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Mavie: Uniqa-Gesundheitsdienstleister wächst durch Übernahmen

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Lukas Mayerl und Christoph Schnedlitz (v. l.), beide Geschäftsführer bei Mavie.

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Der Versicherungskonzern Uniqa hat vor allem über Zukäufe einen innovativen Gesundheitsdienstleister geschaffen. Heute ist Mavie Next in zehn Ländern tätig und will spätestens 2026 die Marke von 100 Millionen Euro Umsatz knacken. Eine Blaupause gibt es dafür nicht.

Seine Mission begann vor einem Jahr in Prag. Dort traf Christoph Schnedlitz, Chef von Mavie Work mit Sitz in Wien, den erfolgreichen Gründer von Assessment Systems, Rostislav Benak. Man unterhielt sich über die Schwerpunkte beider Unternehmen, die in der betrieblichen Gesundheitsförderung liegen, und erkannte im Verlauf des Gesprächs eine spannende Zukunftsoption: „Wir waren schnell von der Idee begeistert, uns zusammenzuschließen“, sagt Schnedlitz. Ende August wurde die Akquisition von Assessment Systems offiziell verkündet – für Mavie Work ein entscheidender Wachstumsschritt: Das Team vergrößerte sich von knapp 100 auf 160 Mitarbeiter, zu Österreich und Deutschland kamen sechs CEE-Länder hinzu, der Umsatz verdoppelte sich. „Dank des neuen umfassenden Angebots in der betrieblichen Gesundheitsvorsorge planen wir in den nächsten Jahren, im Schnitt 30 Prozent pro Jahr zu wachsen“, kündigt Schnedlitz an.

Auf Einkaufstour

Mavie Work ist ein immer bedeutenderer Teil von Mavie Next, dem jungen, innovativen Gesundheitsökosystem des Versicherungskonzerns Uniqa. Dieses zielt darauf ab, Innovationspotenziale zu identifizieren und zukunftsweisende Gesundheitslösungen voranzutreiben. Etliche der heute angebotenen Services wurden durch Zukäufe hereingeholt oder gestärkt, etwa Mavie Telemed (mehrheitliche Übernahme des polnischen Telemedizinanbieters Telemedi), Cura Domo (70 Prozent-Beteiligung an der gleichnamigen Pflegefirma), MavieMe (innovative Zuhause-Tests für Blut und Darmmikrobiom, Beteiligung an Biome Diagnostics) oder eben Mavie Work (betriebliche Gesundheit, Erwerb von Assessment Systems in Tschechien und Start-up Wellabe in Deutschland).

In den Aufbau von Mavie Next und die Zukäufe hat Uniqa bisher eine niedrige dreistellige Millionensumme investiert. Innerhalb von fünf Jahren entstand so ein komplett neuer Geschäftsbereich, der nächstes Jahr die 100-Millionen-Euro-Umsatz-Marke knacken soll, aber weit darüber hinaus denkt: „Wir sind an weiteren Akquisitionen interessiert. Das können weitere betriebliche Gesundheits- und Telemedizin-Anbieter sein, aber auch sonstige Ergänzungen und Erweiterungen unserer Kundenreise in Österreich und CEE“, sagt Lukas Mayerl, CEO von Mavie Next.

Stemmte Uniqa die Zukäufe bisher aus eigener Kraft, gibt es mit der Raiffeisen Holding NÖ-Wien seit einigen Monaten einen finanzkräftigen Partner. Das Kreditinstitut erwarb 25,1 Prozent an Mavie Next und nahm dafür einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag in die Hand. Bis 2030 plant man, rund 100 Millionen Euro in Mavie Next zu investieren.

Start-Vorteil

Dass sich Assekuranzen nicht mehr nur drauf konzentrieren, bei Krankheit zu zahlen, sondern im Gesund werden und bleiben engagieren, ist ein Trend aus den USA, dermittlerweile nach Europa geschwappt ist. Zu den Pionieren zählt die britische Krankenversicherung Bupa, die als Spitalsbetreiber expandiert. Ein anderes Beispiel kommt aus der Schweiz: Hier finanzieren mehrere Versicherer gemeinsam den Aufbau einer digitalen Gesundheitsplattform, über die ihre Kunden Zugang zu Online-Terminbuchung, Telemedizin oder Symptom-Checker erhalten. Das Uniqa-Modell sticht heraus, weil es sich auf drei Säulen stützt: Krankenversicherungen, Spitäler (Mavie Med) und innovative Gesundheitsleistungen (Mavie Next). „In Europa gibt es bisher nichts Vergleichbares“, sagt Florian Brunnader, BCG-Versicherungsexperte.

Entsprechend schwierig ist die Bewertung im aktuellen Stadium. „Mavie ist ein Geschäftsfeld, das gerade aufgebaut wird und definitiv spannend ist, aber der Wert ist für den Markt derzeit noch schwer einschätzbar“, sagt Thomas Unger, Analyst der Erste Group. Zwar informiere der Uniqa-Vorstand über das neue Thema regelmäßig, konkrete Zahlen gebe es dazu aber nicht, diese gingen im Bereich Krankenversicherung auf – bei einem jungen Geschäftsbereich nichts Ungewöhnliches.

Als Risiken sehen Experten den hohen Kapitalbedarf, das Thema Datenschutz bei Gesundheitsthemen und strategische Veränderungen auf Konzernebene. Schaut man sich in Europa um, so ist laut BCG aber noch keine Versicherung mit ihren Gesundheitsambitionen gescheitert. Was es aber gab, sind strategische Schärfungen, etwa bei der britischen Assekuranz Bupa, die teilweise das Klinikgeschäft in UK verkaufte.

Bei Mavie Next spielen sich die Anpassungen bisher auf einer anderen Ebene ab. Hier wurde etwa das selbstinitiierte Projekt Aponect, das Apotheken über eine App Click-&-Collect-Möglichkeiten für Medikamente angeboten hat, eingestellt, da andere Innovationen vielversprechender erschienen.

Mavie Telemed, der auf der Beteiligung des polnischen Telemedizin-Marktführers beruht, expandierte 2024 nach Österreich und CEE. Über MavieMe werden neuerdings auch Cortisoltests verkauft. Und Mavie Work kann nun auch Unternehmen in Zentral- und Osteuropa so­genannte Employee-Assistance-Programme bereitstellen, um Mitarbeitende im Umgang mit Stress und bei Krisen zu unterstützen.

„Wer ein junges Gesundheitsportfolio aufbaut, wettet auf die Zukunft“, sagt Brunnauer: „Aber nicht jeder Bereich muss grenzenlos wachsen oder Profit abwerfen. Manche Themen sind schlicht wichtig, um Kundinnen und Kunden zu begeistern und einzubinden.“

Der Artikel ist im trend.PREMIUM vom 10. Oktober 2025 erschienen.

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