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Amazon, der Online-Handelsgigant

Aktualisiert
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15 min
Amazon, 1994 von Jeff Bezos gegründet, ist heute eines der größten Unternehmen der Welt.
Amazon, 1994 von Jeff Bezos gegründet, ist heute eines der größten Unternehmen der Welt.©2014 Getty Images
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In knapp 30 Jahren hat sich Amazon zur größten Online-Handelsplattform der Welt und einem multinationalen Technologie-Giganten entwickelt, der auch zu den wichtigsten Anbietern von Streaming Entertainment und Cloud Computing gehört. Im Fortune 500 Ranking der größten Unternehmen der Welt liegt Amazon auf Rang 2.

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FACTS: Amazon Inc.

  • Gegründet: 1994 von Jeff Bezos

  • Unternehmenszentrale: 410 Terry Ave N, Seattle 98109, WA, USA

  • Mitarbeiter: 1,5 Millionen

  • Tätigkeiten: Online-Versandhandel, Handelsplattform, Streaming Services, Storage und Cloud Computing Lösungen

  • Umsatz (2022): 513,98 Mrd. $

  • Eigentümer: Das Unternehmen ist börsennotiert. Die größten Anteilseigner sind der Gründer Jeffrey P. Bezos (9,87 %) und seine Ex-Frau MacKenzie Scott (2,88 %). Der wichtigste institutionelle Investor ist die Vanguard Group, die über mehrere Vehikel 17,42 % an dem Unternehmen hält, gefolgt von State Street Corp. (3,21 %) und T. Rowe Price Associates (3,06 %)

  • Börse: US0231351067

  • Management: Andy Jassy (President & CEO), Brian T. Olsavsky (CFO), Douglas J. Herrington (CEO Worldwide Amazon Stores), Adam N. Selipsky (CEO Amazon Web Services)

  • Aufsichtsrat: Jeffrey P. Bezos (Vorsitz), Andy Jassy, Keith B. Alexander (CEO IronNet Inc.), Edith W. Cooper (Co-Founder Medley), Jamie S. Gorelick, Daniel P. Huttenlocher, Judith A. McGrath, Indra K. Nooyi, Jonathan J. Rubinstein, Patricia Q. Stonesifer, Wendell P. Weeks

  • Website: amazon.de; aboutamazon.com; Investor Relations

Umsatz, Gewinn- und Mitarbeiterentwicklung Amazon Inc.

Amazons Weg zum globalen Giganten kann man an der Entwicklung von Umsatz, Gewinn und der Mitarbeiterzahlen ablesen. Das Jahr 2022 war für Amazon allerdings ein schwieriges Jahr. Trotz gestiegener Umsätze blieb das Jahresergebnis negativ.

Jahr

Umsatz (Mrd. $)

Gewinn (Mrd. $)

Mitarbeiter

2005

8,49

0,36

k.A

2006

10,71

0,19

k.A.

2007

14,39

0,47

17.000

2008

19,17

0,65

20.700

2009

24,51

0,90

24.300

2010

34,20

1,15

33.700

2011

48,08

0,63

56.200

2012

61,09

-0,04

88.400

2013

74,45

0,27

117.300

2014

88,99

-0,24

154.100

2015

107,01

0,59

230.800

2016

135,99

2,37

341.400

2017

177,87

3,03

566.000

2018

232,89

10,07

647.500

2019

280,52

11,59

798.000

2020

386,06

21,33

1.298.000

2021

469,82

33,26

1.608.000

2022

513,98

-2,72

1.541.000

Amazons Start als Online-Buchladen

Der Ursprung des heutigen Tech-Giganten geht zurück auf das Jahr 1994. Der damals 30jährige Jeff Bezos war damals Vizepräsident der US-amerikanischen Investmentbank D. E. Shaw & Co. Angetrieben von seiner Faszination für das Internet und den damit verbundenen Möglichkeiten gründete er am 5. Juli 1994 sein eigenes Unternehmen "Amazon". Zunächst mit dem Ziel, Bücher über das Internet zu verkaufen. Der an den Amazonas, den längsten Fluss der Erde, angelehnte Name sollte den des großen Sortiments zum Ausdruck bringen.

Jeff Bezos erzählte später:

Als ich noch für einen Hedgefonds in New York arbeitete, stolperte ich über eine Zahl: Die Internetnutzung wächst um 2300 Prozent im Jahr. Da entschied ich, einen Business-Plan zu entwickeln.

Auf Bücher kam er, weil es bei diesen mit über drei Millionen verschiedenen Titeln eine größere Auswahl gab als bei allen anderen Produkten. Und Bezos setzte sich das Ziel, Amazon zum größten Buchladen der Welt zu machen.

