteile, sowie einer manuellen Lackierlinie bietet sich das Werk in Steyr zudem auch auf diesem Gebiet als Partner für die Auftragsfertigung an. Die Anlage hat eine Kapazität von rund 3 Mio. Einzelteilen pro Jahr, setzt 36 Roboter in den Lackierkabinen ein und kann damit etwa 80 LKW-Trailer pro Tag lackieren.

Steyr Automotive GmbH im Internet

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