
Janis Jung: Aufsichtsratsvorsitzender von Palmers und Mitglied des Executive Boards beim neuen Eigentümer, Change of Scandinavia.
©FOTO: LUKAS ILGNERIn Österreich hält man an der Traditionsmarke fest, in CEE firmieren die Läden künftig unter Change Lingerie. Ex-Palmers-CEO Janis Jung steigt in der Holding auf.
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Die Zukunft von Palmers wird in Farum entschieden. In dem 20 Kilometer von Kopenhagen entfernten Ort liegt die Zentrale von Change of Scandinavia, dem neuen Eigentümer des in die Pleite geschlitterten Wäscheherstellers. „Farum ist das Mödling von Wien“, sagt Janis Jung, der den CEO-Job bei Palmers im August an den Gründer und Chef von Change of Scandinavia, Claus Walther Jensen, abgegeben hat. Er selbst ist als Vorsitzender in den Aufsichtsrat von Palmers gewechselt und in der dänischen Holding in das vierköpfige Executive Board aufgerückt. Als solcher pendelt er zwischen Mödling, dem neuen Bürostandort von Palmers, und Farum.
Jungs neuer Titel: Chief Brand Officer. Auf globaler Ebene verantwortet er nun die Themen Marketing und Vertrieb und somit auch die Positionierung von Palmers. „In Österreich bleibt die Marke Palmers erhalten, während wir international unter Change Lingerie auftreten“, kündigt Jung an. Das bedeutet einen aufwendigen Rebranding-Prozess: In Deutschland und CEE – dort ist Palmers in Tschechien, der Slowakei, Kroatien sowie über Franchisepartner unter anderem in Bulgarien und Albanien präsent – wird die österreichische Traditionsmarke sukzessive durch die Marke des neuen Eigentümers ersetzt. Die sechs Change Lingerie-Standorte in Österreich werden hingegen zu Palmers-Filialen.
Change of Scandinavia, 1995 von Jensen und seiner Partnerin Gitte Breil gegründet, ist Marktführer bei Damenwäsche in Skandinavien. Zur Gruppe gehören über 300 Shops in Europa und in Kanada. Der Retail-Umsatz lag zuletzt bei rund 118 Millionen Euro, auf Grund von Restrukturierungen wurde aber ein Verlust ausgewiesen. Mit der Palmers-Übernahme kommen 116 Filialen in Österreich hinzu, davon rund die Hälfte im Franchise-System. Eine weitere Redimensionierung ist laut Jung nicht geplant. „Sofern der neue Eigentümer über ausreichend Mittel verfügt und sich nicht übernimmt, profitiert er hierzulande von einem attraktiven Standortnetz, einschließlich einiger Toplagen“, sagt Roman Schwarzenecker, Gesellschafter des niederösterreichischen Beratungsunternehmens Standort+Markt. Die eigentlichen Herausforderungen lägen eher woanders: in der Logistik, der Beschaffung, der Produktion.
80 BH-Größen
„Change of Scandinavia zeichnet sich dadurch aus, dass das Familienunternehmen die gesamte Supply Chain verantwortet“, sagt Jung: „Es gibt eigene Fabriken in China, wo künftig auch für Palmers produziert werden soll.“ Was das Angebot in den Filialen betrifft, will man sich auf die ursprünglichen Kernprodukte konzentrieren, also auf BHs und Lingerie. Dort liege auch die große Kompetenz von Change of Scandinavia, die 80 verschiedene BH-Größen anbieten. Bei Palmers gab es bisher lediglich 40 Varianten. Jung: „Wir werden das Palmers-Sortiment um Change-Lingerie-Produkte erweitern, um neue Kund:innen anzusprechen.“
Bei der Sanierung sieht sich Palmers auf Kurs. Von den anerkannten Forderungen in Höhe von 37,2 Millionen Euro muss innerhalb von 24 Monaten eine Quote von insgesamt 20 Prozent gezahlt werden. Die ersten fünf Prozent sind bereits geflossen. Die zweite Rate, fällig im Mai 2026, gilt bei Sanierungen oft als Knackpunkt.
Palmers agiere künftig als „erweiterter Vertriebsarm“ der dänischen Holding, dadurch verbessere sich die Kostenstruktur, sagt Jung: „Wir gehen davon aus, in der Bilanz per 31.1.2026 ein leicht positives Ergebnis auszuweisen.“