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Amazon-Gründer Jeff Bezos beherrscht den weltweiten Online-Buchhandel

© 2009 Getty Images

Ein Jahr später, am 16. Juli 1995 war die Plattform aufgesetzt und der Buchhandel mit Probekunden lief an. Der war von Beginn an erfolgreich. Im September 1995 war der wöchentliche Umsatz bereits auf über 20.000 Dollar gestiegen. Im Oktober 1995 wurde die Plattform unter der URL amazon.com öffentlich zugänglich gemacht, und von da an ging es rasant weiter. 1996 konnte Amazon bereits einen Umsatz von 15,7 Millionen Dollar erzielen.

Gewinne warf das Unternehmen jedoch keine ab. Es sollte bis zum vierten Quartal des Jahres 2001 dauern, bis das Unternehmen zum allerersten Mal einen Netto-Gewinn verbuchen konnte. Bei einem gleichzeitigen Quartalsumsatz von 1,12 Milliarden Dollar war der Ertrag von 5,09 Millionen Dollar zwar noch sehr bescheiden, aber immerhin war diese Schwelle überschritten.

Bis dahin war es jedoch noch ein langer Weg und es ist wohl einer der größten Erfolge von Jeff Bezos, dass es ihm gelang, diese Durststrecke zu überwinden. Als früherer Investmentbanker wusste der smarte Geschäftsmann, wie das möglich sein würde. Schon im Mai 1997 brachte er das Unternehmen an die Börse - zu einem Ausgabepreis von aus heutiger Sicht geradezu lächerlichen 18 Dollar pro Aktie.Und es gelang Bezos, die Investoren zu überzeugen, dass ein Investment in Amazon ein langfristiges Investment sein müsse, um das Wachstum und den Aufbau der globalen Marke und der notwendigen Infrastruktur zu finanzieren.

Statt Gewinne auszuschütten setzte Bezos daher konsequent auf den weiteren Ausbau der Infrastruktur und Expansion. Und war wohl das erste Unternehmen in der Geschichte des Internets, das die Bedeutung des Data-Minings erkannte und konsequent für seine Zwecke nutzte. Sämtliche Spuren, die Kunden auf der Plattform hinterließen, wurden gesammelt, ausgewertet und für die Verbesserung des eigenen Angebots und die Erweiterung des Produktsortiments genutzt.

Amazon Empire: The Rise and Reign of Jeff Bezos (full documentary) | FRONTLINE

Amazon Marketplace, Amazon Prime und Amazon Web Services

1998 begann die nächste Phase in der Entwicklung Amazons. Von da an wurde das Sortiment um weitere Produkte wie Musik, Elektronik-Produkte, Software und Spielwaren erweitert, und Amazon entwickelte sich in Windeseile in Richtung des Online-Superstores, der Bezos von Anfang an vorgeschwebt war. Ein Shop, in dem man - fast - alle Produkte, die es irgendwo gab, kaufen können sollte.

2002 stellte Bezos mit dem Amazon Marketplace die Weichen dafür. Der Marketplace ermöglichte es auch Drittanbietern, ihre Waren gegen eine Gebühr auf amazon.com anzubieten, was Amazon an die Spitze des weltweiten Online-Handels katapultierte. Damit wurden auf der Plattform zig Millionen von hunderttausenden Anbietern verfügbar. Unternehmen konnten ihre eigenen Brand-Stores auf der Plattform einrichten - kleine lokale Anbieter genauso große Ketten wie Toysrus, Target oder Footlocker.

Amazon wurde so zu einer weltweit bekannten Marke, zu der Online-Shopping-Mall schlechthin und beinahe zu einem Synonym für "Online-Shop". Und Jeff Bezos wurde zum König des Online-Handels, der an jedem über die Plattform verkauften Produkt mitverdiente. Und der auch die Bedingungen dafür diktieren konnte, was bald Spannungen auslöste.

Bezos ließ sich davon jedoch nicht beirren und startete 2005 mit Amazon Prime seine nächste Wette. Und hatte damit wieder Erfolg. Das Prime-Versprechen, Pakete gegen eine jährliche Gebühr kostenlos binnen längstens zwei Tagen zu liefern führte zu einem großen Kunden- und Umsatzwachstum und um das Liefer-Versprechen einhalten zu können begann Amazon in eigene Logistikzentren und Zustellservices zu investieren.

2006 hatte Bezos den nächsten Coup parat. Er stieg mit den Amazon Web Services (AWS) in das Cloud Computing Geschäft ein. Zunächst wurden die AWS-Services hauptsächlich von Entwicklern genutzt, die eine flexible uns zuverlässige IT-Infrastruktur benötigten. Bald wurden die Amazon Web Services jedoch auch von großen Unternehmen genutzt und seit 2017 gilt Amazon als der weltweit führende Anbieter im Cloud Computing, der zahlreiche global verteilte Rechen- und Entwicklerzentren betreibt. Zu den bekanntesten Kunden, die Amazon Web Services nutzen, gehören der Streaming Video Anbieter Netflix, der Cloud-Storage-Spezialist Dropbox oder die Britischen Geheimdienste.

Weitere Angebote von Amazon

Amazon hat derzeit über 300 Millionen Kunden weltweit. Basierend auf dem gut laufenden Kerngeschäft hat Amazon laufend weitere Angebote entwickelt und dabei extrem diversifiziert.

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Mit dem E-Reader Kindle brachte Bezos die Digitalisierung des Buchmarkts ins Rollen.

© 2009 Getty Images
  • Streaming.Mit Services wie Prime Music und Prime Video gehört Amazon zu den weltweit größten Anbietern von Streaming Dienstleistungen.

  • Alexa. Mit Alexa hat Amazon eine Geräte-Gruppe rund um innovative Cloud-Sprachservices entwickelt.

  • Amazon Basics. Unter dem Label Amazon Basics wird eine eigene günstige Produktreihe mit zahlreichen Artikeln des täglichen Bedarfs geführt. Im Sortiment sind unter anderem Computer-Zubehör, Tierbedarf, Matratzen, Fitness-Produkte, Küchengeräte, Kabel, Werkzeuge und vieles mehr.

  • fire Tablets. Seit 2011 bietet Amazon eigene Tablet-PCs, hauptsächlich für die mobile Internetnutzung an. Die Geräte laufen auf dem Betriebssystem Fire OS, auch der darauf installierte Web-Browser "Silk" ist eine Amazon-Entwicklung

  • fire TV Stick. Mit dem fire TV Stick hat Amazon ein Produkt in der Hand, das ältere TV-Geräte mit HDMI-Anschlüssen in Smart TVs verwandelt und so für Streaming Services öffnet.

  • Kindle. Der E-Book-Reader des Unternehmens ist seit 2007 ein Fixpunkt im Sortiment.

  • Amazon fresh. Der in Österreich bislang nicht verfügbare Lebensmittel-Lieferservice wurde ebenfalls 2007 gestartet.

  • Amazon business. Für den Einkauf von Geschäftskunden wurde Amazon business gestartet. Gewerbliche Kunden können dort zu attraktiven Preisen und flexiblen Bedingungen einkaufen. Angeboten werden unter anderem IT-Produkte, Bürobrdarf, Bau- und Handwerkerbedarf, Reinigungsprodukte und Produkte für die Kaffeeküche.

Aufstieg mit Konflikten

Ab 2005, dem Jahr als "Prime" eingeführt wurde, begannen sich die Investitionen der Anfangsjahre auch für die Investoren richtig zu lohnen. Das Geschäftsjahr 2005 wurde bereits mit einem Gewinn von 350 Millionen Dollar abgeschlossen. Fünf Jahre später waren es bereits 1,15 Milliarden, und 2021 blieben netto 33,26 Milliarden Dollar in der Kassa.

Der Aufstieg Amazons zur Supermacht im globalen Handel blieb jedoch auch nicht ohne Kontroversen. Mit den Buch-Verlagen, für die Amazon in der Zwischenzeit der wichtigste Kunde geworden war, kam es zu Konflikten, weil Amazon die Preise und die Verkaufsspannen wollte bestimmen. Spannungen, die eine neue Dimension erreichten, als Amazon im Jahr 2007 seinen ersten eReader Kindle vorstellte und begann, elektronische Kindle-Versionen neu erschienener Bücher um 9,99 $ zu verkaufen.

Immer wieder beklagten und beklagen Mitarbeiter in den zahlreichen Logistikzentren des Unternehmens die dortigen Arbeitsbedingungen. Und seit der Gründung sträubt sich Amazon gegen die gewerkschaftliche Organisation seiner Mitarbeiter. Betriebsräte gibt es bei dem US-Konzern ebenso wenig. In zahlreichen Ländern - darunter in den USA, Deutschland, Frankreich, Spanien, Polen - werden kommt es seit Jahren immer wieder zu Streiks unter den Mitarbeitern, die bessere Bezahlungen und bessere Arbeitsbedingungen fordern.

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Proteste gegen die Arbeitsbedingungen und Steuerpolitik von Amazon

© 2018 Getty Images

Amazon in Österreich

Amazon ist seit 1999 in Österreich vertreten. Die Webseite „amazon.at“ führt jedoch seit vielen Jahren auf die Deutsche Seite amazon.de führt. Verwaltet werden die Österreich-Geschäfte von der Amazon Digital Germany GmbH mit Sitz in München. In Österreich gibt es vier Amazon-Verteilzentren, zudem ein Amazon Web Services Büro im Icon Tower in Wien und einen Standort für Forschung und Entwicklung in Graz. Hauptverantwortlich für die Amazon-Geschäfte in Österreich ist Rocco Bräuniger, der seit Jänner 2022 Country Manager für Deutschland, Österreich und die Schweiz ist.

Insgesamt kommt Amazon an seinen sechs österreichischen Standorten so auf insgesamt 600 Mitarbeiter. Hinzu kommen rund 600 Beschäftigte in der Paket-Zustellung, die jedoch zum Großteil Subunternehmen zuzuordnen sind.

Auch in Österreich gab es - bei anhaltend hoher Kundenzufriedenheit - immer wieder Kritik an den Arbeitsbedingungen und der Steuerpolitik des Online-Giganten. Im Februar 2020 stellte die österreichische Finanzpolizei bei einer Razzia im Amazon-Verteilzentrum Großebersdorf 987 Rechtsverstöße von Amazon-Subunternehmern fest und beantragte Strafen über 767.440 Euro sowie Forderungspfändungen über 325.192 Euro und Sicherstellungen im Wert von 88.421 Euro. Kritikpunkte, die Amazon jedoch offenbar in der Folge ausgeräumt hat, denn bei einer weiteren Razzia im Juni 2021 konnte die Finanzpolizei nur noch einen einzigen Verstoß aufgrund eines Steuerrückstandes feststellen.

Im April 2021 gab das österreichische Finanzministerium offizielle Zahlen zum Onlinehandel bekannt, denen zufolge Amazon im Jahr 2020 in Österreich keine Steuern abgeführt hatte. Die in Österreich von Amazon erwirtschafteten Umsätze wurden auf ca. 500 Millionen € geschätzt.

Jeff Bezos

Der am 12. Jänner 1964 geborene Jeffrey Preston „Jeff“ Bezos hat an der Princeton University Elektrotechnik und Informatik studiert und arbeitete zunächst für die Mobilfunkgesellschaft FITEL und anschließend für die Vermögensverwalter Bankers Trust und D. E. Shaw in New York, ehe er mit seiner Frau MacKenzie nach Seattle ging, um dort Amazon aufzubauen. Der Bezos-Ehe, die 2019 geschieden wurde, entstammen drei Söhne. Das Paar hat eine Tochter adoptiert.

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Space-Cowboy: Jeff Bezos (mit Hut) am Tag des Blue Origin Jungfernflugs

© 2021 Getty Images

Bezos hat mit Amazon extremen Reichtum erlangt. Er galt über mehrere Jahre als der reichste Mann der Welt und war der erste Mensch der Welt, dessen Vermögen die Marke von 200 Milliarden US-Dollar überstieg. Nach seiner Scheidung von MacKenzie Bezos (jetzt Scott) liegt er mit einem Vermögen von rund 107 Milliarden US-Dollar immer noch auf Rang 5 im Forbes Ranking der reichtsen Menschen der Welt.

Im Jahr 2000 gründete Bezos das Raumfahrtunternehmen Blue Origin, mit dem er an der Entwicklung kommerzieller Raumflüge arbeitet. Der erste von BlueOrigin durchgeführte suborbitale Raumflug fand im Juli 2021 statt. An Bord waren unter anderem Jeff Bezos und dessen Bruder Mark. BlueOrigin arbeitet auch an der Entwicklung der Mondlandefähre Blue Moon und hat Ideen für den Bau von riesigen, bewohnbaren Raumstationen entwickelt.

Im Jahr 2013 hat Bezos die Tageszeitung "The Washington Post" übernommen, die größte Tageszeitung in der US-Hauptstadt Washington D.C. Bezos versicherte, nicht ins Tagesgeschäft der Zeitung einzugreifen und spendierte dem Blatt 2016 ein neues Bürogebäude.

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Jeff Bezos präsentiert das neue Bürogebäude der Washington Post

© 2016 Getty Images

Im Februar 2021 kündigte Bezos an, sich als CEO von Amazon zurückzuziehen. Dieser Schritt erfolgte mit 5. Juli 2021. CEO von Amazon ist seither Andy Jassy, der schon viele Jahre bei Amazon war und dort maßgeblich am Aufbau und der Entwicklung der Amazon Web Services beteiligt war. Bezos ist seither Aufsichtsratschef von Amazon.

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